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Arzneiverordnungs-Report (AVR)

ARZNEIMITTELAUSGABEN GESUNKEN

Ein zentrales Ergebnis aus dem Ende letzter Woche erscheinenen Arzneiverordnungs-Report (AVR) 2012: Die Arzneimittelausgaben in Deutschland sind erstmals seit 8 Jahren zurückgegangen.

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Aber Ärztinnen und Ärzte haben in Deutschland im vergangenen Jahr auch teurere und größere Arzneimittelpackungen verordnet als im Vorjahr. Zugleich sanken die Preise je Verordnung um 2,3 Prozent, sodass der Wert einer Verordnung nahezu gleich geblieben ist. Auch die Zahl der Verordnungen blieb nahezu konstant .

Insgesamt sind 2011 die Arzneimittelausgaben erstmals seit 2004 zurückgegangen. Wie das Bundesgesundheitsministerium (BMG) bereits zu Beginn dieses Jahres mitteilte, waren sie um 1,2 Milliarden Euro, und damit um vier Prozent, auf 30,9 Milliarden Euro gesunken. „Dieser Rückgang beruht fast ausschließlich auf dem massiven Eingriff des Gesetzgebers in die Arzneimittelpreise“, sagte einer der Herausgeber des Reports, Ulrich Schwabe. Die schwarz-gelbe Koalition hatte mit dem GKV-Änderungsgesetz die Abschläge für Arzneimittel, die keiner Festbetragsgruppe zugeordnet sind, für den Zeitraum vom 1. August 2010 bis zum 31. Dezember 2013 von sechs auf 16 Prozent angehoben sowie einen zusätzlichen Preisstopp eingeführt.

Den Zahlen des BMG zufolge haben die Krankenkassen bei den Generika im Jahr 2011 durch Rabattverträge mehr als 1,6 Milliarden Euro eingespart. Am meisten, nämlich 2,8 Milliarden Euro, könne durch eine Substitution von Analogpräparaten durch therapeutisch äquivalente Leitsubstanzen eingesparten werden. Und weitere 500 Millionen Euro könnten eingespart werden, wenn auf Arzneimittel mit einem umstrittenen Nutzen verzichtet würde.

Schwabe wies darauf hin, dass laut BMG die Ausgaben für Arzneimittel im ersten Halbjahr 2012 bereits wieder um 3,1 Prozent (480 Millionen Euro) angestiegen seien. Allein 190 Millionen Euro seien dabei auf drei neue Arzneimittel mit Jahrestherapiekosten in Höhe von bis zu 44.000 Euro entfallen. Für diese Medikamente laufen zurzeit Preisverhandlungen zwischen dem Hersteller und dem GKV-Spitzenverband, die das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes (AMNOG) für neue Arzneimittel vorschreibt. Im ersten Jahr nach Marktzulassung können die Hersteller die Preise jedoch weiterhin selbst festlegen.

Mit dem AMNOG will die schwarz-gelbe Koalition bis 2014 die Arzneimittelausgaben um zwei Milliarden Euro senken. Dieses Ziel sei nur zu erreichen, wenn auch bei Arznei­mitteln des Bestandsmarkts eine Nutzenbewertung durchgeführt werde, erklärte Schwabe. Und um dies zu erreichen, brauche das Institut für Qualität und Wirtschaft­lichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), das die frühe Nutzenbewertung durchführt, in jedem Fall mehr Personal.

Pharmaverbände kritisierten die im Arzneiverordnungs-Report vorgestellten Einspar­potenziale im Arzneimittelbereich. So hat der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) ein Gutachten vorgestellt, in dem die von den AVR-Herausgebern angewandte Methodik kritisiert wird.

Auch aus Sicht der Hauptgeschäftsführerin des Verband forschender Arzneimittel­hersteller (vfa), Birgit Fischer, weist der Report methodische Mängel auf. Der Chef des Verbands Pro Generika, Bork Bretthauer, sagte, in wesentlichen Teilen biete der Report „keinerlei Erkenntnisgewinn“. „Im Gegenteil, er setzt offensichtlich auf Stimmungsmache und rechnet mit Phantomzahlen“, bemängelte er. Quelle: fos/aerzteblatt.de

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