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Pertussis

ERWACHSENE KEUCHEN NICHT

Ab dem Jugendalter äußert sich der Keuchhusten meist als hartnäckiger Reizhusten. Doch besonders Säuglinge und Kleinkinder können schwer erkranken.

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Keuchhusten ist keine Kinderkrankheit mehr: Knapp 42 Jahre alt ist der durchschnittliche Betroffene in Deutschland laut Erhebungen des Robert Koch-Instituts. Dabei leiden Jugendliche und Erwachsene meist unter einem über Monate andauernden Reizhusten. Die für Kinder typischen Hustenattacken mit dem inspiratorischen Ziehen, dem Keuchen, fehlen bei Älteren in der Regel. Daher wird die Erkrankung in dieser Altersgruppe bei Weitem nicht immer diagnostiziert.

Wie häufig Keuchhusten in Deutschland ist, lässt sich nur schätzen. Den Behörden in den neuen Bundesländern wurden rund 40 Neuerkrankungen pro 100 000 Einwohner und Jahr gemeldet . Hinweise gibt zudem eine Sentinel-Studie aus den Jahren 2000 bis 2004. Darin wurden in den teilnehmenden Praxen alle Patienten, die seit mehr als einer Woche unter Husten litten, auf Pertussis untersucht: Bei jedem Zehnten der 971 Untersuchten war das Testergebnis positiv. Daraus lässt sich laut den Autoren der Studie eine geschätzte Inzidenz von 165/100 000 Einwohner oder eine absolute Zahl von 110 000 Keuchhustenfällen pro Jahr ableiten.

KOKONSTRATEGIE
Wie eine Studie zeigt, haben sich vier von fünf an Keuchhusten erkrankte Säuglinge bei erwachsenen Familienmitgliedern angesteckt. Seit 2009 empfiehlt die STIKO deshalb, dass Erwachsene bei der nächsten fälligen Tetanusimpfung einen Kombinationsimpfstoff gegen Tetanus, Diphtherie und Pertussis erhalten sollen. Auch Frauen im gebärfähigen Alter, Haushaltskontaktpersonen wie Eltern und Geschwister sowie sonstige Betreuer sollten möglichst vor der Geburt eines Kindes gegen Pertussis geimpft werden, sofern kein aktueller Impfschutz besteht.

Keuchhusten tritt verstärkt in den Wintermonaten auf. Versursacht wird er von dem gramnegativen Stäbchen Bordatella pertussis, das durch Tröpfcheninfektion übertragen wird. Pertussis ist hoch ansteckend: Neun von zehn nicht-immunen Haushaltsmitgliedern erkranken ebenfalls. Die Inkubationszeit beträgt 7 bis 20 Tage.

Verlaufsformen Bei Kindern lässt sich die Erkrankung in drei Stadien einteilen: Die Symptome im ersten Stadium (Stadium carrthale; Dauer ein bis zwei Wochen) umfassen Schwäche, leichten Schnupfen und Husten sowie möglicherweise mäßiges Fieber. Im zweiten Stadium (Stadium convulsivum; Dauer vier bis sechs Wochen) entwickelt sich der typische anfallsartige Stakkatohusten mit anschließendem Keuchen. Oft würgen die Erkrankten nach den meist nachts auftretenden Attacken zähen Schleim hervor oder müssen sich übergeben. Im letzten Stadium, dem Stadium decrementi, klingen die Symptome über sechs bis zehn Wochen allmählich wieder ab.

Bei Säuglingen werden häufig keine typischen Anfälle beobachtet, aber es kann zu gefährlichen Atemstillständen kommen. Komplikationen wie Pneumonien und Mittelohrentzündungen durch bakterielle Sekundärinfektionen treten ebenfalls besonders im ersten Lebensjahr auf. Selten, aber schwerwiegend ist die Keuchhusten-Enzephalopathie, bei der bleibende Schäden zurückbleiben können.

Diagnose Liegt eine klassische Symptomatik vor, wird das Ergebnis aufgrund der klinischen Befunde gestellt. Im frühen Krankheitsstadium ist ein kultureller Nachweis des Erregers oder ein Nachweis per PCR auf Basis von nasopharyngealem Material möglich. Später kann eine akute Erkrankung durch eine Serodiagnostik nachgewiesen werden.

Behandlung Kinder gehören bei Husten in ärztliche Behandlung. Die Therapie mit Antibiotika (Makrolide, Behandlungsdauer 14 Tage) hat in der Regel wenig Einfluss auf den Verlauf. Sie kann aber zur Unterbrechung der Infektionskette sinnvoll sein, da Behandelte ab dem fünften Tag nach Therapiebeginn nicht mehr ansteckend sind. Ohne Behandlung dagegen beginnt die Ansteckungsfähigkeit am Ende der Inkubationszeit und kann bis zu sechs Wochen andauern.

Kinderärzte empfehlen, bei sehr zähem Schleim zusätzlich Schleimlöser einzusetzen. Säuglinge müssen in der Regel stationär behandelt werden. Auch ein bis drei Prozent der erwachsenen Keuchhustenpatienten müssen ins Krankenhaus zur weiteren Therapie.

Prävention durch Impfung Bei Pertussis besteht nur ein geringer Nestschutz. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) Säuglinge durch eine frühzeitige Impfung (2., 3. und 4. Monat, 11. bis 14 Monate) zu schützen. Aber weder die Impfung noch die durchgemachte Erkrankung führen zu lebenslanger Immunität. Daher sollte die Impfung im Alter von fünf bis sechs Jahren und nochmals zwischen 9 und 17 Jahren aufgefrischt werden. Bei Einschulungsuntersuchungen betrugen die Impfraten etwa 90 Prozente; Jugendliche sind seltener und Erwachsene oft nicht gegen Pertussis geimpft.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 02/13 ab Seite 120.

Dr. Anne Benckendorff, Medizinjournalistin

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