Im Hintergrund steht ein Weihnachtsbaum, im Vordergrund steht ein Adventsgesteck, auf dem zwei Kerzen brennen.
Kerzen gehören zur Weihnachtszeit, keine Frage. Doch ihre Rohstoffe sind oft nicht nachhaltig. © Edafoto/ iStock / Getty Images Plus

Nachhaltigkeit | Kerzen

VERBRENNT MEIN ADVENTSKRANZ DEN REGENWALD?

In der Weihnachtszeit haben Kerzen Hochsaison. Um auf Paraffin aus der Erdölgewinnung zu verzichten, greifen manche auf Stearin-Kerzen zurück. Man braucht aber Palmöl, um dieses zu gewinnen – und dafür wiederum werden Regenwälder gerodet. Wie erkenne ich, woher das Palmöl in meinen Kerzen stammt?

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Eigentlich ein guter Gedanke: das Klima schützen, indem man auf Paraffinkerzen aus fossilen Rohstoffen verzichtet. Schließlich gibt es ja auch Stearin-Kerzen aus nachwachsendem Pflanzenmaterial. Das Problem: Für Stearin-Kerzen braucht man Palmöl aus Ölpalmen. Für deren kommerziellen Anbau müssen Regenwälder weichen – eine Katastrophe für Artenvielfalt und Klima. Es gibt Palmöl auch aus kontrolliert nachhaltigem Anbau. Um solches bevorzugt zu kaufen, muss der Verbraucher jedoch erkennen können, woher das Öl stammt. Und das ist gar nicht so leicht.

Ein Forscherteam um Karoline Kickler von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) hat die Herkunft des Palmöls in Stearin-Kerzen untersucht. Sie prüften, welche Kerzen aus Palmöl hergestellt wurden. Im nächsten Schritt achteten sie auf Anbauform und Herkunft des Rohstoffs und schließlich darauf, ob die Hersteller ihre Kerzen entsprechend kennzeichnen. Dieser Kerzencheck umfasste 52 Hersteller und Produkte aus Supermärkten, Baumärkten und Drogerien.

Kunden haben keine Möglichkeit herauszufinden, ob die Kerzen in ihrem Einkaufswagen mit Regenwald-Zerstörung zusammen hängen.

Bei 40 Prozent der untersuchten Kerzen konnten die Forscher nicht herausfinden, ob Palmöl aus kommerziellem Anbau enthalten ist - die Anbieter machten es nicht ersichtlich. „Die Menschen haben derzeit keine Möglichkeit herauszufinden, ob die Kerzen in ihrem Einkaufswagen mit Regenwaldzerstörung und Artenverlust in Zusammenhang stehen“, fasst Sascha Müller-Kraenner aus Kicklers Team zusammen, „Möbelhäuser wie Roller, Deko-Anbieter wie Nanu Nana und Baumärkte wie Hornbach sind gegenüber den Kunden extrem intransparent.“ Nur 15 Hersteller gaben an, dass sie ausschließlich Palmöl aus nachhaltigem Anbau verwenden. Und auch dort ist es selten erkennbar, da eine Kennzeichnung fehlt.

Kerzen aus ausschließlich nachhaltigem Anbau laut DUH
Hersteller:
Alnatura, Gebr. Müller Kerzenfabrik, KCB UMA
Eigenmarken der Supermärkte: ALDI Nord, ALDI Süd, Alnatura, Kaufland, Lidl, Edeka, Netto, Norma, Rewe
Drogerien: dm
Möbelhäuser: Ikea
Großhändler: Metro 

Warum kennzeichnen Hersteller es nicht, wenn sie nachhaltiges Palmöl verwenden?
Bislang müssen nur die Hersteller von Lebensmitteln Palmöl deklarieren, für sogenannte Non-Food Produkte gibt es keine Pflicht. „Die Verbraucherinnen und Verbraucher müssen Palmöl-Bestandteile auf allen Produkten erkennen können“, wünscht sich Kickler. Wenn Palmöl ausgewiesen werden muss, ist der Anreiz für Hersteller größer, nachhaltigen Anbau zu deklarieren. Kickler bemängelt: „Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass sie Palmöl aus nachhaltigem Anbau auf bestehenden Flächen unterstützen können.“ Einige Anbieter haben der DUH gegenüber angekündigt, ab 2021 zu kennzeichnen.

Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

Quellen:
https://www.wissenschaft.de/umwelt-natur/wie-viel-palmoel-steckt-in-kerzen/ 
„Ergebnisse des DUH Kerzenchecks zur Transparenz bei nachhaltigem Palmöl in Kerzen von 52 ausgewählten Unternehmen“, Deutsche Umwelthilfe

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