Ein Chor singt lebhaft.© monkeybusinessimages / iStock / Getty Images
Gemeinsames Singen schafft Euphorie und durchströmt den Körper.

MANTRAS SINGEN – OM ODER YEAH?

„She loves you yeah, yeah, yeah!“ sangen einst die Beatles. Millionen Menschen rasteten aus, sangen mit und gerieten gemeinsam in Euphorie. Mantras gibt es viele verschiedene, am bekanntesten ist wohl das „Om“. Was hat es mit Yeah und dem Mantrasingen auf sich?

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Kreischende Mädchen fielen reihenweise in Ohnmacht und Mütter bangten um die Tugendhaftigkeit ihrer Töchter. Was für eine wilde Zeit! Und einer der – man kann schon fast sagen – Schlachtrufe in den damaligen Gesängen war „YEAH!“. In unzähligen Liedern wurde es geplant oder spontan eingebaut, und animierte stets dazu mitzu„yeahen“.

Bis heute eignen sich solche Ausrufe, die jeder Mensch leicht nachsprechen und singen kann, dazu, viele Personen musikalisch in Einklang zu bringen. Doch das ist nicht der einzige Effekt. Es entstehen Glücksgefühle, Endorphine werden ausgeschüttet, Gänsehaut entsteht und sichtbare Zeichen dieser Gemütsverfassung sind stetiges Grinsen und Lachen. Wunderbar, dass Musik und Sprache zum Entstehen solcherlei Gefühlsregungen beitragen.

Gemeinsam Gefühle bilden

Dass gemeinsames Singen die Mitglieder einer Gruppe verbindet, weiß jeder, der schon mal in einem Chor gesungen hat. Viele Menschen pflegen dieses Hobby über Jahre und Jahrzehnte. Zum einen macht es einfach Spaß, zum anderen löst es Blockaden, verursacht Glücksgefühle und lässt Probleme vergessen. Und das geht beim Singen von Popsongs aus den Charts, von Wanderliedern und eben auch beim Mitgrölen von „YEAH!“. Wie toll ist das denn?!

Viele Menschen vergessen synchron Alltagsprobleme, die durcheinandergeratene Weltordnung und erleben gewissermaßen unisono (um in der Musikwelt zu bleiben) Hochgefühle. Körper und Geist werden in einen Zustand der Euphorie versetzt – der Seele geht es gut. Und das funktioniert überall auf der Welt, seit vielen Generationen, in unterschiedlichen Kulturen und Sprachen, zu unterschiedlichen Anlässen und in unzähligen Ausprägungen, einfach zum Spaß oder aus sozialen und religiösen Gründen.

Und was ist mit „OM“?

Hier wird es komplizierter – oder sagen wir lieber: komplexer. Jeder hat schon einmal in einem Film oder im wahren Leben von „OM“ gehört. Das sind nicht einfach nur Buchstaben, sondern es handelt sich um eine Silbe, die bei Hindus, Jainas, einer indischen Religion, die zu den ältesten der Welt gehört, und Buddhisten als heilig gilt.

„OM“ setzt sich eigentlich aus drei Buchstaben zusammen: AUM. Damit wird die Dreieinigkeit universeller Prinzipien verdeutlicht, zum Beispiel Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Auch Vishnu, Shiva und Brahma, die drei Hauptgötter im Hinduismus, finden darin ihren Niederschlag. Der Klang dieses „OM“ steht für den Urklang des Universums. Es bewirkt im Körper vom Scheitel bis in den Bauch spürbare harmonische Schwingungen. Natürlich braucht es dafür auch ein bisschen Übung.

In unseren Breiten werden oft spaßeshalber diese Silbe und die zusammengeführten Zeige- oder Mittelfinger mit den Daumen jeweils beider Hände als Symbol für Entspannung und Gelassenheit eingesetzt. Dies machen wir meist, ohne darüber nachzudenken, was die gesamte Gestik und der Ausspruch für eine tiefe Bedeutung – vor allem spiritueller Natur – haben.

