Schnupfen
PTA-Fortbildung

So helfen Sie Schnupfnasen

Der Winter ist die Zeit der laufenden Nasen. Eine fundierte Beratung zum richtigen Schnupfenmittel hilft den Betroffenen, wieder richtig durchzuatmen. Aber nicht alles ist für jeden Kunden geeignet.

17 Minuten

Grundsätze der Therapie

Die Anwendung von Arzneimitteln zielt auf

  • das Abschwellen der Schleimhäute,
  • die Belüftung der Nasennebenhöhlen und
  • den verbesserten Sekretabfluss.

Akute Schnupfenbeschwerden werden immer symptomatisch behandelt. Dekongestiva – abschwellende Arzneistoffe – kommen bevorzugt zum Einsatz. Alpha-Sympathomimetika wie Xylometazolin, Oxymetazolin, Naphazolin, Tramazolin oder systemisch auch Pseudoephedrin wirken vasokonstriktiv.

Sie lassen die Nasenschleimhaut abschwellen, erweitern die Nasengänge, stoppen die Sekretbildung und erleichtern die Atmung.

Dekongestiva sind in verschiedenen Darreichungsformen enthalten, nämlich in Tabletten, Dosiersprays, Sprays in Quetschflaschen, Tropflösungen und Nasengelen. Einige Nasensprays enthalten eine Kombination von Dekongestiva mit ätherischen Ölen wie Menthol oder Cineol. Sie verbessern den abschwellenden Effekt durch kühlende Wirkung.

Kombinationssprays mit alpha-Sympathomimetika und Dexpanthenol haben einen zusätzlichen Vorteil bei gereizten Nasenschleimhäuten. Dexpanthenol wird im Körper zu Pantothensäure umgewandelt und hat einen wundheilungsfördernden Effekt. Die lokalen Dekongestiva haben die Indikation zur Behandlung der akuten Rhinitis, Sinusitis und eines Tubenkatarrhs. 

Wegen der Gefahr eines Rebound-Effektes, der sich bei Gewöhnung einstellt, empfehlen die Fachgesellschaften eine maximale Anwendungsdauer von sieben Tagen. Konservierungsmittelfreie Sprays können bis zu zehn Tagen eingesetzt werden.

Die Arzneistoffe wirken unterschiedlich lange: So hält der Effekt von Naphazolin zum Beispiel fünf bis sechs Stunden und von Oxymetazolin und Xylometazolin zwölf Stunden an. Die übliche Dosierung bei Erwachsenen und Schulkindern liegt bei ein- bis dreimaliger Anwendung pro Tag. Zu beachten sind die unterschiedlichen Dosierungen für Säuglinge, Kleinkinder und Erwachsene, um schwerwiegende Überdosierungen zu vermeiden. Die Konzentrationen sind zum Beispiel:

   Oxymetazolin   Xylometazolin 
Säuglinge   0,01 %  0,025 %
Kleinkinder bis sechs Jahre   0,025 %  0,05 %
Schulkinder und Erwachsene   0,05 %  0,1 %

 

Wichtig ist, die Eltern bei der Abgabe von Nasensprays für ihre Kinder auf die maximalen Konzentrationen aufmerksam zu machen, da es Fälle von Überdosierungen bei Säuglingen gegeben hat.

Die Beratung bei der Abgabe eines Xylometazolin-Nasensprays könnte folgende Informationen enthalten: „Geben Sie alle sechs bis acht Stunden einen Sprühstoß in jedes Nasenloch. Legen Sie dabei den Kopf etwas zurück. Verwenden Sie das Spray nicht länger als fünf Tage, weil es sonst zu Gewöhnung führen kann. Beachten Sie die Aufbrauchsfrist nach Anbruch. Treten die Beschwerden länger als fünf Tage auf beziehungsweise verschlechtern sich die Symptome, suchen Sie bitte einen Arzt auf.“

Milde Wirkung

Es gibt hypertone Salzlösungen, bei denen die Konzentration des enthaltenen Salzes höher ist als in den Zellen der Nasenschleimhaut. Sie haben eine leicht abschwellende Wirkung, da sie den Zellen Flüssigkeit entziehen, um den Konzentrationsunterschied nach dem Prinzip der Osmose auszugleichen.

