Mann reibt sich ein Auge und hält in der anderen Hand eine Brille© fizkes / iStock / Getty Images Plus
Augenreizungen können viele Ursachen haben. Dauern die Beschwerden länger als zwei Tage an, sollte man zum Arzt gehen.

Rötungen

AUGENREIZUNGEN KÖNNEN VIELE URSACHEN HABEN

Augenentzündungen sind lästig, aber oft harmlos. Wenn Beschwerden länger als ein bis zwei Tage andauern, sollte man dennoch die Ursache abklären lassen. Manchmal steckt etwas Ernstes dahinter.

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Das Auge ist rot, es tränt: Deshalb gleich in die Arztpraxis? Nicht unbedingt. Es kann auch ganz harmlos sein.

"Mitunter kommt es vor, dass ein kleines Blutgefäß in der Bindehaut platzt und eine Blutung an der Augenoberfläche auftritt", sagt der Essener Augenarzt Ludger Wollring. Das sieht oft beunruhigend aus, ist aber zumeist harmlos. 

Auch ein Staubkörnchen, das ins Auge geraten ist, kann zu einer Rötung der Bindehaut führen. Die lässt aber in aller Regel schnell wieder nach. "Dauern die Beschwerden länger als ein bis zwei Tage an, sollte auf jeden Fall eine augenärztliche Untersuchung Klarheit über die Ursache schaffen", rät Wollring.

Ist die Rötung gefährlich?

Manchmal rühren die Beschwerden daher, dass dem Auge einfach Tränenflüssigkeit fehlt. Die Folge: Die Augenoberfläche ist gereizt und rötet sich. Ein rotes Auge kann aber etwa auch mit einer Allergie oder mit einer Infektion durch Viren oder Bakterien einhergehen.

Entzündet sich die mittlere Augenhaut (Uvea), hat dies ebenfalls oft eine Rötung des Auges zur Folge. "Unbehandelt kann eine solche sogenannte Uveitis zu Sehbehinderung oder im schlimmsten Fall sogar zur Erblindung führen", sagt Wollring, der Sprecher des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands ist. 

Er betont: Nur ein Facharzt oder eine Fachärztin könne mit einer Untersuchung ausloten, ob eine andauernde Rötung des Auges gefährlich ist oder nicht.

Entzündungen an Hornhaut oder Bindehaut

Eine weitere mögliche Erklärung für ein rotes Auge sind eine Bindehaut- oder eine Hornhautentzündung. Eine Bindehautentzündung bringt typischerweise verstärkten Tränenfluss und Juckreiz mit sich. 

"Eine Hornhautentzündung ist dagegen oft, aber nicht immer, sehr schmerzhaft", sagt Prof. Philipp Steven vom Zentrum für Augenheilkunde an der Uniklinik Köln. Bei einer Hornhautentzündung kann es dazu kommen, dass das Sehvermögen mehr oder weniger stark eingeschränkt ist. Weitere mögliche Anzeichen für eine Hornhautentzündung können ein "Brennen" sowie das Gefühl sein, einen Fremdkörper im Auge zu haben. 

Wer den Verdacht auf eine Hornhaut- oder eine Bindehautentzündung hat, sollte möglichst rasch die Augen untersuchen lassen.
 

Vorsicht mit Teebeutel-Selbstbehandlung

Keinesfalls sollten Betroffene die Beschwerden auf eigene Faust bekämpfen. Ein weit verbreitetes Hausmittel, nämlich das Auflegen feuchter Teebeutel mit Kamillenblüten auf geschlossene Augenlider, ist laut Wollring überhaupt nicht ratsam. "Das kann die Beschwerden womöglich verstärken", sagt der Augenarzt. Zudem reagierten manche Patientinnen und Patienten darauf allergisch.
 

Sind Augenentzündungen ansteckend? 

"Das kommt darauf an", sagt Philipp Steven, der auch Mitglied der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) ist. Sind Viren oder Bakterien Auslöser der Binde- oder Hornhautentzündung, dann ist auch ein Ansteckungsrisiko gegeben. Erkrankte sollten peinlich genau auf Hygiene achten und sich beispielsweise nicht die Hände an einem Handtuch abtrocknen, das auch andere nutzen. 

"Keine Ansteckungsgefahr besteht, wenn eine Pollenallergie die Ursache für die Entzündung ist", sagt Wollring. Gleiches gilt für eine Uveitis, die etwa im Rahmen einer rheumatischen Erkrankung auftreten kann - sie ist nicht ansteckend.
 

Hinweise zur Behandlung

Wie die Augenentzündung behandelt wird, hängt von der Ursache ab. "Harmlose Infekte gehen von allein wieder weg", so Steven. Falls zur Linderung der Beschwerden Augentropfen oder -salben angewendet werden, sollten sie konservierungsmittelfrei sein. Der Grund: "Bei Konservierungsmitteln besteht die Gefahr, dass sie das Auge schädigen."

Cortisonhaltige Präparate zur Behandlung von Augenentzündungen sollten möglichst nicht zum Zuge kommen. Cortison kann bei einer längeren Einnahme zu einem Anstieg des Augeninnendrucks führen mit dem Risiko, dass der Sehnerv Schaden davon trägt. Bei gravierenden Entzündungen können gegebenenfalls auch Antibiotika helfen.

Die Dauer der Beschwerden hängt ebenfalls vom Auslöser ab, jedoch auch von der Behandlung. Ein bakterieller Infekt dauere im Schnitt oft zwischen drei und fünf Tagen, ein viraler Infekt mehrere Wochen und länger, sagt Steven. Steckt eine Allergie hinter der Entzündung, können Wochen bis Monate vergehen, bis alles ausgeheilt ist. 

Bildschirmarbeit lieber drosseln

Gegebenenfalls muss man tägliche Routinen zugunsten der Heilung etwas anpassen. Bildschirmarbeit zum Beispiel könne ein Austrocknen der Augenoberfläche begünstigen und die Entzündung eher verstärken, so Wollring. Daher sollte man sie wohl dosieren, ebenso wie andere Tätigkeiten, die die Augen beanspruchen - etwa Lesen.

Und sonst? "Gegen einen Spaziergang oder lockeres Joggen an der frischen Luft spricht in den meisten Fällen wenig", sagt Wollring.
Ein Besuch im Schwimmbad oder in der Sauna, wo das Risiko besteht, dass neue Keime ins Auge geraten können, ist weniger ratsam.

Infektiöse Binde- und Hornhautentzündungen lassen sich mit konsequenter Hygiene oftmals von vornherein verhindern. Also:
Regelmäßig und gründlich die Hände waschen und sich möglichst selten ins Auge fassen - schon gar nicht mit ungewaschenen Händen. Steven
betont: "Vor allem für Kontaktlinsen-Träger ist penible Hygiene ungeheuer wichtig."

Quelle: dpa
 

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