Menstruationsbeschwerden und PMS
PTA-Fortbildung

Fit durch die Tage

Vor allem junge Mädchen klagen über krampfhafte Regelschmerzen oder Zyklusstörungen. Aber auch erwachsene Frauen können damit Probleme haben. Im Alter zwischen 30 und 40 stellen sich zudem oft PMS-Beschwerden ein. Warum eigentlich?

18 Minuten

Mönchspfeffer Hormonregulierend wirkt auch der Extrakt aus den Früchten des Mönchspfeffers (Vitex agnuscastus, auch Keuschlamm genannt). Als Dopamin-Agonist führt Mönchspfeffer zu einer Senkung der Prolaktinspiegel. Folglich wird die hemmende Wirkung des Prolaktins auf die Eierstöcke reduziert, sodass ausreichend Progesteron gebildet und damit das gestörte Gleichgewicht zwischen Estrogen und Progesteron wiederhergestellt werden kann. Die wässrig-alkoholischen Extrakte werden häufig bei den verschiedenen Menstruationsstörungen eingesetzt, vor allem bei unregelmäßigen und schmerzhaften Regelblutungen sowie schmerzhaft geschwollenen Brüsten im Rahmen prämenstrueller Beschwerden. Voraussetzung für eine erfolgreiche Wirksamkeit ist die regelmäßige Einnahme des Extraktes über mindestens drei Monate. Als wirksam gelten standardisierte Präparate mit einer Tagesdosis von 30 bis 40 mg Droge. Vitex agnuscastus zählt zu den Klassikern in der Frauenheilkunde.

Eigentlich ist Mönchspfeffer ein anerkanntes Phytotherapeutikum bei Regeltempoanomalien (unregelmäßige Menstruation), prämenstruellen Beschwerden und der Mastodynie (schmerzende Brüste) – so lauten zumindest die Indikationen, die die Kommission E des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes medizinisch anerkannt hat. Auch die Monographie der ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) führt neben der PMS einschließlich Spannungsgefühl und Schmerzen in den Brüsten noch Menstruationsstörungen wie zu häufige (Polymenorrhö), zu wenige (Oligomenorrhö) oder fehlende Regelblutungen (Amenorrhö) auf. In der Praxis haben sich die Extrakte aber auch bei der Dysmenorrhö bewährt. Die klinische Wirksamkeit wird auf das Zusammenspiel aller Inhaltsstoffe (ätherische Öle, Iridoidglykoside, Flavonoide und verschiedene Fettsäuren) zurückgeführt und gilt bei den monographierten Anwendungsgebieten als belegt.

Traubensilberkerze Eine weitere pflanzliche Alternative sowohl bei der Dysmenorrhö als auch bei PMS ist die Traubensilberkerze (Actaea racemosa, Synonym: Cimicifuga racemosa). Wässrig-alkoholische Extrakte aus dem Wurzelstock senken ebenfalls die Prolaktinsekretion und sind daher von der Kommission E positiv bei prämenstruellen und dysmenorrhoischen Beschwerden monographiert. Außerdem sind klimakterisch bedingte neurovegetative Beschwerden in der Monographie aufgeführt. Klimakterische Beschwerden wie Hitzewallungen, starkes Schwitzen, Schlafstörungen und nervöse Reizbarkeit nennt auch die ESCOP und es ist auch die Indikation, für die die Traubensilberkerze-Präparate vorrangig bei uns zugelassen sind.

Die Wirkungen des Traubensilberkerzen- Extraktes bei Wechseljahresbeschwerden werden hauptsächlich über eine selektiv modulierende Wirkung am Estrogenrezeptor erklärt. Darüber hinaus wird auch eine Modulation an zentralnervösen Rezeptoren in den Regulationszentren für Stimmungslage und Körpertemperatur angenommen, wodurch es zu den positiven Wirkungen bei neurovegetativen und psychischen Beschwerden kommt. Da bei PMS psychische Beschwerden wie depressive Verstimmungen oder Unruhezustände ebenfalls eine Rolle spielen, können Phytotherapeutika mit dem Wurzelstock der Traubensilberkerze ebenfalls eine Therapieoption sein. Als wirksame Tagesdosis gelten 40 mg Droge beziehungsweise die entsprechende Menge des Trockenextraktes.

Johanniskraut & Co. Bei PMS mit depressiven Verstimmungen helfen auch stimmungsaufhellende Drogen wie Johanniskraut (Hyperici herba). Daher sind auch Kombinationsmittel aus Traubensilberkerze und Johanniskraut eine gute Empfehlung. Zudem können Präparate mit Melissenblättern, Baldrianwurzel, Hopfenzapfen und Passionsblume die Reizbarkeit dämpfen und das Ein- und Durchschlafen fördern. Bei stärkeren psychischen Problemen werden auch Antidepressiva, vor allem selektive Serotonin- Wiederaufnahmehemmer, verordnet. Sie erhöhen die Konzentration des Botenstoffes Serotonin im Gehirn, die bei Frauen mit PMS oft erniedrigt ist. Aus demselben Grund kann Vitamin B6 (Pyridoxin) psychische PMS-Beschwerden verringern. In Studien waren vor allem Dosierungen zwischen 50 und 100 mg wirksam. Erklärt werden die positiven Effekte mit der Funktion des Pyridoxins als Cofaktor bei der Serotoninsynthese. 

Fazit Bei Menstruationsbeschwerden ist kein Patentrezept vorhanden. So individuell die Beschwerden sind – vor allem bei PMS – so verschiedenartig ist auch die Therapie von Frau zu Frau. Oftmals können bereits Lebensstilveränderungen Linderung bringen. In der Regel werden die Beschwerden symptomatisch behandelt, und zwar vorrangig die Symptome, die die Betroffenen am meisten beeinträchtigen. Es lässt sich aber auch ursächlich ins Geschehen eingreifen. Vor allem hilft es, konstante Hormonspiegel anzustreben, um die aus der Balance geratenen Hormone zu regulieren. Eine ärztliche Verordnung von Estrogen-Gestagen-Präparaten ist dafür nur eine Option. Vielen Kunden ist bereits mit Ihrer Empfehlung eines pflanzlichen Präparates hinreichend geholfen. Unterstützend bieten sich verschiedene Teemischungen an.

Gode Chlond, Apothekerin

×