Dabei ist „OM“ ein wesentlicher Bestandteil dieser östlichen Religionen und symbolisiert spirituelle Erkenntnis. Es ist die höchste Gottesvorstellung, das göttliche Prinzip. Man kann es sich kaum vorstellen, aber sinngemäß bedeutet die heilige Silbe „OM“ auch so viel wie „Alles, was gewesen ist, was ist und noch sein wird.“ Wichtig, um das Dahinterliegende besser erfassen zu können, ist, zu wissen, dass „OM“ eine Silbe ist, die nicht primär durch einen bestimmten ihr zugeordneten Wortsinn, sondern durch ihren Klang bedeutsam ist. Damit wirkt sie nicht auf der rationalen Ebene, sondern erfordert, dass man sich ihr bewusst hingibt, um die energetische Wirkung zu aktivieren.

Und damit bekommt sie eine viel tiefere, das Leben beeinflussende Bedeutung, denn als Mantra beschreibt sie den Urklang der Schöpfung, den Klang des Universums mit allem, was um uns herum ist. „OM“ symbolisiert die reinste Form von Energie und führt schließlich zur spirituellen Erkenntnis. Yogastunden werden oft mit einem dreimalig gemeinsam gesungenen „OM“ begonnen und/oder beendet. Darüber hinaus ist das bekannte „OM mani padme hum“ das wohl berühmteste Mantra. Wörtlich übersetzt bedeutet dieser Satz „Oh, Du Juwel in der Lotusblüte“, ein in unseren Ohren und nach unserem Verständnis eher einfacher und fast schon kitschiger Satz. Aber weit gefehlt!

Damit sind wir beim Mantra

Nachdem auch die einfache Silbe „OM“ eher auf einem Ton gesungen als gesprochen wird, ergibt sich für ein Mantra, also eine heilige Silbe, ein heiliges Wort oder einen ganzen heiligen Satz oder Vers, ein ähnliches Vorgehen. Ein Mantra kann gesprochen oder gesungen werden.

Mantras gibt es seit Jahrtausenden. Ihren Ursprung haben sie in frühen indischen, mongolischen und tibetischen Völkern. Die für diese Kulturen typischen Seher erkannten schon früh die positive Wirkung rhythmischer, gleichmäßig wiederholter Trommelschläge, und so wurde diese Wirkung auch auf die Mantras übertragen. Ständige Wiederholungen in einem bestimmten Rhythmus bewirken Klangschwingungen, die sich auf die gesamte Atmosphäre auswirken. Das Erstaunliche: Unser Körper wird von diesen Schwingungen, diesen kraftspendenden Energien durchdrungen, die schließlich unsere Seele erreichen, in der sie eine heilende Wirkung entfalten können.

Heute gibt es für alle möglichen denkbaren Lebenssituation Millionen verschiedener Mantras mit unterschiedlichen Wirkungen. Durch sie können wir sensibler empfinden, wir können unsere Gedanken fokussieren und meditative Momente erleben.

Warum wird ein Mantra auch gesungen?

Das ist im Grunde ganz einfach: Wird ein Mantra gesprochen oder eben gesungen, wird ein Klang erzeugt. Es entstehen Schwingungen, die sich auf unsere Verfassung auswirken. Dieser These liegt die Vorstellung zugrunde, dass wir alle aus winzigen Teilchen bestehen, die miteinander in Schwingung sind. Die stetige Wiederholung eines gesungenen Mantras soll Einfluss auf die eigene Gedankenwelt und auf die Glaubenssätze haben, da die Worte, die Melodie und die Wiederholung gewissermaßen die Gedanken beeinflussen, ja, fast könnte man sagen, umprogrammieren.

Um die tiefe Wirkung erleben zu können, gehören bestimmte Atemtechniken zum Mantrasingen dazu, die man als Schüler von einem Lehrer oder einer Lehrerin erlernen kann. Die Atmung wird mit dem Mantra verknüpft. Und je länger ein Mantra ist, umso bewusster müssen zunächst Ein- und Ausatmen unter die Worte gelegt werden. Ein spannender Vorgang, der, hat man sich einmal auf das Thema eingelassen, vielleicht nicht unmittelbar oder gleich beim ersten Versuch, aber im Lauf der Zeit körperlich spürbar wird.

Jeder kann sich nach Gefühl sein Mantra aus der Vielzahl der bestehenden Mantras aussuchen. Im Laufe der Zeit beherrscht man die Techniken und kann sich mit unterschiedlichen Mantras in seelische Balance bringen und neue Energien sammeln. Ein tolles Erlebnis! Yeah!

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