Beschwerden im Alter
PTA-Fortbildung

Gesund alt werden

Senioren sind nicht nur die größte Kundengruppe in der Apotheke, sie haben zudem einen erhöhten Beratungsbedarf hinsichtlich geeigneter Wirkstoffe und adäquater Darreichungsformen.

17 Minuten

Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. August 2020

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Chronische Alterserkrankungen In einer immer älter werdenden Gesellschaft kommt es vorrangig zu einem vermehrten Auftreten chronischer Krankheiten. Dazu gehören beispielsweise Erkrankungen der Knochen und Gelenke (z.B. Osteoporose, Arthrose), rheumatische Erkrankungen (z. B. rheumatoide Arthritis), kardiovaskuläre Erkrankungen (z. B. Hypertonie, Herzinsuffizienz), Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes mellitus Typ 2, Fettstoffwechselstörungen) oder neurologische Erkrankungen (z.B. Morbus Parkinson, Depressionen, Demenz). Bei diesen typischen Alterserkrankungen ist in erster Linie der Arzt gefragt, der aus einer Vielzahl an verschreibungspflichtigen Arzneimitteln die adäquate Medikation verordnet (z. B. Bisphosphonate, ACE-Hemmer, Statine, Antidiabetika, Antidepressiva, Analgetika).

Aber auch PTA und Apotheker können wertvolle Tipps geben und prophylaktische oder ergänzende Präparate aus dem Selbstmedikationsbereich empfehlen. So können beispielsweise Omega-3-​Fettsäuren ergänzend zur Behandlung von Fettstoffwechselstörungen oder Weißdorn- Präparate bei Herz-Kreislauf-​Beschwerden im Alter sinnvoll sein. Auf weitere typische (Zusatz-)Empfehlungen, die vor allem aus dem Bereich der Vitamine und Mineralstoffe stammen oder pflanzlicher Natur sind, wird nachfolgend bei ausgewählten Indikationen exemplarisch eingegangen. Zudem werden rezeptfreie Therapiemöglichkeiten für alterstypische Beschwerden vorgestellt, mit denen Betroffene vorrangig zuerst Beratung in der Apotheke suchen.

Osteoporose Calcium-und Vitamin D-Präparate sind eine gute Empfehlung für den im Alter zunehmend brüchiger werdenden Knochen. Beide Geschlechter profitieren davon, da verstärkt ab dem 70. Lebensjahr Osteoporose auftritt. Neben einer genetischen Disposition sind für den Knochenschwund verschiedene Faktoren ursächlich verantwortlich. Dabei handelt es sich um Risikofaktoren, denen Frauen und Männer mit fortschreitendem Lebensalter vermehrt ausgesetzt sind. Dazu zählen vor allem eine calciumarme und phosphatreiche Ernährung, ein hoher Alkoholund Nikotinkonsum, ein Vitamin-​D-Mangel und zu wenig Bewegung.

Auch das häufig altersbedingte geringe Gewicht spielt bei der Entstehung einer Osteoporose eine Rolle. Je weniger Kilogramm auf die Knochen einwirken, desto weniger stabil sind diese und desto leichter sind Knochenbrüche möglich. Zudem treten im Alter zunehmend chronische Erkrankungen auf, die mit einer langfristigen Einnahme von knochenschädigenden Medikamenten (z. B. Corticoide, Glitazone, Protonenpumpenhemmer), einem Hormonungleichgewicht (z. B. Schilddrüsenüberfunktion) oder Resorptionsstörungen (z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) einhergehen und somit das Risiko für Osteoporose erhöhen.

GEHT BEI ARTHROSE AUCH WAS MIT HOMÖOPATHIE?

Eine bewährte homöopathische Empfehlung als Add-on bei Gelenkverschleiß ist die Einnahme von Hekla lava D6 und Rhus toxicodendron D12.

Gelenkschmerzen Mit zunehmendem Alter steigt auch die Zahl der Menschen mit Gelenkschmerzen, vor allem mit Arthrose. Während unter den 30-Jährigen nur jeder Zwanzigste die Diagnose erhält, ist es bei den über 60-Jährigen bereits jeder Zweite. Der Grund für die Zunahme an Betroffenen im höheren Alter liegt in der Pathogenese der Erkrankung. Bei der Arthrose handelt es sich um eine fortschreitende Degeneration des Knorpelgewebes im Gelenk sowie aller Strukturen, die am Aufbau eines Gelenks beteiligt sind. Es kommt dabei zum Knorpelverlust sowie zu Veränderungen des Knochens und der Gelenkinnenhaut.

