Diäten und Fastenkuren
PTA-Fortbildung

Über das Abnehmen und Fasten

Im Frühjahr ist Abnehmen ein häufiges Thema. Aber wann ist eine Gewichtsreduktion überhaupt angebracht? Welche Diät funktioniert und welche Präparate können Sie empfehlen? Und welche Rolle spielt das Fasten und Intervallfasten dabei?

23 Minuten

Die Deutschen sind dick. In Deutschland gelten mehr als die Hälfte der Erwachsenen als übergewichtig oder fettleibig (adipös). Laut den Ergebnissen der GEDA-Studie (Gesundheit in Deutschland aktuell), die das Robert Koch-Institut (RKI) im September 2022 veröffentlicht hat, haben 53,5 Prozent der Erwachsenen Übergewicht einschließlich Adipositas, Männer mit 60,5 Prozent häufiger als Frauen mit 46,6 Prozent. Adipositas haben beide Geschlechter mit 19 Prozent in gleichem Ausmaß.

Weiterhin zeigte sich, dass Adipositas in den unteren Bildungsgruppen im Vergleich zu einem höheren Bildungsniveau deutlich weiter verbreitet ist. Die Studie ergab auch, dass mit zunehmendem Alter die Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas sowohl bei Männern als auch Frauen zunimmt. Gegenüber den Erhebungen aus den Jahren 2012 und 2019/20 ist sogar ein weiterer Anstieg der Adipositasprävalenz festzustellen, insbesondere bei den 45- bis 64-jährigen Erwachsenen.

Lernziele

Lernen Sie in dieser von der Bundesapothekerkammer akkreditierten Fortbildung unter anderem,

  • wie Übergewicht und Adipositas definiert sind,
  • welche Rolle der Bauchumfang spielt,
  • welche Folgeerkrankungen damit assoziiert sind,
  • wie es zum Jo-Jo-Effekt kommt,
  • wie sich die verschiedenen Fastenformen unterscheiden und
  • welche Abnehmstrategien empfehlenswert sind.

Ursachen für Übergewicht

Wie kommt es zu der großen und steigenden Zahl an adipösen Menschen? Die Gründe für die Entstehung von Adipositas sind vielfältig:

  • Neben der genetischen Disposition spielen
  • Stress,
  • ungenügender Schlaf oder
  • ständige Verfügbarkeit von Nahrung eine Rolle. Aber auch ein
  • niedriger sozialer Status,
  • die Einnahme von Medikamenten (z. B. Antidepressiva, Glucocorticoide) oder
  • endokrine Erkrankungen (z. B. Hypothyreose, Cushing-Syndrom) können eine Gewichtszunahme fördern.

Hauptsächlich sind zu wenig körperliche Aktivität und vor allem eine hochkalorische Ernährung für ein zu hohes Körpergewicht verantwortlich. Die meisten Betroffenen essen zu viel und führen ihrem Körper damit zu viele Kalorien zu. Der Körper erhält somit mehr Energie als er verbraucht. Folge der permanent überhöhten Energiezufuhr sind Übergewicht und Adipositas.

Mögliche Folgeerkrankungen

Ein hohes Körpergewicht geht mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Erkrankungen wie beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall), Typ-2-Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Fettleber, degenerative Gelenkerkrankungen, Tumoren (z. B. Brust-, Dickdarm-, Nieren-, Speiseröhrenkrebs) oder Gicht und einer früheren Sterblichkeit einher.

Apfeltyp und Birnentyp

Dabei wächst das individuelle Gesundheitsrisiko nicht allein mit dem Ausmaß des Übergewichts. Auch das Fettverteilungsmuster spielt eine Rolle. Als schädlich gilt vor allem das Fett, das sich zwischen und in den inneren Organen im Bauchraum bildet. Dieses Bauchfett oder viszerale Fett ist stoffwechselaktiv.

Es agiert als Organ, das Fettsäuren, Entzündungsstoffe und Hormone ausschüttet, die wiederum Entzündungsprozesse fördern und letztendlich zu höheren Werten von Cholesterin, Triglyceriden, Blutdruck und Blutzucker führen können. Bei dieser bauchbetonten (abdominalen) Adipositas spricht man volkstümlich auch vom Apfeltyp.

Davon abzugrenzen ist der Birnentyp, bei dem sich das Fett nicht im Bauchraum, sondern an Hüften, Beinen und Gesäß anlagert. Dieses Fett ist unter der Haut angesiedelt und gilt als weniger gefährlich. Personen mit diesem Fettverteilungstyp haben ein weitaus niedrigeres Risiko für kardiovaskuläre oder metabolische Erkrankungen. Probleme, die allein auf dem Gewicht der Fettansammlungen beruhen, wie beispielsweise Arthrose, Atemprobleme oder ein Apnoe-Syndrom, treten natürlich ebenso gehäuft auf.

