Mutter haelt ihr Neugeborenes in den Armen© Trendsetter Images / iStock / Getty Images Plus
Mütter, die ihre Baby stillen, haben ein geringeres Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln.

Herzgesundheit

STILLEN – EINE WIN-WIN-SITUATION FÜR MUTTER UND KIND

Dass Stillen gesund ist und den Babys alle wichtigen Nährstoffe, die es braucht, bietet, ist nichts Neues. Doch nicht nur für die Kleinsten unserer Gesellschaft ist das Stillen gesund, sondern auch für die Mütter, wie eine neue Metastudie zeigt. 

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Warum ist Stillen eigentlich so gut für das Baby? Zunächst einmal ist Muttermilch nicht nur kostenlos, sondern das Stillen an sich auch sehr praktisch für Mutter und Kind. Die Muttermilch selbst hat zudem zahlreiche gesundheitliche Vorteile. Sie versorgt das Neugeborene mit allen wichtigen Nährstoffen, ist reich an Vitaminen und Abwehrstoffen gegen verschiedene Krankheiten und ist in der Lage, sich an die individuellen Bedürfnisse des Babys anzupassen. Bei Babys, die gestillt werden, kommt es deutlich seltener zu Atemwegsinfektionen, Durchfällen, Erkältungen und Pilzerkrankungen. Außerdem ist das Risiko zu sterben geringer. 

Aufgrund dieser ganzen positiven Aspekte spricht sich auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) dafür aus, Neugeborene im ersten halben Jahr ausschließlich zu stillen. Doch nicht nur die Kleinen profitieren vom Stillen. Auch bei der Mutter haben sich über die Jahre einige gesundheitliche Vorteile herauskristallisiert. So zeigten frühere Studien bereits ein geringeres Risiko für Typ-2-Diabetes, Eierstockkrebs und Brustkrebs.
 

Geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Innerhalb einer groß angelegten Metastudie hat ein Forscherteam um Lena Tschiderer von der Medizinischen Universität Innsbruck insgesamt 1,2 Millionen Daten von Müttern ausgewertet. Im Fokus der Wissenschaftler stand hier die Frage, wie sich Stillen auf das kardiovaskuläre Risiko der Mutter auswirkt. 

„Schon frühere Studien haben den Zusammenhang zwischen dem Stillen und dem Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen bei der Mutter untersucht; die Ergebnisse waren jedoch uneinheitlich, was die Stärke des Zusammenhangs und insbesondere die Beziehung zwischen verschiedenen Stilldauern und dem Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen angeht“, so Tschiderers Kollege Peter Willeit. „Daher war es wichtig, die verfügbare Literatur systematisch zu sichten und alle Erkenntnisse zu diesem Thema mathematisch zusammenzufassen.“

Die erfassten Daten wurden aus insgesamt acht Studien, die zwischen 1986 und 2009 in Australien, China, Norwegen, Japan und den USA durchgeführt wurden, von den Forschern herangezogen. Auch eine multinationale Studie war unter den ausgewerteten Untersuchungen. Innerhalb dieser 1,2 Millionen Daten von Müttern hatten 82 Prozent ihr Baby gestillt. 

„Wir sammelten zum Beispiel Informationen darüber, wie lange die Frauen während ihres Lebens gestillt hatten, die Anzahl der Geburten, das Alter bei der ersten Geburt und ob die Frauen später im Leben einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erlitten hatten oder nicht“, erklärt Tschiderer. Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug zehn Jahre.
 

Stillen ist gesund fürs Mutterherz

Die Ergebnisse zeigen, dass Stillen nicht nur gut fürs Kind ist, sondern sich auch positiv auf die Gesundheit der Mutter auswirkt. So hatten Frauen, die während ihres Lebens ein Kind gestillt hatten, im Vergleich zu Frauen, die nie gestillt hatten, ein um elf Prozent geringeres Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln. Hierbei machten das Alter bei der Geburt oder die Anzahl von Schwangerschaften keinen Unterschied. 

Geht man ins Detail, so war das Risiko, einen Herzinfarkt zu bekommen, bei Müttern, die gestillt hatten, 14 Prozent niedriger als bei nicht stillenden Frauen. Auch bei Schlaganfällen konnte eine Verringerung um zwölf Prozent festgestellt werden. Eine solche Risikoreduktion war besonders deutlich bei Frauen zu erkennen, die zwölf Monate oder länger gestillt hatten. Offen blieben allerdings die gesundheitlichen Auswirkungen des Langzeitstillens, also eine Stillzeit von mehr als zwei Jahren, da für diesen Bereich nicht ausreichend Daten über Frauen zur Verfügung standen. 

„Es ist wichtig, dass Frauen sich der Vorteile des Stillens für die Gesundheit ihrer Babys und auch für ihre eigene Gesundheit bewusst sind“, so Willeit. „Darüber hinaus unterstreichen diese Ergebnisse aus qualitativ hochwertigen Studien, die weltweit durchgeführt wurden, die Notwendigkeit, das Stillen zu fördern und zu unterstützen, wie beispielsweise stillfreundliche Arbeitsumgebungen sowie Stilleinweisungen und -programme für Familien vor und nach der Geburt.“

Quellen: 
https://www.wissenschaft.de/gesundheit-medizin/stillen-foerdert-herzgesundheit-der-muetter/ 
Lena Tschiderer (Medizinische Universität Innsbruck) et al., Journal of the American Heart Association, doi: 10.1161/JAHA.121.022746
 

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