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Was wäre die Welt ohne ...

… BÜCHER?

Wohl dem, der lesen mag. Denn was wäre die Welt ohne die vielen bedruckten Seiten, die uns Dinge beibringen, uns Romantik ins Haus liefern, Geschichten erzählen und sogar Kochrezepte erklären. Ziemlich trostlos, oder?

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Erinnern Sie sich noch an den Tag, an dem Sie Ihr erstes Buch lasen? Bei mir war’s Pippi Langstrumpf, und das auch nur, weil ich sie in der Fernsehzeitung entdeckt hatte. Meine Mutter wollte, dass ich bereits vor der Schule lesen konnte, was unklug war, denn so langweilte ich mich schrecklich in den ersten Stunden, wo in unserer Fibel – ich weiß es noch – ein kleiner Teddy alberne Abenteuer erlebte. Da war ich schon mit Pippi auf allen sieben Weltmeeren unterwegs gewesen, hatte ihren Vater Efraim sowie Thomas und Annika kennengelernt, wunderte mich ein wenig, dass sie ganz allein wohnte und wünschte mir ein Pferd mit schwarzen Punkten. Später dann wurde ich treuer Fan von Enid Blyton, ging mit Dolly ins Internat und mit Hanni und Nanni sowieso, versenkte mich in die Welt von Else Urys Nesthäkchen und löste dann später mit der Bücherserie „Die Drei ???“ meine ersten Krimirätsel.

Dass ich Einzelkind blieb, war mir ganz recht. So hatte ich wenigstens Zeit zu lesen. Später, als Erwachsene, lernte ich dann: Bücher, die vervielfältigt werden konnten, gibt es erst seit 1450. Sie wissen schon, der alte Gutenberg entwarf aus Blei gegossene Lettern, die man zu beliebigen reproduzierbaren Texten zusammensetzen konnte. Das war der Königsweg zum Allgemeinwissen. Am Anfang waren es immer Bibeln – auch ein Buch, in das ich die Nase gesteckt hatte, aber das Alte Testament fand ich dermaßen grausam, dass ich bald wieder aufhörte (die Bibel im Original, das weiß ich heute, darf man nicht zu früh lesen).

Eine kleine Umfrage im Bekanntenkreis bestätigte: Die meisten Heranwachsenden begannen mit irgendeinem Schmachtfetzen, bei mir war’s Utta Danellas „Jovana“; es folgte nahtlos „Vom Winde verweht“, später dann die „Dornenvögel“. Ach, was war es interessant mit Scarlett O‘Hara in den Wirren des amerikanischen Bürgerkriegs, und was war das spannend, dieses Dilemma mit dem katholischen Priester und Farmer-Maggie und dem gemeinsamen Sohn. An den Verfilmungen hatte ich dann später immer irgendwas auszusetzen, denn die Details stimmten nicht immer.

Außer bei den Buddenbrooks: Von der elfteiligen Serie, die in den siebziger Jahren lief, verpasste ich keine einzige Minute. Mein Vater machte sich schon Sorgen, meine Deutschlehrerin freute es. Bücher, sie blieben meine treuen Gefährten. Wenn ich mal eine Auszeit brauchte – und die braucht man nun mal zuweilen - steckte ich meine Nase zwischen die Seiten. Ich reiste mit ihnen in Gegenden, für die mein Geldbeutel nie gereicht hätte, nach Australien, Grönland, Island, Amerika und Kanada. Schwedische Kommissare hatten es mir außerdem besonders angetan. So sehr, dass die Fallgeschichten in den PTA-Lehrbüchern beinahe Krimicharakter bekamen (ach, die Neben- und Wechselwirkungen! Wie leicht kann das ins Auge gehen!). So wundert es mich nicht, dass Psychotherapeuten die Welt des Buches für sich entdeckt haben: Bibliotherapie heißt diese Fachrichtung, die Lesen und Schreiben miteinander verbindet und die Seelen heilen kann. Vielleicht wirkt sie aber auch vorbeugend, wer weiß das schon.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 02/2022 auf Seite 154.

Alexandra Regner, PTA und Medizinjournalistin

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