Menstruationsbeschwerden und PMS
PTA-Fortbildung

Fit durch die Tage

Vor allem junge Mädchen klagen über krampfhafte Regelschmerzen oder Zyklusstörungen. Aber auch erwachsene Frauen können damit Probleme haben. Im Alter zwischen 30 und 40 stellen sich zudem oft PMS-Beschwerden ein. Warum eigentlich?

18 Minuten

Selbstmedikation möglich? Um die Frage zu beantworten, ob Menstruationsbeschwerden in Eigenregie therapiert werden können, ist ein ausführliches Beratungsgespräch erforderlich. PTA oder Apotheker müssen erfragen, ob eventuell behandlungsbedürftige Grunderkrankungen vorliegen, die gleichartige Symptome hervorrufen können. Beispielsweise sind häufig Depressionen oder Schilddrüsenfehlfunktionen Auslöser für PMS-ähnliche Beschwerden.

Auch starke Schwellungen und Schmerzen in der Brust sollten vorsichtshalber beim Gynäkologen kontrolliert werden, um bösartige Veränderungen auszuschließen. Ebenso sind unter Umständen Dysmenorrhö-Beschwerden ein Fall für den Arzt. So müssen schmerzhafte Menstruationsblutungen immer ärztlich abgeklärt werden, wenn sie sehr stark sind oder erstmals nach zuvor langer, beschwerdefreier Zeit auftreten. Gleiches gilt für unklare Unterleibsschmerzen sowie für verschiedene Zyklusanomalien, vor allem wenn rezeptfreie Präparate keine ausreichende Besserung gebracht haben.

NSAR bei Dysmenorrhö Klassische Empfehlung bei Menstruationsschmerzen sind nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), die als Prostaglandinsynthese-Hemmer kausal ins Schmerzgeschehen eingreifen. Unter ihnen sind Ibuprofen und Naproxen Mittel der Wahl. Beide Stoffe hemmen in der Arachidonsäurekaskade die Cyclooxigenase und inhibieren dabei die Entstehung der für die Schmerzen und Krämpfe verantwortlichen Prostaglandine. Welches der beiden Mittel sich besonders für schmerzhafte Regelblutungen eignet, lässt sich nicht pauschal sagen. Naproxen hat gegenüber Ibuprofen den Vorteil einer vergleichsweise langen Wirkdauer von bis zu zwölf Stunden. Allerdings wird die schmerzstillende Wirkung der verschiedenen NSAR – wie bei anderen Schmerzarten auch – von den Frauen individuell unterschiedlich empfunden.

Besonders effektiv wirken beide Wirkstoffe bei rechtzeitiger Einnahme in einer ausreichend hohen Dosierung. Daher sollte bei der Beratung immer auf die geeignete Initialdosis hingewiesen werden. Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene können mit einer Dosis von 400 mg Ibuprofen starten und danach alle sechs Stunden mit 200 bis 400 mg nachdosieren, wobei die maximale Tageshöchstdosis von 1200 mg einzuhalten ist. Jüngere Mädchen im Alter von zehn und elf Jahren dürfen lediglich eine Tablette à 200 mg einnehmen und maximal 800 mg am Tag. 600 mg ist schließlich die Höchsttagesdosis für Kinder zwischen sechs und neun Jahren.

Dies ist wichtig zu wissen, denn wenn auch das durchschnittliche Alter bei der ersten Regelblutung (Menarche) in Deutschland bei 12,8 Jahren liegt, ist es dennoch möglich, dass auch schon junge Mädchen mit neun Jahren wegen Regelschmerzen in der Apotheke ein Schmerzmittel verlangen. Die Einnahme von Naproxen ist nur für Jugendliche ab 12 Jahren möglich, vorher besteht keine Zulassung. Als Initialdosis werden zwei Tabletten à 250 oder 200 mg empfohlen. Acht bis zwölf Stunden später kann wieder eine Tablette genommen werden, aber nicht mehr als 750 mg am Tag. Für beide Substanzen ist die Selbstmedikation auf vier Tage begrenzt. Bei länger bestehenden Regelschmerzen sollte ohnehin ein Arztbesuch angeraten werden.

Schmerz- und krampflösende Alternativen Eine besonders schnelle Wirkung der Schmerzmittel kann mit der Einnahme vor einer Mahlzeit erreicht werden. Allerdings sollten Betroffene mit empfindlichem Magen NSAR lieber nach dem Essen einnehmen oder den gastrointestinalen Nebenwirkungen dieser Stoffe mit einer täglichen Einnahme eines Protonenpumpenhemmers (z. B. Pantoprazol) vorbeugend begegnen. Einen schnellen Wirkeintritt und eine besonders gute Wirkung bei akuten, mäßig starken Schmerzen (worunter auch schmerzhafte Regelblutungen fallen) verspricht auch die Kombination aus 400 mg Ibuprofen mit 100 mg Coffein. Das Präparat darf maximal dreimal täglich eingenommen werden und ist erst ab 18 Jahren für die Selbstmedikation zugelassen.

Acetylsalicylsäure ist bei schmerzhaften Regelblutungen weniger geeignet, da es wegen der thrombozytenaggregationshemmenden (Neben-)Wirkung zu verstärkten Regelblutungen kommen kann. Eine Alternative bei schmerzhaften Krämpfen kann hingegen das Spasmolytikum Butylscopolamin sein, das die glatte Muskulatur der Gebärmutter erschlaffen lässt, gegebenenfalls in Kombination mit Paracetamol. Reichen die Optionen der Selbstmedikation nicht aus, kann der Gynäkologe bei Jugendlichen ab 15 Jahren und Erwachsenen auch Metamizol verordnen, das zur Behandlung starker Schmerzen zugelassen ist. Ein Vorteil dieser stark analgetisch wirkenden Substanz sind ihre zusätzlichen krampflösenden Eigenschaften.

