Tierische Produkte wie Eier und Rindfleisch liegen auf einem Holzbrett© Rimma_Bondarenko / iStock / Getty Images Plus
Die Produktion von Rindfleisch wirkt sich besonders schädlich auf das Klima aus. Aber auch Milch und Eier belasten das Klima.

Neues Label

KLIMAFREUNDLICH ODER NICHT: KAUM ZU DURCHSCHAUEN

Ein bisschen Salami, zwei Stangen Lauch und ein Pfund Butter – wer weiß schon, was davon klimaschonend produziert wurde und was nicht? Den Verbrauchern fehlt es an Übersicht. Ein neues Klimalabel soll das ändern.

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Bio-Tomaten aus Spanien oder lieber der Apfel aus dem Alten Land? Chicken Nuggets oder das argentinische Hüftsteak? Beim Einkaufen im Supermarkt hat man die Wahl zwischen ungefähr 12 000 Produkten – welche davon klimaschädlich sind, ist bisher wenig bis gar nicht transparent. Eine Lösung wäre ein Klimalabel auf der Packung.

Doch wie genau entstehen Klimagase bei Lebensmitteln eigentlich? Bis ein Gericht auf dem Teller landet, hat es oft schon viele Treibhausgase verursacht. Die klimaschädlichen Gase Methan, CO2 und Lachgas entstehen zum Beispiel, wenn ein Landwirt mit seinem Traktor auf dem Acker Getreide aussät, düngt oder erntet. Einige Lebensmittel werden auch in beheizten Gewächshäusern angebaut, haben eine lange Lagerungszeit hinter sich, wurden gekühlt oder verarbeitet. Bei all dem entstehen mehr oder weniger große Mengen an Treibhausgasen.

Vom Feld auf den Teller ist es ein langer Weg

Nach der Ernte geht meist noch eine längere Reise los; viele Lebensmittel kommen mit dem Flugzeug, dem Schiff oder per Lkw zu uns. Von all den Treibhausgasen, die jeder Mensch in Deutschland verursacht, stammen 10 bis 15 Prozent aus dem Konsum von Lebensmitteln. Wer klimafreundlich einkauft, kann somit eine ganze Menge an Treibhausgasen einsparen.

Und dabei zeigt sich: Verbraucher*innen unterschätzen, wie viele Emissionen so ein Lebensmittel verursacht. Auf den Lebensmitteln fehlt ja bisher eine Kennzeichnung; wer seinen Klima-Fußabdruck reduzieren möchte, muss das schon selbst mühsam recherchieren. Die Informationen dazu sind oft widersprüchlich, weil sie gar nicht unter denselben Voraussetzungen erhoben werden. Julian Zuber ist Geschäftsführer von „German Zero“, einer gemeinnützigen Klimaschutz-Organisation, die sich für die Einführung einer verpflichtenden, leicht verständlichen Produkt-Kennzeichnung stark macht. Es gibt zwar schon Hinweise auf Produkten zur Treibhausemissionierung, doch die wurden oft von den Unternehmen selbst entwickelt und sind schwer zu vergleichen. Neben German Zero fordert daher auch die Verbraucherzentrale ein einheitliches, staatliches Klima-Label. Dies hätte noch einen weiteren Vorteil, sagt Julian Zuber: „Es wäre ein wasserdichtes Label und es würde auch verhindern, dass es zu viele Labels gibt.“
 

Regional ist nicht unbedingt klimaschonend

Um die Kriterien kümmert sich gerade Sarah Kühl von der Universität Göttingen, wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Projekt, das ein Klima-Label entwickelt und erprobt. „Aktuelle Studien zeigen, dass Verbraucher die Klima-Auswirkungen von Lebensmitteln gar nicht einschätzen können – insbesondere tierische Produkte werden da klar unterschätzt.“ Vor allem die Produktion von Rindfleisch wirkt sich besonders schädlich auf das Klima aus; aber auch Milch und Eier belasten das Klima. So ist zum Beispiel ein Apfel aus dem Alten Land im Oktober weniger klimaschädlich als einer, der im Februar gekauft wurde. „Die Lagerung und Kühlung verbraucht immense Energiekosten und dadurch erhöht sich dann natürlich auch die Klima-Auswirkung von eigentlich regionalen Produkten“, weiß Sarah Kühl.

In Frankreich und Großbritannien laufen schon länger Pilot-Projekte zur Erprobung eines entsprechenden Labels. Julian Zuber ist sich sicher, dass es auch in Deutschland bald soweit sein wird: Die Frage sei nur, wann. 

Quelle: NDR info

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