Ältere Frau © dolgachov / 123rf.com
Bereits bei der Abgabe des Arzneimittels sollten Sie auf Besonderheiten der Verpackung oder Anwendung hinweisen. © dolgachov / 123rf.com

Senioren und Arzneimittel

WENN DER KINDERSICHERE VERSCHLUSS DIE THERAPIE BEEINTRÄCHTIGT

Zur Arzneimitteltherapiesicherheit gehört auch die Sicherstellung einer Anwendung, die für jeden Patienten einfach und exakt durchführbar ist. Gerade Senioren berichten allerdings immer wieder von Problemen beim Öffnen von Verschlüssen, beim Verabreichen von Augentropfen oder beim Herausdrücken verblisterter Tabletten. Wie kann die PTA hierbei helfend zur Hand gehen?

Seite 1/2 5 Minuten

Seite 1/2 5 Minuten

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr: Wir leben in einer alternden Gesellschaft. Eine höhere Lebenserwartung und eine geringere Geburtenrate führen zu einem stetigen Anstieg des Seniorenanteils. Diese Personen ab dem 65. Lebensjahr beziehungsweise dem Renteneintrittsalter machen bereits heute den Großteil der Apothekenkundschaft aus. Zudem gehören Medikamente gegen sogenannte Alterskrankheiten wie zum Beispiel Diabetes mellitus, Glaukom, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Rheumatische Leiden zu den Abgabe-Schlagern in der Apotheke. Daher könnte man meinen, diese Arzneimittel seien auch speziell für den Umgang durch einen älteren Menschen konzipiert, aber oftmals scheint genau das Gegenteil der Fall zu sein.

Wenn die Kraft nachlässt Im Laufe des Lebensalters lassen sowohl motorische Geschicklichkeit als auch Kraft nach. Durch die natürlich sinkende Anzahl der Muskelfasern und die zusätzlich steigende Einlagerung von Binde- und Fettgewebe, ändert sich auch der Energiestoffwechsel. Da die Muskelzellen nicht mehr so anpassungsfähig darauf reagieren können, resultiert, oftmals trotz Training, eine verminderte Leistungsfähigkeit und Einschränkung der Beweglichkeit.

Zusätzlich plagen viele Senioren Fingersteifigkeit oder ein Tremor. Saisonal quält dann ein trockenes Auge oder man muss krankheitsbedingt sogar regelmäßig zu ihnen greifen: Augentropfen. Einen Tropfen aus den kleinen Quetschflaschen zu bekommen bedarf einer gewissen Kraft. Dazu kommt dann auch noch eine exakte Koordination, um wirklich zu treffen – das kann dann schon einmal ins Auge gehen, oder eben nicht.

Fiese Falle Augentropfen Ein erster Schritt besteht in der ausführlich erklärten Anwendung bei der Abgabe der Tropfen. Mittlerweile gibt es auch andere Applikationssysteme als die altbekannte Quetschflasche, deren Handhabung ohne Erklärung Fragen aufwerfen kann. Zudem ist es vielen Kunden unangenehm zuzugeben, dass sie nicht mit dem System zurechtkommen. Bei Aussagen wie „Da kommt nix raus“ sollten sie sensibel nachhaken. Spezielle Applikationshilfen (z.B. Autodrop®, Opticare®) können dann Abhilfe schaffen, auch eine handelsübliche Wimpernzange kann das Tropfen aus einer Einzeldosen-Pipette vereinfachen. Zudem kann auch eine nachlassende Griffstärke mit der richtigen Technik noch voll ausgeschöpft werden.

Anstatt das Fläschchen mit den Spitzen von Zeigefinger und Daumen zu drücken (Spitzgriff), kann dem Kunden der sogenannte Schlüsselgriff (Spitze des Daumens drückt auf Mittelglied des gebogenen Zeigefingers) oder Dreifingergriff (gleichzeitiges zusammendrücken von Daumen-, Zeigefinger- und Mittelfingerspitze) vorgeführt werden. So kann deutlich mehr Kraft aufgebracht werden. Manchmal hilft auch bereits die zimmerwarme Applikation: dazu das Fläschchen kurz in der Hand oder Hosentasche anwärmen.

Sich selbst Augentropfen zu verabreichen gestaltet sich dennoch oft schwierig, daher empfehlen Sie am besten die kanthale Applikation. Dabei wird jeweils ein Tropfen auf den inneren Lidwinkel des geschlossenen Auges getropft, der Anwender befindet sich dazu in der Rückenlage. Das Auge wird anschließend kurz geöffnet und dann wieder verschlossen. Danach sollte noch eine Minute auf dem Rücken geruht werden.

„Wenn der kindersichere Verschluss die Therapie beeinträchtigt”

×