Menstruationsbeschwerden und PMS
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Vor allem junge Mädchen klagen über krampfhafte Regelschmerzen oder Zyklusstörungen. Aber auch erwachsene Frauen können damit Probleme haben. Im Alter zwischen 30 und 40 stellen sich zudem oft PMS-Beschwerden ein. Warum eigentlich?

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Individueller Symptomkomplex Mehr als 150 verschiedene Symptome sind bekannt, die das weibliche Wohlbefinden in der zweiten Zyklushälfte beeinträchtigen und einen so hohen Leidensdruck erzeugen können, dass sie behandelt werden müssen. Die ganze Palette an körperlichen und psychischen Beschwerden wird unter dem Begriff PMS zusammengefasst. Bei den körperlichen Beeinträchtigungen dominieren Wassereinlagerungen (Ödeme) sowie Spannungsgefühle und Schmerzen in der Brust. Die Brüste können derart anschwellen, dass jede Berührung schmerzt. Dieses Phänomen kann den Symptomkomplex maßgeblich bestimmen, weshalb es auch als eigenständiges Beschwerdebild angesehen und mit dem Begriff Mastodynie bezeichnet wird.

Durch Ansteigen des Estrogenspiegels nach der Regelblutung lagert sich in der zweiten Zyklushälfte vermehrt Wasser in das Brustdrüsengewebe ein und führt zur Volumenvergrößerung der Brust. Bei den an PMS leidenden Frauen geschieht dies in einem so starken Maße, dass es zu einem unangenehmen Schwellungs- und Schweregefühl kommt. Daneben bildet sich in den Milchgängen der Brustdrüse etwas eingedicktes Sekret, das zusätzlich Druck auf das umgebende Gewebe ausübt und für die Spannungsgefühle mitverantwortlich ist. Mit Einsetzen der Periode wird eingelagertes Wasser über die Harnwege wieder ausgeschieden und die Druck- und Schmerzempfindlichkeit der Brust lässt nach.

Außerdem klagen betroffene Frauen häufig über Kopf- und Rückenschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Hautunreinheiten, Müdigkeit, Appetitsteigerung, sowie Magen-Darm-Beschwerden. Bei anderen Frauen stehen psychische Beschwerden im Vordergrund. Besonders häufig treten innere Unruhe, Anspannung, Nervosität, Reizbarkeit sowie Verstimmungen, Schlaflosigkeit und Leistungsabfall auf. Prägen auffällig starke psychische Symptome das Beschwerdebild, dann spricht man von einer Prämenstruellen Dysphorischen Störung (PMDS), das heißt einer besonders schwerwiegenden Form des PMS, die offiziell als Krankheit anerkannt ist.

Typischer zyklusabhängiger Verlauf So individuell und verschiedenartig sich das Krankheitsbild äußert, so gleich ist der monatlich immer wiederkehrende Ablauf: Die Symptome beginnen grundsätzlich in der zweiten Zyklushälfte ungefähr fünf bis sieben Tage vor Menstruationsbeginn, werden zunehmend stärker bis sie mit dem Auftreten der Blutung wieder abklingen. Dieser typische Verlauf ist entscheidend für eine gesicherte Diagnosestellung. Da die Symptome vielfältig sind, ist es nicht immer einfach, die Diagnose zu stellen. Bestehen die Beschwerden zyklusunabhängig weiter, muss auch an Erkrankungen gedacht werden, die in ihrem Beschwerdebild PMS lediglich ähneln.

Voraussetzungen für ein PMS sind, dass die Beschwerden zyklusabhängig auftreten, sich zur Periode hin verstärken und in der ersten Zyklushälfte ein symptomfreies Intervall von mindestens einer Woche Dauer vorhanden ist. Zur Objektivierung der Symptome sollten Betroffene einen Regelkalender führen, in dem sie mindestens über zwei bis drei Monate die Beschwerden, ihre Stärke und den zeitlichen Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus sowie anderen Begleitumständen wie Ernährung oder Aktivitäten festhalten. Letztendlich ist PMS eine Ausschlussdiagnose. Sie wird gestellt, wenn andere mögliche Erkrankungen mit ähnlichen Beschwerdebildern als Ursache ausgeschlossen worden sind. Dazu zählen beispielsweise der Beginn der Wechseljahre, gynäkologische Erkrankungen wie eine Endometriose, Depressionen oder Angststörungen sowie Schilddrüsenfehlfunktionen.