Ectoin ist ein Naturstoff, der einen schützenden Hydrofilm auf die Nasenschleimhaut legt und diese beruhigt und befeuchtet. Nasenprays mit Ectoin und einer hypertonen Salzlösung haben auf natürliche Weise einen leicht abschwellenden und befeuchtenden Effekt. Sie können bereits von Kindern ab sechs Jahren und maximal über 30 Tage angewendet werden. Ihre Wirksamkeit ist etwas geringer als die der klassischen abschwellenden Nasensprays.

Besser ohne Konservierungsmittel

In vielen Nasensprays wurden früher Konservierungsmittel zur Verbesserung der Haltbarkeit verwendet. Das übliche Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid wirkt antibakteriell, antimykotisch und antiviral, soll jedoch die Funktion der Zilien bei ihrer Aufgabe der mukoziliären Clearance beeinträchtigen. Heute gibt es geeignete Mehrdosenbehälter, die eine konservierungsmittelfreie Mehrfachgabe von Nasalia ermöglichen, sodass viele Zubereitungen ohne Konservierungsmittel auskommen.

Richtig Naseputzen

Sollte der Schleim eher hochgezogen oder ausgeschnäuzt werden?
+ Beim Hochziehen wird der Schleim von der Nase in den Rachen transportiert, abgeschluckt und im Magen von der Magensäure zersetzt. Allerdings können auf diesem Wege auch Keime in die Bronchien gelangen und dort eine Bronchitis hervorrufen.
+ Beim Schnäuzen in ein Taschentuch entsteht ein Luftwirbel im Rachenraum, der das Eindringen von Keimen in die Luftwege, die Luftröhre und Bronchien verhindert.
+ Egal ob Hochziehen oder Schnäuzen, es sollte nicht zu viel Druck ausgeübt werden. Beim Naseputzen sollte jeweils ein Nasenloch zugehalten und vorsichtig ins Taschentuch geschnäuzt werden. Geräuschvolles Trompeten ist nicht effektiver, sondern befördert sogar eher Sekret bis in die Nasennebenhöhlen oder bis ins Mittelohr.

Privinismus

Wer Dekongestiva zu lange benutzt, meint irgendwann nicht mehr ohne Nasenspray sein zu können, weil er unter einer verstopften Nase leidet. Häufig wird die behinderte Atmung in der Nacht beklagt. Diese Menschen mit einer Rhinitis medicamentosa haben wegen der ständigen Gefäßverengung oftmals Schädigungen der Nasenschleimhaut und es kommt zum Wiederanschwellen ohne den Einsatz von alpha-Sympathomimetika. Eine langsame Entwöhnung ist zum Beispiel mit Nasensprays in Kinderdosierungen möglich. Am besten wird langsam herunterdosiert.

Eine andere Möglichkeit ist die „Ein-Loch-Behandlung“. Dabei wird das abschwellende Nasenspray immer nur in ein Nasenloch gesprüht, um die Atmung so zu erleichtern und beide Nasenseiten nacheinander langsam zu entwöhnen. Zusätzlich können Sprays mit Salzlösungen und Dexpanthenol zur Beruhigung der gereizten Nasenschleimhaut benutzt werden. Auch topische Glucocorticoide können den Entwöhnungsprozess mit dem Abschwellen der Schleimhäute unterstützen. 

Übrigens…
Unter topischen Glucocorticoiden, auch wenn sie beispielsweise längerfristig gegen Heuschnupfen verwendet werden, tritt wegen des ganz anderen Wirkungsmechanismus kein Privinismus ein.

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