Abbildung von Clownfischen in Anemone.© Luca Gialdini / iStock / Getty Images
Das Mikrobiom trägt zu einer gesunden Haut und den für die Haut optimalen, schwach sauren pH-Wert bei.

Hautmikrobiom

SINN UND UNSINN PROBIOTISCHER KOSMETIK

Nicht nur im Darm finden sich hilfreiche Mikroorganismen. Auch unsere Haut ist von einem physiologischen Mikrobenfilm besiedelt. Diese Hautflora hat einen großen Einfluss auf die Gesundheit von Haut und Körper und möchte gepflegt werden.

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Ein Mikrobiom ist die Gesamtheit der Mikroorganismen, die auf und im menschlichen Körper vorkommen. Es besteht aus verschiedensten Bakterien, Viren und Pilzen. Bislang ist die genaue Zusammensetzung des Mikrobioms nicht bekannt, sie schwankt von Mensch zu Mensch. Eine große Diversität ist von Vorteil, so viel ist klar.

Beeinflusst wird das Mikrobiom eines jeden Menschen durch seine Genetik, die Umweltfaktoren, denen er ausgesetzt ist und den persönlichen Lebensstil. Und natürlich ist die Zusammensetzung des Mikrobioms auch je nach Organ ganz unterschiedlich. 

Die Vorstellung, innen und außen von Mikroorganismen besiedelt zu sein, ist ein bisschen eklig, bringt jedoch für uns als Wirt Vorteile. Genau genommen wären wir ohne diese Mitbewohner gar nicht lebensfähig. Das Darmmikrobiom ist für die Verdauung und das Aufschließen von Nährstoffen von großer Bedeutung, das Mikrobiom der Haut schützt unsere Oberfläche und damit den Körper vor dem Eindringen von Pathogenen.

Es beginnt mit der Geburt

Die Haut eines Ungeborenen ist keimfrei. Aber schon während der Geburt beginnt die Besiedelung mit ersten Mikroorganismen, die von der Haut und der Schleimhaut der Mutter auf das Neugeborene übertragen werden. Für das Immunsystem des Babys ist diese frühe Kolonisation mit Mikroorganismen enorm wichtig. Hat sich das Mikrobiom dann entwickelt und ist in Balance, trägt es zu einer gesunden Haut und den für die Haut optimalen, schwach sauren pH-Wert bei und bildet eine Schutzbarriere. 

Propionibakterien, die Akne auslösen, gehören zur physiologischen Hautflora. Zu den Krankheitssymptomen kommt es aber erst, wenn das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht gerät und sich der Erreger vermehrt.

Dieses physiologische Hautmikrobiom wird auch residente Hautflora genannt. Im Gegensatz dazu gibt es auch transiente, also vorübergehend auftretende Bakterien. Sie stammen aus der Umwelt und kommen meist nur kurzzeitig mit der Haut in Kontakt. Sie können die Hautflora verändern oder schwächen, wodurch Hautprobleme und Infektionen entstehen können.

Ein intaktes Hautmikrobiom kann die Haut vor solchen transienten Bakterien schützen. Aber auch Bakterien aus unserer residenten Flora können, wenn das Gleichgewicht gestört ist, überhandnehmen und Krankheiten auslösen.

Das Hautmikrobiom pflegen

Der Säureschutzmantel mit einem pH-Wert um 5 stellt das ideale Milieu für das Hautmikrobiom dar. Die meisten Krankheitserreger können solche Bedingungen nicht vertragen. Wird der Säureschutzmantel beschädigt, können sich pathogene Keime leichter vermehren. Verschiedene Einflüsse, wie die Verwendung ungeeigneter Pflegeprodukte, zu häufiges Waschen, Stress oder übermäßige UV-Strahlung können dazu beitragen. 

Alkalische Seifen und aggressive Tenside verändern beispielsweise den pH-Wert oder trocknen die Haut aus. Es kann zu einer Verschiebung des Hautmikrobioms kommen. Art und Zusammensetzung der Mikroorganismen verändern sich, es entsteht eine Schutzlücke, wodurch die Haut anfälliger für äußere Einflüsse und das Eindringen von pathogenen Keimen und Krankheitserregern wird.

Auch Patienten mit bestimmten Erkrankungen mit genetischer Prädisposition, wie die Neurodermitis, weisen ein atypisches Mikrobiom auf.

So pflegen Sie Ihre Haut mikrobiomgerecht

Ideal für die Hautflora ist es, Reinigungsprodukte mit milden, schwach sauren Tensiden und rückfettenden natürlichen Ölen zu verwenden, die das natürliche pH-Gleichgewicht der Haut unterstützen und die Haut vor dem Austrocknen schützen. Die Hautpflege sollte ebenfalls intensiv Feuchtigkeit spenden.

Prä- und probiotische Kosmetik

Präbiotische Kosmetikprodukte enthalten Stoffe, die den Mikroorganismen unserer Hautflora als Nahrungsquelle dienen und so deren Vermehrung anregen. Probiotische Kosmetik hingegen ist direkt mit gesunden Bakterien versetzt. Diese Produkte wurden dafür konzipiert, das Mikrobiom intakt zu halten oder wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Eingesetzt werden Prä- und Probiotika in der Haut- aber auch in der Haarpflege.

Theoretisch können Sie anhand der INCI-Bezeichnungen auf einem Produkt erkennen, ob Probiotika (zum Beispiel Lactobacillus) oder Nahrungsquellen für Bakterien enthalten sind. Es ist aber nicht immer ganz einfach, Bakterien, deren Bestandteile oder ihre Nahrungsquellen anhand der INCI zu erkennen. Die meisten Hersteller weisen pro- oder präbiotische Inhaltsstoffe deshalb direkt auf dem Produkt aus, zum Beispiel im Produktnamen, wie zum Beispiel „Probiotic Skincare“ oder mit einem Vermerk wie "Mit Probiotika".

Das können Sie Ihren Kunden empfehlen

Das Hautmikrobiom bei der Hautpflege zu pflegen, ist wichtig. Probiotische Kosmetik steckt aber noch in den Kinderschuhen. Es sind noch umfassendere Humanstudien nötig, um die Zusammensetzung, die genaue Dosierung, mögliche Nebenwirkungen und die Sicherheit der Produkte wirklich zu erfassen.

Die Verwendung von Probiotika in Kosmetik bringt, wie Sie sich sicher vorstellen können, auch verschiedene Schwierigkeiten mit sich. Schließlich handelt es sich um lebende Mikroorganismen. Diese nach dem Herstellungsprozess des Produkts am Leben zu erhalten, ist eine technische Herausforderung.

In konventioneller Kosmetik hemmen oft Konservierungsmittel die Vermehrung unerwünschter Mikroorganismen. Die Substanzen können nicht zwischen erwünschten und unerwünschten Bakterien unterscheiden. Daher gehen viele Hersteller dazu über, statt der lebenden Probiotika, Verbindungen probiotischen Ursprungs mit nachgewiesener Wirkung wie zum Beispiel den Milchsäurebakterien-Extrakt Bifida Ferment Lysate oder Lactobacillus ferment zu verwenden.

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