Reizzustände der Sehnen- und Bandansätze, Schwellungen und Schmerzen im Gelenk sind die Folge. Begleitend zur verordneten Standardmedikation wie beispielsweise Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen stehen auch NSAR für die topische Anwendung zur Verfügung. Letztere wirken gut bei Gelenkschmerzen unterschiedlichster Art und helfen, systemische Schmerzmittel einzusparen. Gleichzeitig treten seltener unerwünschte Wirkungen wie beispielsweise Beschwerden am Gastrointestinaltrakt auf. Werden die NSAR als Spray appliziert, ermöglichen sie gleichzeitig einen angenehmen Kühleffekt, der bei akut entzündeten Gelenken (z. B. im Stadium der aktivierten Arthrose oder einer rheumatoiden Arthritis) gewünscht ist.

Eine pflanzliche Alternative stellen Salben mit Beinwellwurzelextrakt dar. Cremes oder Pflaster mit Capsaicin aus Cayenne-Pfeffer erzeugen eine wohltuende Wärme. Sie eignen sich aber nur für entzündungsfreie Phasen ohne Gelenkschwellung. Zur unterstützenden Therapie degenerativer Erkrankungen des Bewegungsapparates können auch Tabletten mit der Afrikanischen Teufelskralle empfohlen werden. Teufelskralle wirkt entzündungshemmend, abschwellend und schmerzlindernd. Ebenso sind salicylsäurehaltige Präparate der Weidenrinde aufgrund ihrer analgetischen und antiphlogistischen Eigenschaften ein Klassiker in der Behandlung von Arthrose und rheumatischen Beschwerden. Eine gute Ergänzung bei Arthrose, Arthritis und weiteren rheumatischen Erkrankungen sind auch Zubereitungen aus den Blättern sowie dem Kraut der Großen und Kleinen Brennnessel.

Weniger geläufig sind Präparate aus Hagebuttenpulver, die zum Erhalt der Beweglichkeit der Gelenke angeboten werden. Zudem soll Weihrauch, das Harz des Boswellia (Sabal)-Baumes, gegen schmerzhafte Gelenkabnutzung helfen. Es kommt traditionell in der ayurvedischen Volksmedizin zur Behandlung von Arthrose und rheumatischen Erkrankungen zur Anwendung. Antioxidative und knorpelprotektive Eigenschaften haben offenbar auch Curcumin aus Extrakten der Gelbwurzel und Pyknogenol® aus der französischen Meereskiefer. Für Kunden mit Gelenkschmerzen stehen auch Chondroprotektiva mit Chondroitin und Glucosamin zur Verfügung, die über eine Stimulation des Knorpelaufbaus den Knorpelabbau verlangsamen beziehungsweise als „Gelenkschmiere“ dienen und damit ein Fortschreiten der Arthrose verhindern sollen.

Beide Chondroprotektiva können mit Schwefel-Donatoren wie Methylsulfonylmethan (MSM) kombiniert werden. MSM soll den Aufbau und die Regeneration der Proteoglykane in der Knorpelmatrix unterstützen. Manchmal ist Hyaluronsäure als Kombinationspartner enthalten. Hyaluronsäure kommt physiologisch im Gelenkknorpel vor und ist zudem Bestandteil der Gelenkflüssigkeit. Vor allem spritzt der Arzt sie aber direkt in die betroffene Gelenkhöhle, um die Gleitfähigkeit des Gelenks und damit die Schmerzsymptomatik zu verbessern. Schmerzen können auch mit einer systemischen Enzymtherapie gelindert werden. Bromelain, Trypsin und Rutosid bekämpfen Gelenkschmerzen, indem sie in die Freisetzung von Entzündungsmediatoren eingreifen und zirkulierende Immun-Komplexe reduzieren.

Damit wirkt die Enzymkombination entzündungshemmend, abschwellend sowie schmerzlindernd. Rutosid unterstützt zusätzlich den abschwellenden Effekt und weist antioxidative Effekte auf. Bei der Einnahme ist ein ausreichender Abstand zu den Mahlzeiten zu beachten (mindestens 60 Minuten vor dem Essen). Ebenso sollen Vitamin D und E sowie Omega-3-Fettsäuren knorpelzerstörenden oxidativen Prozessen aufgrund ihrer antientzündlichen Eigenschaften entgegenwirken und so helfen, systemische Schmerzmittel einzusparen. Sie werden nicht nur bei Arthrose, sondern auch bei rheumatischen Erkrankungen eingesetzt.

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