TEE TRINKEN

Gegen Menstruationsbeschwerden aller Art werden verschiedene Teemischungen angeboten. Mönchspfeffer und Traubensilberkerze eignen sich nicht, da die lipophilen – für die Wirkung aber mitverantwortlichen - Inhaltsstoffe in den wässrigen Auszügen fehlen. Bei Dysmenorrhö haben sich hingegen krampflösende Drogen wie beispielsweise Gänsefingerkraut (Anserinae herba), Melissenblätter (Melissae folium), Scharfgarbenkraut (Millefolii herba) oder Kamillenblüten (Matricariae flos) bewährt. Zudem tut Ingwer (Zingiber officinale) gut. Er löst nicht nur Krämpfe, sondern wirkt auch schmerzhemmend.

Traditionell wird auch Frauenmantelkraut (Alchemillae castus) als Tee getrunken. Bei Zyklusstörungen ist aufgrund seiner zyklusregulierenden Wirkung Hirtentäschelkraut (Bursae pastoris herba) empfehlenswert. Entwässernde Bestandteile wie Brennnesselkraut (Urticae herba), Schachtelhalmkraut (Equiseti herba), Birkenblätter (Betulae folium) oder Hauhechelwurzel (Ononidis radix) finden sich in Mischungen gegen PMS, um Wassereinlagerungen und mastopathische Beschwerden zu lindern. Stehen psychische Beschwerden im Vordergrund, sind Tees mit antidepressiv-wirksamen Drogen wie Johanniskraut (Hyperici herba) und schlafanstoßenden Bestandteilen wie Lavendelblüten (Lavandulae flos) oder Melissenblätter (Melissae folium) eine gute Option.


Multifaktorielles Geschehen
Bis heute sind die genauen Ursachen für das PMS nicht eindeutig geklärt. Aufgrund der Vielfalt an Symptomen geht man von einer multifaktoriell bedingten Störung aus, bei der es sich um ein kompliziertes Wechselspiel im fein abgestimmten Zusammenwirken der Hormone handelt. Aufgrund des zyklusabhängigen Verlaufs gilt der Zusammenhang mit hormonellen Umstellungen nach dem Eisprung als gesichert. Vermutlich reagieren betroffene Frauen besonders empfindlich auf Estrogen-Progesteron-Veränderungen, insbesondere auf die abfallenden Estrogenspiegel in der zweiten Zyklushälfte.

Zudem scheinen hormonelle Reize mit bestimmten Neurotransmittersystemen zu interagieren, wobei der Botenstoff Serotonin eine besondere Rolle spielt. So kommt es durch eine Fehlregulation des Serotoninstoffwechsels im zentralen Nervensystem bei Frauen mit PMS in der zweiten Zyklushälfte zu einem abgesenkten Serotoninspiegel. Die Prolaktinwerte scheinen hingegen erhöht zu sein. Eine Hyperprolaktinämie bewirkt eine verstärkte Durchblutung und regt das Wachstum des Brustdrüsengewebes an, woraus ein Spannungsgefühl und Schmerzen in der Brust resultieren.

Zudem kann ein Zuviel an dem Hypophysenvorderlappen-Hormon Prolaktin dazu führen, dass der Gelbkörper in der zweiten Zyklushälfte nicht funktionsfähig ist. Der nach dem Eisprung zum Gelbkörper umgebaute Follikel kann dann nicht mehr ausreichend mit der Produktion und Abgabe von Progesteron nachkommen. Wahrscheinlich sind auch die genetische Veranlagung und die aktuelle psychosoziale Situation der Frau relevant. Ebenso können Lebensumstände wie Stress, ungünstige Ernährung (z. B. ein Mangel an Vitamin B6 oder Magnesium, zu salzreiche Kost) und zu geringe Bewegung die Beschwerden bei PMS verstärken oder begünstigen.

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