verschiedene bunte Buchstaben und Kinderhände, die einzelne Buchstaben greifen© Professor25 / iStock / Getty Images Plus
Kinder, die unter einer Lese- und Rechtschreibstörung leiden, lesen langsam, verdrehen dabei Buchstaben und haben Schwierigkeiten, Wörter korrekt zu schreiben.

Lese- und Rechtschreibstörung

LEGASTHENIE IST MEHR ALS EINE SCHREIBSTÖRUNG

Legastheniker haben Schwierigkeiten sich beim Lesen zu merken, wie Wörter richtig geschrieben werden. Forscher der Universität Oxford untersuchten, welche Hirnregionen dabei beteiligt waren. Das Ergebnis: Es waren auch solche Areale beteiligt, die gar nichts mit Lesen und Schreiben zu tun hatten.

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Rund fünf Prozent der Kinder in Deutschland leiden unter einer Lese- und Rechtschreibstörung. Sie lesen langsam, verdrehen dabei Buchstaben und haben Schwierigkeiten, Wörter korrekt zu schreiben. Das führt oft zu Problemen schulischer und psychischer Art wie schlechten Noten, Schulangst oder mangelndem Selbstwertgefühl. 

Die Ursachen der Legasthenie sind bislang noch weitgehend unklar, spezifische Hilfsangebote begrenzt. Schon lange wird diskutiert, ob es sich bei der Lese-Rechtschreibschwäche im Kern um eine Störung der visuellen Verarbeitung handelt.
 

Die Studie

Catherine Manning von der Uni Oxford hat mit ihrem Team Methoden erdacht, mit denen man herausfinden kann, wie sich die visuelle Verarbeitung und die Gehirnaktivität bei Kindern mit und ohne Legasthenie unterscheiden. Dazu präsentierte man Kindern im Alter zwischen sechs und 14 Jahren – von denen die Hälfte an Legasthenie litt - eine Masse von sich bewegenden Punkten. Während die Forscher die Hirnströme der Kinder per EEG maßen, sollten diese entscheiden, in welche Richtung sich der Großteil der Punkte bewegte.

Das Ergebnis; Die Legasthenie-Kinder brauchten länger, um die visuellen Anhaltspunkte zu erfassen und zu einer Entscheidung zu kommen. Zudem waren sie dabei ungenauer als ihre Altersgenossen und auch in der Gehirnaktivität unterschieden sie sich. Bei allen Kindern nahm die Aktivität in Hirnregionen, die an der Entscheidungsfindung beteiligt sind, stetig zu, bis das Kind eine Entscheidung traf – bei Kindern mit Legasthenie erfolgte sie allerdings langsamer. Schon anhand der EEG-Aufnahmen konnten die Forscher erkennen, welche Kinder den Legasthenikern zuzurechnen waren.
 

Andere Informationsverarbeitung

„Diese Ergebnisse zeigen, dass sich die Schwierigkeiten von Kindern mit Legasthenie nicht auf das Lesen und Schreiben beschränken“, sagte Manning. „Stattdessen zeigen sie als Gruppe auch Unterschiede bei der Verarbeitung visueller Informationen und bei der Entscheidungsfindung.“ Künftige Forschungen würden zeigen, ob man beides trainieren könne, um die Lesefähigkeit betroffener Kinder zu verbessern und dabei Hinweise auf die Ursache der Lese- Rechtschreibstörung zu erhalten. Denn ein genaueres Verständnis der zugrundeliegenden neuronalen Prozesse könnte dabei helfen, schulische Probleme und psychische Folgeerkrankungen vorzubeugen. 

Übrigens: Legasthenie hat nichts mit einer verringerten Intelligenz oder allgemeinen Konzentrationsschwierigkeiten zu tun.

Quelle: www.wissenschaft.de
 

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