ein Tattoo wird professionell gestochen© Stadtratte / iStock / Getty Images Plus
So siehts im professionellen Tattoo-Studio aus. Und daheim?

Do it yourself

MIT EINEM PFLASTER ZUM TATTOO

Sich selbst ein Tattoo zu Hause zu stechen, lässt viele Menschen eher an eine Sepsis denken als an Körperkunst. Doch Forscher*innen wollen das künftig möglich machen: Jede*r soll sich selbst einfach und schmerzlos kleine Motive stechen können.

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Kennen Sie diese kleinen Klebetattoos für Kinder? Das Motiv wird auf die gewünschte Stelle gehalten, mit Wasser befeuchtet und die Folie abgezogen – und schon ziert ein lustiges Motiv den Körper. Die Methode nutzen natürlich auch Erwachsene, nur meistens mit etwas anderen Motiven, zum Beispiel vor einem Festival oder einer Party.

Ganz anders dauerhafte Tattoos, die lassen sich nicht so einfach mit Hilfe von Wasser übertragen. Und man hat auch länger davon. Auch sind viele Tattoos wahre Kunstwerke, an denen ein Fachmensch über Stunden oder Tage arbeitet. Dennoch: Die Technik der Abziehtattoos zu verwenden, ist nicht so abwegig, finden Forschende.

Die Lösung: Pflaster mit Mini-Nadeln

Mit speziellen Pflastern könnte sich Forschenden zufolge jeder selbst schmerzfrei kleine, einfach gestaltete Tattoos stechen. Die Pflaster sind mit Miniatur-Nadeln beschichtet, die die Tinte in die Haut abgeben, wie ein Team um Mark Prausnitz vom Georgia Institute of Technology im Fachjournal iScience" schreibt. Bislang ist der Ansatz aber nur an Ratten und auf Schweinehaut getestet. 

Die Forschenden tätowierten den Tieren unter anderem Herzchen und Sterne, aber auch Zahlen, Blutgruppen-Nummern und kurze Wörter. Es war auch möglich, Tinte zu benutzen, die nur unter UV-Licht sichtbar wird. Dadurch könnten bestimmte Informationen diskret auf der Haut getragen werden, schreiben die Forschenden. 

Beim Menschen könnten die Pflaster genutzt werden, um kostengünstig kleine Symbole zu tätowieren, die nicht das Geschick eines Tattoo-Künstlers erfordern. Die Technik könnte den Forschern zufolge auch verwendet werden, um medizinische Informationen beispielsweise zu Blutgruppe oder Krankheiten wie Diabetes auf der Haut zu vermerken. Auch das Aufbringen eines QR-Codes sei möglich, der ausgelesen wird und zu mehr Informationen führt. Zudem sei das Überdecken von Hautstellen, die als unschön empfunden werden, denkbar, so die Forscher. Auch zur Markierung von Tieren könnten die Pflaster angewandt werden.

Vorbild aus der Dermo-Chirurgie

Wir haben die Nadel so miniaturisiert, dass sie schmerzfrei ist, aber dennoch effektiv Tätowier-Tinte in die Haut einbringt", sagte Prausnitz. Die entwickelten Mini-Nadeln bestünden aus Tattoo-Tinte umgeben von einer auflösbaren Hülle. Den Forschungen der Wissenschaftler zufolge halten die Tattoos mindestens ein Jahr, sind wahrscheinlich aber sogar dauerhaft - können aber auch mit temporärer Tattoo-Tinte versehen werden.

Bislang wurden Mini-Nadeln beispielsweise bei Anti-Falten-Behandlungen eingesetzt, den Wissenschaftlern zufolge aber noch nicht in der Tattoo-Industrie. Prausnitz forscht seit Jahren auch daran, wie solche Nadeln bei der Verabreichung von Medizin oder Impfungen zum Einsatz kommen können.

Um die Technik weiter voran zu bringen, haben die Forschenden ein Unternehmen gegründet. Das Ziel ist nicht, alle Tattoos zu ersetzen, die oft Werke der Schönheit von Tattoo-Künstlern sind" sagte Prausnitz. "Unser Ziel ist, neue Möglichkeiten für Patienten, Haustiere und Menschen zu schaffen, die ein schmerzloses Tattoo wollen, das einfach verabreicht werden kann."

Das Tattoo-Pflaster - Medizinprodukt der Zukunft, auch in der Apotheke?

Quelle: dpa

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