Die Fettverteilung ist genetisch bestimmt. Ob ein Mensch eher das Fett am Bauch oder am Gesäß ausbildet, kann nicht durch Diäten beeinflusst werden. Bei Frauen kann sich die Fettverteilung aber hormonell bedingt in den Wechseljahren in Richtung Apfeltyp verändern, da die Estrogenproduktion nachlässt und sich der relative Anteil an männlichen Geschlechtshormonen so erhöht.

BMI und Bauchumfang

Da das viszerale Fett mit einem höheren Gesundheitsrisiko verbunden ist, wird heute nicht nur der Body-Mass-Index (BMI; Quotient aus Kilogramm Körpergewicht und der Körpergröße in Metern zum Quadrat) betrachtet. Der BMI ist zwar eine gebräuchliche Formel, die einen Anhaltspunkt darüber gibt, ob das Körpergewicht eher gering, normal oder hoch ist. Ob dies aber gesund ist, lässt sich daraus nicht ableiten.

BMI – Noch normalgewichtig oder bereits zu dick?

Der Body-Mass-Index (BMI) ist die gebräuchlichste Formel, die einen Anhaltspunkt darüber gibt, ob das Körpergewicht im Normalbereich liegt. Der BMI ergibt sich rechnerisch aus dem Verhältnis des Körpergewichts in Kilogramm und der Körpergröße in Metern zum Quadrat (kg/m2). Obwohl der BMI damit eigentlich die Einheit kg/m2 besitzt, wird er in der Regel dimensionslos angegeben. 

Je nach Höhe des Ergebnisses lassen sich bei Erwachsenen die Kategorien 
Untergewicht (BMI < 18,5), 
Normalgewicht (BMI 18,5 bis 24,9) 

Übergewicht (BMI 25 bis 29,9) und 
Fettleibigkeit (
Adipositas, BMI >=30) unterschieden.

Die Adipositas wird noch in drei Schweregrade unterteilt:
Adipositas Grad I (BMI 30 bis 34,9),
Adipositas Grad II (BMI 35 bis 39,9) und
Adipositas Grad III (BMI >= 40). 


Der BMI hat aber Schwachstellen. Zum einen berücksichtigt er lediglich die Körpermasse und nicht das Alter und Geschlecht der Person. Zum anderen unterscheidet der BMI weder zwischen Fett- oder Muskelmasse, noch sagt er etwas über die Körperfettverteilung aus. Somit können sehr muskulöse Sportler einen BMI von 30 haben, ohne adipös zu sein. Ältere Menschen, die physiologischerweise an Muskelmasse verloren haben, können hingegen über einen BMI aus dem Normbereich verfügen, aber bereits übergewichtig sein.

Als aussagekräftiger gilt inzwischen vielmehr der Bauchumfang, der die am Bauch angesammelten – risikobehafteten – Fettreserven offenbart. Er wird auf Taillenhöhe gemessen, einen Zentimeter (cm) über dem Bauchnabel. Bei Frauen sollte er unter 80 und bei Männern unter 94 cm liegen. Darüber gilt er als gesundheitlich bedenklich. Ab 88 cm (bei Frauen) und ab 102 cm (bei Männern) liegt bereits eine bauch- oder rumpfbetonte (abdominale) Adipositas vor.

Ob eine Diät empfehlenswert ist, hängt nicht nur vom Körpergewicht ab. Vielmehr ist der Bauchumfang entscheidend.

Der Bauchumfang kann zudem noch mit dem Hüftumfang oder der Körpergröße ins Verhältnis gesetzt werden, indem man den Bauchumfang jeweils durch diese Größen teilt. Die errechneten Werte signalisieren noch genauer, wann Übergewicht vorliegt beziehungsweise ab wann das Risiko für Folgeerkrankungen steigt. So sollte beispielsweise die Waist-to-Height-Ratio (WHtR = Taillen-Körpergröße-Quotient) bei Erwachsenen bis 40 Jahre zwischen 0,4 und 0,49 liegen. Bei Älteren gilt ein WHtR bis 0,5 noch als ideal. Die Waist-to-Hip-Ratio (WHR = Taillen-Hüft-Quotient) gilt als ungünstig und gesundheitlich bedenklich bei Frauen mit Werten ab 0,85 und bei Männern ab 0,9.

Indikationen für eine Gewichtsreduktion

Die von der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) herausgegebene interdisziplinäre Leitlinie zur Prävention und Therapie der Adipositas empfiehlt, in folgenden Fällen das Gewicht zu reduzieren:

  • ein BMI ≥ 30 oder
  • Übergewicht mit einem BMI zwischen 25 und < 30 und gleichzeitigem Vorliegen
    - übergewichtsbedingter Gesundheitsstörungen (z. B. Hypertonie, Typ-2-Diabetes)
    - oder einer abdominalen Adipositas
    - oder von Erkrankungen, die durch Übergewicht verschlimmert werden
    - oder wenn Betroffene aufgrund des Übergewichtes einen hohen psychosozialen Leidensdruck haben.
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