Ein Kleinkind krabbelt über den Teppich. Es hält ein Arzneimittelbehältnis in der Hand, auf dem Teppich liegen mehrere rote lose Kapseln.© AntonioGuillem / iStock / Getty Images Plus
So schön bunt: Arzneimittel können auf Kinder verlockend wirken, vor allem, wenn die Eltern sie als lecker anpreisen.

Vergiftungsunfall

WAS TUN, WENN EIN KIND VERSEHENTLICH TABLETTEN SCHLUCKT?

Sie sind neugierige Entdecker. Leider finden Kinder auch die bunten Arzneien von Mama und Papa ziemlich interessant. Eltern tun gut daran, dieses Risiko immer im Blick zu haben ­- und im Ernstfall richtig zu reagieren.

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„Komm, das schmeckt süß wie Saft“ oder „Das ist wie ein Bonbon“: Mit solchen Sätzen versuchen Eltern manchmal, ihre Kinder bei der Gabe von Arzneimitteln zu locken. Der Kinder- und Jugendarzt Professor Dr. Berthold Koletzko rät ausdrücklich davon ab: “Solche Verharmlosungen erhöhen die Gefahr, dass herumliegende Medikamente in einem unbeobachteten Augenblick vom Kind geschluckt oder getrunken werden“, warnt der Vorsitzende der Stiftung Kindergesundheit.

“Solche Verharmlosungen erhöhen die Gefahr, dass herumliegende Medikamente in einem unbeobachteten Augenblick vom Kind geschluckt oder getrunken werden.“

Besonders groß ist das Risiko nach Angaben der Stiftung in den Momenten, in denen Eltern nur kurz abgelenkt sind - beispielsweise von einem Klingeln an der Haustür, oder weil sie mal schnell auf die Toilette müssen. Zeit genug für das Kind, sich eine auf dem Tisch liegen gelassene Tablette zu schnappen und zu essen.

Am besten wegschließen

Deshalb gilt: Vorsicht im Umgang mit den eigenen Medikamenten, speziell rund um die Einnahme. Dass die Arznei auch sonst nicht in Griffweite der Kleinen liegen sollte, versteht sich von selbst. Die Fachleute raten sogar zu abschließbaren Medikamentenschränken oder zumindest kleinen Köfferchen mit einem Zahlenschloss.

Welche Erwachsenen-Arzneimittel sind für Kinder gefährlich?
Die Stiftung Kindergesundheit nennt unter anderem:
Antiarrhythmika
Betablocker
Kalziumantagonisten
Opiate
Diabetesmittel
hohe Dosen Paracetamol
hohe Dosen Xylometazolin-Nasentropfen 

Ausspülen und viel trinken

Hat das Kind ein Medikament geschluckt oder getrunken, sollte man sofort dessen Mund mit Wasser ausspülen. So werden Reste der Arznei aus dem Mund entfernt. Danach sollte das Kind viel trinken, und zwar Wasser, Tee oder Saft. Das verdünnt die eingenommene Substanz.

Milch ist zum Trinken in so einer Situation tabu. Sie könne unter Umständen die Giftaufnahme durch den Darm beschleunigen, begründet die Stiftung. Auf keinen Fall sollten Eltern das Kind zum Erbrechen bringen. Demnach besteht dabei die Gefahr, dass das Erbrochene in die Lunge gerät und dort womöglich zu einer Entzündung führt.

Lieber Notruf wählen

Zeigt das Kind Vergiftungssymptome wie Erbrechen, Übelkeit, Durchfall, Atemstörungen, Kreislaufprobleme bis zu Bewusstlosigkeit, sollte man nicht zögern und gleich den Notruf 112 wählen.

Nach Erfahrung der Experten seien die meisten Unfälle mit Medikamenten „glücklicherweise harmloser als befürchtet“. Dennoch sollte man sie nie auf die leichte Schulter nehmen und sich ärztlichen Rat holen oder beim Giftnotruf seiner Region anrufen.

Telefonnummern der Giftinformationszentren:
Berlin 030/19240
Bonn 0228/19240
Erfurt 0361/730730
Freiburg 0761/19240
Göttingen 0551/19240
Homburg/Saar 06841/19240
Mainz 06131/19240
München 089/19240

Zudem hat das Bundesinstitut für Risikobewertung eine App entwickelt, die Informationen zu Vergiftungsunfällen bei Kindern bietet. Im Notfall kann man aus der App heraus das Giftinformationszentrum anrufen.

Quellen: 
dpa
https://www.kindergesundheit.de/aktuelles/ 

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