© Patryssia / www.fotolia.com

Homöopathie

ARSENICUM ALBUM

Arsen ist bei chronischen Krankheiten eine tief greifende homöopathische Arznei. Auch bei akuten Zuständen ist seine heilende Wirkung oft unverzichtbar.

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Die Paracelsus zugeschriebene Erkenntnis „Allein die Dosis macht das Gift” gilt auch für die Verwendung von Arsen. Im Mittelalter hat man sich seiner ausgeprägt toxischen Wirkung für möglichst spurlose politische Morde bedient. Andererseits fand Arsen auch Eingang in die Medizin, beispielsweise im beginnenden 19. Jahrhundert als Asthmamittel. „Arsenesser” versuchten durch dosierte Einnahme ihre Leistungsfähigkeit zu steigern, Frauen wollten ihrer Haut Weichheit und Frische verleihen.

Allgemeine Wirkrichtung Bei Arsenicum album spielen physiologische Veränderungen in Richtung Zerfall und Verwesung eine große Rolle . In Arzneimittelprüfungen entwickeln sich Wirkungen von oberflächlichen Entzündungen (Katarrh) bis hin zur Nekrose. Schwarze Verfärbungen und das Auftreten von faulig riechenden, dünnen, brennenden, ätzenden, meist wund machenden Absonderungen weisen bereits bei leichten Erkrankungen auf die Tendenz zum Gewebsuntergang hin.

Auch Allgemeinsymptome wie ausgeprägte Schwäche und Erschöpfung (mit starker Ruhelosigkeit) sowie die für Arsenicum album charakteristischen Ängste (vor Krankheiten, Ansteckung) weisen in diese Richtung. Typische Symptome sind:

  • Auslöser: Kälte, kalte Getränke und kalte Speisen, verdorbene Nahrungsmittel
  • Empfindung: brennender Schmerz (wie Feuer, wie von heißen Nadeln)
  • Aussehen: blass, entkräftet, ängstlich, sorgenvoller Gesichtsausdruck
  • Besserung: Wärme, warme oder heiße Anwendungen, warme Speisen und Getränke), in Gesellschaft
  • Verschlechterung: Kälte, kalte Speisen und Getränke, um Mitternacht
  • Allgemeine Symptome, Stimmung: große Schwäche und Erschöpfung (selbst bei geringfügigen Erkrankungen), quälende Ängste (vor Krankheit, nicht gesund zu werden, vor Ansteckung, wenn alleine), Ruhelosigkeit (wie getrieben), großes Bedürfnis nach Ordnung und Sauberkeit.

Anwendung Im Rahmen der organotropen Behandlung akuter Krankheiten ist Arsenicum album beispielsweise bei akuter Gastroenteritis, insbesondere wenn diese durch verdorbene Nahrungsmittel ausgelöst ist, ein Hauptmittel. Erbrechen und Durchfall können gleichzeitig auftreten, der Stuhl ist meist scharf und riecht faul, der After brennt. Der Patient friert, er verlangt nach Wärme und warmen Anwendungen (Speisen und Getränke). Ausgeprägte Schwäche und ängstliche Unruhe begleiten die Beschwerden.

Bei akutem Durchfallerkrankungen können weitere Arzneimittel angezeigt sein, die von Arsenicum album abzugrenzen sind: Bei Veratrum album können ebenfalls Erbrechen und Durchfall gleichzeitig auftreten sowie Frieren und Schwäche die Erkrankung begleiten (Erschöpfung vorwiegend nach heftiger und reichlicher Stuhlentleerung; Neigung zur Kreislaufschwäche/ Kollaps). Wird der Durchfall durch den Verzehr fetter oder sahniger Speisen ausgelöst, ist die Einnahme von Pulsatilla in Erwägung zu ziehen (wechselnde Konsistenz des Stuhls; weißer Belag der Zunge; Linderung durch kühle Getränke und Bewegung an frischer Luft).

Folgende akute Erkrankungen kommen darüber hinaus für die Behandlung mit Arsenicum album in Betracht, sofern das charakteristische Muster der oben beschriebenen lokalen oder allgemeinen Symptome der Arznei erkennbar ist: Atemwegserkrankungen (z. B. Schnupfen oder Bronchitis), fieberhafte Infekte, Erkrankungen der Haut (z. B. Ulcus, Decubitus, Nekrosen nach Verbrennung, Herpes), Heuschnupfen sowie akute Schlafstörungen.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 03/12 auf Seite 48.

Dr. med. M. Berger, Facharzt für Allgemeinmedizin/ Homoöpathie

×