Lichtnahrung
ESOTERIK MIT TÖDLICHER FOLGE
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Bekannt wurde die extreme „Ernährungsform durch die australische Esoterikerin Jasmuheen . 1997 wurde sie als Erfinderin des 21-tägigen „Lichtnahrungsprozesses“ (LNP) in Deutschland bekannt. Laut ihrer Theorie kann angeblich jeder Körper darauf umprogrammiert werden, keinerlei feste wie flüssige Nahrung mehr zu benötigen.
Dafür soll an den ersten sieben Tagen weder gegessen noch getrunken, in den folgenden zwei Wochen nur getrunken werden. Im Anschluss könne wieder normal gegessen oder auch weiterhin komplett auf „feststoffliche” Nahrung verzichtet werden. Die zum Leben notwendige Energie könne nun aus Licht (Prana) gezogen werden. Es wird auch als „feinstoffliche Ernährungsform” oder „Breatharianismus” bezeichnet. Dies publizierte sie auch in ihrem ersten Werk: Lichtnahrung. Die Nahrungsquelle für das kommende Jahrtausend. Der Film „Am Anfang war das Licht” erzählt zudem als Dokumentation vom Phänomen der Lichtnahrung.
Zwischen 1997 und 2000 soll es etwa 5000 bis 6000 praktizierende Anhänger im deutschsprachigen Raum und 8000 bis 9000 weltweit gegeben haben. Die meisten kehrten jedoch schnell wieder aus eigener Entscheidung zu normalen Essgewohnheiten zurück. Etwa zwei Prozent behaupten jedoch, auch nach der Initialphase des Lichtnahrungsprozesses über mehrere Monate in totaler Askese gelebt zu haben und zu leben.
Erst Todesfolgen rüttelten wach Im Herbst 1999 wurden über die Presse gleich drei Fälle bekannt, die durch die Vorgaben des Buches zum Lichtnahrungsprozess zu Tode gekommen waren: In Deutschland (bereits 1997), Schottland und Australien. Aller Wahrscheinlichkeit nach führte der geforderte komplette Flüssigkeitsverlust zu Organversagen und Austrocknung. Jasmuheen wies jegliche Mitverantwortung für das tragische Ende der drei Anhänger zurück und behauptete, dass das Versagen der Methode vielmehr an der fehlenden Motivation und Aura läge.
Begründerin misslingt der Selbstversuch Jasmuheen behauptete überzeugend, sich seit 1993 ausschließlich von Licht zu ernähren. Sie bezeichnet die Nahrungslosigkeit auch als Lichtfasten. Nach Bekanntwerden der Todesopfer stimmte sie 1999 einem Selbstversuch unter medizinischer Kontrolle zu. Dabei wurde sie – abgeschottet von der Außenwelt – in einem Hotelzimmer gefilmt. Der Eigenversuch wurde aber schon nach vier Tagen aufgrund von lebensbedrohlichen Symptomen durch die Dehydratation und den extremen Gewichtsverlust abgebrochen. Dies geschah gegen den Willen der Probandin.
Entgegen ihrer Behauptungen wurde sie auch bei Mahlzeiten beobachtet und Besucher berichteten, dass in Jasmuheens Küche ausreichend Nahrungsmittel zu finden seien. Sie behauptete stets, dass diese für ihren Mann seien und es darüber hinaus keinen Einfluss auf ihre Lehre habe, ob sie Nahrung zu sich nähme. Laut eigener Aussage trinke sie Tee mit Milch und äße Honig und Schokolade. Widerspruch pur!
Späte Kursänderung Erst wesentlich später, nach massiver Kritik aus unterschiedlichen Lagern rückte sie von ihren potenziell „tödlichen” Empfehlungen ab. Ihr neuer Kurs wurde 2004 auch in Buchform vorgestellt: Sanfte Wege zur Lichtnahrung: Von Prana leben und weiterhin das Essen genießen. Hierbei soll die Umstellung von Nahrung auf Licht „sanfter” über Jahre hinweg erfolgen.
Beweise fehlen immer noch Keine ihrer sonderbaren Behauptungen konnte Jasmuheen bislang wissenschaftlich belegen. Es bestehen derzeit lediglich erklärende Ansätze über die Quantenphysik sowie östlich-spirituelle. Weitere überwachte Projekte und erneut geplante Selbstversuche zog sie zurück. Zudem bleiben zahlreiche Fragen unbeantwortet, beispielsweise warum sie ihre Lehren stets gegen Honorar in wohlhabenden Industrieländern verkünde und nicht dort, wo Hunger an der Tagesordnung steht (z. B. in Afrika).
Nach wie vor hängt sich die Begründerin weit aus dem Fenster: Denn sie behauptet, dass ihre DNS aus zwölf statt – wie bei allen anderen Lebewesen – aus zwei Einzelsträngen bestünde. Aus verschiedenen Lagern bot man ihr hohe Summen an, um einen entsprechenden Bluttest als Beweis durchzuführen. Einen solchen lehnte sie ab, beharrt jedoch immer noch auf dieser abstrusen Behauptung.
„Auszeichnung” Für ihr Buch Lichtnahrung (Living on Light) wurde sie im Jahr 2000 von der Havard University mit dem satirischen Ig-Nobelpreis für „Literatur” ausgezeichnet. Dieser wird auch als Anti-Nobelpreis bezeichnet und leitet sich vom Wortspiel „ignoble“ (engl./franz.) = unwürdig, schmachvoll, schändlich ab.
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 02/13 ab Seite 104.
Andrea Pütz, Dipl. Oecotrophologin