Ein Lebermodell liegt in einem Maßband
Das klinische Bild einer nichtalkoholischen Fettleber hängt nicht immer mit Übergewicht zusammen. © Shidlovski / iStock / Getty Images Plus

Nebenwirkung | Lipodystrophie

KEIN WIDERSPRUCH: FETTLEBER BEI MAGEREN MENSCHEN

Die typische Risikogruppe für die nichtalkoholische Fettleber (NAFLD) sind übergewichtige und fettleibige Menschen. Jetzt haben Ärzte eine noch unbekannte Form der NAFLD bei sehr mageren Menschen entdeckt. Sie steht im Zusammenhang mit einer Immuncheckpoint-Inhibitor-Therapie im Rahmen einer Hautkrebs-Behandlung.

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Die NAFLD ist eine gefürchtete Erkrankung, die nicht weh tut, also auch keine Frühwarnzeichen aussendet. Immer mehr Menschen leiden aufgrund ihres ungesunden Lebensstils mit wenig Bewegung und einer Ernährung aus viel Fett, Zucker und Fruktose an der nichtalkoholischen Fettleber. Wirksamste Methode zur Bekämpfung dieser Krankheit ist immer die Gewichtsabnahme. Denn die Fettleber begünstigt Erkrankungen wie Zirrhose und Leberkrebs, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Doch auch bei schlanken Menschen kommt NAFLD vor. Diese Patienten leiden dann unter der Krankheit Lipodystrophie, die durch eine dramatische Verringerung der Unterhaut-Fettmasse und eine Zunahme des Fettgewebes im Bauch und in der Leber gekennzeichnet ist. Lipodystrophie kann genetisch bedingt, erworben oder durch HIV begünstigt worden sein.

Forscher von Kliniken aus München und Tübingen haben jetzt eine neue Ursache für die erworbene Lipodystrophie entdeckt. Sie berichteten über den Fall einer 45-jährigen Patientin mit der Diagnose Malignes Melanom, einem Hautkrebs, der mit dem programmierten Zelltodprotein-Inhibitor Nivolumab wirksam behandelt wurde. Diese und andere Immuncheckpoint-Inhibitoren haben die Behandlung von Krebs, insbesondere des Malignen Melanoms, revolutioniert.

Die Therapie mit dieser Wirkstoffklasse hat jedoch auch unerwünschte Wirkungen. Gegen Ende der Nivolumab-Behandlung fanden die Wissenschaftler bei ihrer Patientin sehr hohe Lipidwerte, einen neu entwickelten Diabetes und eine schwere Form der NAFLD. Das kam auch deshalb unerwartet, da die Patientin im Lauf der Therapie 31 Kilo Körpergewicht verloren hatte. Ausgelöst wurde die Fettleber wahrscheinlich durch die immunmodulatorische Funktion von Immuncheckpoint-Inhibitoren, zumal bei der Patientin auch noch eine andere immunzellbezogene Störung vorlag. Eine intensive pharmakologische Behandlung mit Pioglitazon führte dazu, dass am Schluss ihr Leberfett, die Leberenzyme und ihre Lipidwerte fast wieder im Normalbereich lagen.

Norbert Stefan, Professor für Diabetologie an der Uni Tübingen, warnt die Kollegen: Es sei wichtig, bei mit Inhibitoren behandelten Patienten auf diese Art der Erkrankung vorbereitet zu sein. „Es kann eine Entzündung des Fettgewebes auftreten, die zu einer schweren Fettleber führt. Bei diesen Patienten könnte eine spezifische Pharmakotherapie hilfreich sein, die Mechanismen zur Erhöhung der Unterhaut-Fettmasse, und damit zur Aufbewahrung der Lipide in einem sicheren Stauraum beinhaltet.“

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Deutsches Gesundheitsportal

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