Antikoerper auf rosa Hintergrund© mirror-images / iStock / Getty Images Plus
Nach einer COVID-19-Infektion wiesen Männer laut einer Studie mehr und reaktivere Antoantikörper auf als Frauen.

Autoantikörper

IST LONG-COVID EINE AUTOIMMUNERKRANKUNG?

Warum nur leiden manche Menschen nach durchgemachter Coronainfektion am so genannten Long-COVID-Syndrom? Es könnte an den Antikörpern liegen. Einige richten sich scheinbar gegen körpereigene Strukturen und könnten verantwortlich sein für den Dauerangriff auf gesundes Körpergewebe.

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Rheumatoide Arthritis, Morbus Crohn, Hashimoto - eins haben alle diese Krankheiten gemeinsam: Sie sind Autoimmunerkrankungen. Hier attackieren die Immunzellen körpereigenes Gewebe und zerstören es. Die Gründe für diese eigentlich unsinnige Reaktion unseres Körpers sind noch nicht vollständig erforscht.

Eben eine solche Kaskade findet auch bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 statt. Autoantikörper finden sich hier bis zu sechs Monate nach der akuten Erkrankung; sie sind möglicherweise an der Entstehung des Long-COVID-Syndroms beteiligt. Wissenschaftler am Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles nahmen diese Autoantikörperbildung unter die Lupe und veröffentlichten die Ergebnisse in einem medizinischen Fachjournal.
 

Untersuchung verschiedener Antikörper

Dazu untersuchten sie Blutproben von 177 Menschen mit nachweislicher Coronainfektion in der Vergangenheit auf die Reaktivität von Autoantikörpern. Dem gegenüber stellten sie 53 gesunde Kontrollteilnehmer. Bei den Antikörpern traf man eine Auswahl: 91 waren mit klassischen Autoimmunerkrankungen assoziierte Autoantigene, darunter auch solche mit großer molekularer Ähnlichkeit zu Bestandteilen von SARS-CoV-2.
 

Mehr Autoantikörper nach COVID-19

Heraus kam dabei: Die Genesenen wiesen im Vergleich zu den Personen ohne durchgemachte Infektion erhöhte Level an Autoantikörpern auf - Männer sogar mehr und reaktivere als Frauen. Paradox findet das die Seniorautorin der Studie, Dr. Justyna Fert-Bober, denn Autoimmunkrankheiten treten normalerweise häufiger bei Frauen auf: „Andererseits ist es aber auch in gewisser Weise zu erwarten, da wir wissen, dass Männer anfälliger für die schwersten Formen von COVID-19 sind.“. 

Betrachtet man allerdings isoliert die Gruppe der weiblichen Genesenen, so wiesen Frauen mit vorangegangenem asymptomatischen Verlauf die reaktiveren Antikörper auf.

Für die Zukunft wollen die Wissenschaftler herausfinden, wie die Autoantikörper mit langandauernden Symptomen zusammenhängen – und, ob Impfdurchbrüche zu einer ähnlichen Autoantikörperbildung führen können wie bei den Genesenen, die nicht geimpft waren.

Quelle: Pharmazeutische Zeitung
 

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