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Achtung Masern!

TIPPS FÜR EM-BESUCHER

Am 8. Juni beginnt die Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine. Wo viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern zusammenkommen, haben allerdings auch Infektionserreger ein leichtes Spiel.

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Für viele Fußballbegeisterte gibt es nichts schöneres, als „live vor Ort” dabei zu sein, wenn in diesem Monat wieder offiziell der EM-Ball rollt und 16 Nationalmannschaften um den Titel kämpfen. Allerdings hat das Robert Koch-Institut in Berlin in seinem Epidemiologischen Bulletin Nr. 19 zur Vorsicht aufgerufen, was insbesondere die Ansteckung mit Masern betrifft – wobei die Situation in der Ukraine als risikoreicher einzustufen ist als die in Polen.

In der Ukraine herrsche eine steigende „Impfverweigerung”, sodass auch die Quote bei den Masernimpfungen gefallen sei. Besonders problematisch dabei erscheint, dass viele Masernfälle aktuell in Lwiw (Lemberg) auftreten, dem westlichsten der vier Austragungsorte der Fußball-EM in der Ukraine. Welches Ausmaß die Lage in dem Land hat, verdeutlichen folgende Zahlen: So gab es in den ersten vier Monaten bereits mehr als 8000 gemeldete Infektionen mit Masern, wobei diese besonders in den westlichen Regionen auftraten, die an Polen, die Slowakei, Ungarn und Rumänien angrenzen.

Zum Vergleich: 2006 gab es sogar 44 000 Masernfälle, seit Mitte 2011 sollen die Zahlen wieder steigen. Dagegen wurden letztes Jahr in Polen nur 38 Fälle registriert. Deutschland steht erschreckend schlecht da – Experten befürchten, dass die bis 2015 geforderte „Ausrottung” der Masern hier zu Lande nicht einzuhalten ist. 2011 gab es 1607 Masernfälle, sodass Deutschland hinter Frankreich, Italien, Rumänien und Spanien zu den fünf Ländern der WHO-Euro-Region mit den meisten Infektionen gehört.

MEDIKAMENTE FÜR UNTERWEGS
Was EM-Urlauber auf jeden Fall im Gepäck haben sollten, lesen Sie im Beitrag „Reiseapotheke” ab Seite 60.

Was bedeutet das? Aufgrund der geringen Impfquoten in der Ukraine warnt das RKI, dass es dort auch zum Auftreten weiterer Infektionskrankheiten wie zum Beispiel Röteln, Mumps und Diphterie kommen kann. EM-Besucher sollten daher als erstes einen Blick in ihren Impfpass werfen. Normalerweise erfolgt in der frühen Kindheit zweimal eine Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR). Bei Fragen sollte sich der Betroffene an das Gesundheitsamt oder seinen Hausarzt wenden.

Denn: Die STIKO rät allen nach 1970 Geborenen über 18 Jahren zu einer einmaligen Impfung, vorzugsweise mit einem MMR-Kombinationsimpfstoff, wenn bisher nicht gegen Masern geimpft wurde oder nur einmal in der Kindheit – sowie bei unklarem Impfstatus. Auch wer Kontakt zu einer Person mit Masern hatte und ungeimpft beziehungsweise nur ein Mal geimpft oder dessen Impfstatus unklar ist, sollte einmalig diese Impfung erhalten.

Vorsicht: FSME Nicht nur Masern, auch die von Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis ist von den Fußballfans ernst zu nehmen, da viele Regionen sowohl in Polen (besonders der Nordosten und Südwesten) als auch in der Ukraine (überwiegend die Bergwälder auf der Krim, Volinkij und der Nordwesten) Risikogebiete sind. Auch hier sollten Reisende Rücksprache mit ihrem Arzt halten, ob eine Impfung nach dem Schnellschema jetzt noch sinnvoll ist.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 06/12 auf Seite 30.

Dr. Petra Kreuter, Redaktion

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