Abbildung einer Schultafel.© http://www.fotogestoeber.de / iStock / Getty Images
Die Ausbildung zur PTA ist aufgrund fehlender Vergütung oftmals unattraktiver für junge Menschen.

Fachkräftemangel

DEN PTA-BERUF ATTRAKTIVER GESTALTEN – JETZT!

Offiziell ist PTA kein Mangelberuf. Aber Stellen zu besetzen und Nachwuchs zu finden, fällt Apotheken immer schwerer. Eine ABDA-Arbeitsgruppe soll Ideen und Modelle zur Erhöhung der Berufsattraktivität entwickeln. Doch es dauert.

Seite 1/1 3 Minuten

Seite 1/1 3 Minuten

Man braucht bloß „Apothekensuche PTA“ zu googeln, schon ploppen zig Stellenangebote auf. „Wir können alles außer langweilig! Tolles altersübergreifendes Team in super spannender Apotheke sucht Deine Person für breites Aufgabenportfolio“, wirbt eine Apotheke. 

Eine andere lockt: „Wir sind eine moderne und zeitgemäß aufgestellte Apotheke in guter Lage.“ Und das klingt auch nicht schlecht: „Zur Verstärkung unseres engagierten Teams suchen wir ab sofort eine(n) PTA (m/w/d) in Vollzeit. Ihre Vorteile u.a: Übertarifliche Bezahlung. Tankgutschein. Betriebliche Altersvorsorge. Nettes kollegiales Team.“

Viele Gesundheitsberufe sind offiziell schon knapp

Nicht nur bei Vor-Ort-Apotheken ist die Stellenauswahl groß. Auch Pharmafirmen, Klinikapotheken oder Krankenkassen suchen PTA. Zwar gehören sie noch nicht zu denen, die bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) als Mangelberuf geführt werden. Doch in deren Fachkräfteengpassanalysen tauchen von Jahr zu Jahr mehr Gesundheitsberufe auf. 

Gut möglich, dass bald auch PTA zu den Mangelberufen zählen.

Unter den Top 10 bei den Fachkräften finden sich Pflegeberufe sowie Medizinische und Zahnmedizinische Fachangestellte. Zu den Top 10 bei den Spezialisten zählen Berufe in der Fachkrankenpflege, Physiotherapie und Ergotherapie. Bald auch PTA? Denn von 510 Berufsgattungen stehen 122 „unter Beobachtung“.

Freie Stelle? Wenig Hoffnung auf Besetzung

Apothekerinnen und Apothekern macht der Arbeitsmarkt bereits Sorgen.

  • Bei der jährlichen Befragung für den Apothekenklima-Index gaben im Spätsommer 2022 drei von vier Apothekenleitern an: Personal- und Nachwuchsprobleme gehören zu den größten im Versorgungsalltag.
  • Eine PTA für einen freien Arbeitsplatz zu finden, halten viele für schwierig bis unmöglich.
  • Ein Viertel meinte, auf eine entsprechende Ausschreibung würde sich wohl gar keiner bewerben.
  • Fast die Hälfte rechnete mit nur einer Bewerbung.

Zwar erfasst die Statistik rund 69 000 berufstätige PTA. Deutschlandweit wird an rund 100 PTA-Schulen ausgebildet. Im Schuljahr 2020/2021 waren es etwa 7500 Schülerinnen und Schüler. Doch nach Informationen des Berufsverbands PTA (BVpta) sinkt die Zahl der gemeldeten Berufserlaubnisse seit Jahren. „Lediglich ein Drittel der angemeldeten PTA-Schüler absolviert später erfolgreich die staatliche Prüfung“, fasste der Branchendienst „Apotheke Adhoc“ im September seine Recherchen zur Nachwuchssituation zusammen, wenn auch ohne Quellenangabe.

„Bereits im ersten Halbjahr der Ausbildung springen viele wieder ab, weil sie merken, dass die Anforderungen zu hoch sind.“ Zitierte Schulleiter weisen darauf hin, dass realistische Vorstellungen über die PTA-Schulausbildung fehlen, ebenso Lernwillen und teilweise Sprachkenntnisse. 

PTA-Beruf: Ist-Zustand und was kommen könnte
• PTA ist offiziell noch kein Mangelberuf. Doch Stellenbesetzungen in Apotheken werden schwieriger. Und für den Nachwuchs scheint es problematisch, die Ausbildung erfolgreich zu beenden.
• Von der Arbeitsgruppe der Führung der ABDA, die Ideen für mehr Berufsattraktivität entwickeln soll, sind keine großen Impulse zu erwarten.

Friedhofsgärtner: 1.100 Euro – PTA: 0 Euro

Etliche, die vielleicht das Zeug zu einer guten PTA hätten, entscheiden sich vermutlich anders. „Die PTA-Ausbildung steht in Konkurrenz zu anderen Gesundheitsfachberufen, die zum Beispiel eine Ausbildungsvergütung anbieten, oder in denen kein Schulgeld anfällt“ – an diese Erkenntnis einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe erinnerte vor kurzem die kommissarische Bundesvorsitzende des BVpta, Margareta Ewers. 

Und sie ergänzte mit Verweis auf eine Studie: Immer mehr junge Menschen machen Abitur und beginnen dann eine schulische oder duale Ausbildung. 2011 waren das 35 Prozent, 2021 schon 47 Prozent. Sie können zwischen zig bezahlten Ausbildungen wählen.

Ewers nannte als Beispiel einen zukünftigen Gärtner/Friedhofsgärtner bei einer Kommune. Der bekomme im ersten Lehrjahr 1108 Euro. Im Vergleich mit einer PTA gehe es über die gesamte Ausbildungszeit um „gut 33 000 Euro, die man im Laufe des Berufslebens erst einmal aufholen muss“.

AG Berufsattraktivität: Arbeitsstart nach einem Jahr

Was tun? 2021 nahmen die Delegierten des Deutschen Apothekertags einen Antrag auf Initiative der Apothekenkammern Hessen und Nordrhein an. Die Attraktivität des PTA-Berufs solle erhöht werden, eine Arbeitsgruppe unter Führung der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) dazu Modelle erarbeiten. Es dauerte rund ein Jahr, bis diese AG im Oktober 2022 das erste Mal tagte. 

Welche Themen sie bearbeitet, was sie erreichen will, bis wann – darüber wurde Stillschweigen vereinbart. Wenn die AG einen großen Wurf präsentieren würde und dann noch Mehrheiten dafür finden, wäre das eine Überraschung. Denn die ABDA trat schon bei der Überarbeitung des alten PTA-Berufsgesetzes nur für kleinere Reformen ein.

Für das PTA-Reformgesetz ab 1. Januar 2023 lehnte sie eine dreijährige Ausbildungszeit ab, unterstützte keine Ausweitung eigenverantwortlicher Tätigkeiten und auch keine strukturierte Weiterbildung, anders als der BVpta und die Apothekengewerkschaft ADEXA.

×