MYTHOS MENSTRUATION

Die Monatsregel wurde auch bei uns über viele Jahrhunderte von Vorurteilen und Mythen begleitet. Die Angst vor dem „giftigen“ Monatsblut oder der „böse“ Blick menstruierender Frauen brachte viele Jahrhunderte lang Leid und Ausgrenzung. So glaubte man noch im 19. Jahrhundert, dass Pflanzen und Blumen verwelken könnten, wenn sie von Frauen während der Regel berührt würden. Und sogar noch im letzten Jahrhundert kam es zu Berufsverboten für Frauen in Weinkellereien und Brauereien, da man davon überzeugt war, dass der Wein oder das Bier durch die Mitarbeit menstruierender Frauen sauer würde.

Magnesium zur Unterstützung Magnesiumpräparate wirken ebenfalls relaxierend. Empfehlenswert sind Tagesdosierungen von 300 mg. Auch homöopathisch kommt das Mineral zum Einsatz. Bei anfallsartig auftretenden, krampfartigen, heftigen Regelschmerzen hat sich Magnesium phosphoricum D6 bewährt. Da es sich um ein akutes Geschehen handelt, sollte eine homöopathische Gabe zu Beginn der Beschwerden halbstündlich bis stündlich eingenommen werden. Bei Besserung der Schmerzen ist die Häufigkeit zu reduzieren (höchstens sechs Mal täglich). Magnesium phosphoricum ist in der Therapie mit Schüßler Salzen als Salz der Muskeln und Nerven bekannt und wird beispielsweise als „Heiße Sieben“ bei emotionalen und körperlichen Belastungen eingesetzt.

Zehn Tabletten der Nummer 7 in abgekochtem, heißem Wasser aufgelöst und schluckweise getrunken, können dazu beitragen, dass die Muskulatur entkrampft wird und die Schmerzen abnehmen. Auch eine Kombination mit den genannten Schmerzmitteln ist möglich. Das Mineralsalz Magnesium phosphoricum findet sich auch als zentraler Bestandteil in homöopathischen Kombinationspräparaten, in denen es gemeinsam mit krampflösenden und schmerzstillenden Wirkstoffen wie Chamomilla (Kamille), Aesculus (Rosskastanie), Colocynthis (Koloquinte) und Potentilla anserina (Gänsefingerkraut) vorliegt. Vorteil der fixen Zusammensetzung ist, dass die Palette der typischen Beschwerden durch die fünf Inhaltsstoffe fast lückenlos abgedeckt wird.

Aesculus wirkt regulierend auf die Durchblutung vor allem im Kreuz- und Steißbeinbereich und lindert damit die typischen Schmerzen im unteren Rücken. Colocynthis löst Krämpfe sowohl in der Gebärmutter als auch im Magen-Darm-Trakt, der bei der Periode oft ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wird. Potentilla anserina wirkt blutstillend und zugleich krampflösend auf die Schleimhäute in der Gebärmutter und Chamomilla beruhigt schließlich noch den Magen und die Psyche, die bei Menstruationsbeschwerden mit beteiligt sein können. Vorteil einer homöopathischen Alternative ist ihr möglicher Einsatz in allen Altersklassen. Selbst junge Mädchen können die Schmerzen ohne Nebenwirkungen oder Zulassungsbeschränkungen lindern. Zudem sind für homöopathische Arzneimittel keine Wechselwirklungen bekannt, sodass sie auch zusätzlich in Kombination mit herkömmlichen Schmerzmitteln oder Hormonpräparaten gegen die Beschwerden eignen.

Pille als Therapieoption Die Verordnung von verschreibungspflichtigen Estrogen-Gestagen- Präparaten stellt ebenfalls eine ursächliche Therapieoption dar. Sie ist für Frauen geeignet, die neben der Dysmenorrhoe-​Behandlung hormonell verhüten möchten. Die Pille sorgt einerseits für gleichmäßige Hormonspiegel, gleichzeitig baut sich das Endometrium geringer auf. Dadurch ist die Blutung schwächer und es werden weniger Prostaglandine gebildet. Sollte es durch die einwöchige Einnahmepause bei der Abbruchblutung dennoch zu starken Beschwerden kommen, bietet sich für diese Frauen eine ununterbrochene Einnahme oraler Kontrazeptiva ohne Pillenpause an (Langzyklus-Schema).

Dabei verwendet man Hormonkombinationen mit einer konstanten Menge an Estrogenen und Gestagenen (monophasische Pillen), die kontinuierlich eingenommen werden, damit die Entzugsblutung ausbleibt und folglich keine Schmerzen einsetzen. Alternativ kann die zyklische Einnahme nicht verhütender Gestagene (z.B. Chlormadinon, Dydrogesteron) helfen, die als Gegenspieler zum Estrogenüberschuss wirken. Bei Frauen mit PMS helfen vor allem Ovulationshemmer, die Drospirenon als Gestagenkomponente enthalten. Das Derivat des Spironolactons kann estrogenbedingten Wassereinlagerungen (Ödeme) entgegenwirken und prämenstruelle psychische Störungen wie Ängstlichkeit, Reizbarkeit und Traurigkeit deutlich mildern. Bei starker Ödembildung kann der Arzt auch Diuretika (z. B. Spironolacton) verordnen.

×