Feuerspucker © AlexD75 / iStock / Getty Images
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Sodbrennen, Reflux & Magenschutz
PTA-Fortbildung

Ungeliebter Dauerbrenner

Rezeptfreie Präparate gegen Sodbrennen und saures Aufstoßen werden bestimmt auch in Ihrer Apotheke täglich abgegeben. Es gilt aber auch immer die Grenzen der Selbstmedikation zu erkennen.

18 Minuten

Sodbrennen ist ein häufiges Problem. Fast ein Drittel der Bevölkerung leidet regelmäßig oder gelegentlich darunter. Da die Beschwerden als sehr unangenehm empfunden werden und die Lebensqualität stark einschränken können, suchen Betroffene meist schnelle Hilfe und damit zunächst Rat in der Apotheke.

Saurer Rückfluss Verantwortlich für die Beschwerden ist der saure Magensaft, der aus dem Magen in die Speiseröhre (Ösophagus) zurückfließt und dort die empfindlichen Schleimhäute und Stimmbänder angreift. Dieser saure Rückfluss wird Reflux genannt. Sodbrennen macht sich auf verschiedene Art und Weise bemerkbar. Zumeist berichten die Betroffenen von einem scharfen Brennen im Magen oder in der Speiseröhre sowie von Schmerzen hinter dem Brustbein. Oft gehen die Symptome mit einem sauren Geschmack im Mund und saurem Aufstoßen einher. Einige werden zudem von Völlegefühl und Magendruck geplagt.

Auch sind Schmerzen im Magen und Oberbauch gepaart mit Übelkeit und Erbrechen möglich. Schließlich können morgentliche Heiserkeit, Räusperzwang oder Hustenreiz auf den sauren Rückfluss zurückzuführen sein. Prinzipiell kann Sodbrennen zu jeder Tageszeit auftreten. Typischerweise macht es sich nach den Mahlzeiten bemerkbar, wenn durch die Nahrungsaufnahme die Magensaftproduktion angeregt wird. Nachts wird der Säurerückfluss durch die horizontale Liegeposition begünstigt.

Ein gelegentliches Aufsteigen der Säure ist normal und führt in der Regel nicht zu Problemen. Die Speiseröhre ist durch einen Selbstreinigungsmechanismus in der Lage, vereinzelt zurückgeflossene Nahrungsreste und sauren Magensaft schnell wieder zu eliminieren. Tritt der Rückfluss weniger als zwei Mal pro Woche auf, lässt er sich zudem meist mit einer Änderung des Lebensstils sowie mit Hilfe von Therapieoptionen der Selbstmedikation gut kontrollieren.

LERNZIELE

Lernen Sie in dieser von der Bundesapothekerkammer akkreditierten Fortbildung ++wie sich Sodbrennen bei den Betroffenen bemerkbar macht, ++wie Sodbrennen im Körper ausgelöst wird, ++welche Ursachen dem Sodbrennen zugrunde liegen können, ++wo die Grenzen der Selbstmedikation bei der Behandlung von Sodbrennen liegen, ++welche medikamentösen und nichtmedikamentösen Therapieoptionen zur Verfügung stehen, ++welche Beratungshinweise bei der Abgabe von Präparaten gegen Sodbrennen gegeben werden sollten.

Übeltäter Magensäure Eine zentrale Rolle im Geschehen spielt also der Magensaft. Er ist mit einem pH-Wert von 0,8 bis 1,5 im nüchternen Zustand sehr sauer, was auf seinen Hauptbestandteil, die Magensäure, zurückzuführen ist. Magensäure ist eine 0,5-prozentige Salzsäure, die mit Hilfe des Enzyms H+/K+-ATPase – auch als Protonenpumpe bekannt – in den Belegzellen der Magenschleimhaut (Mukosa) gebildet wird. Dabei werden Protonen gegen Kalium ausgetauscht, die sich dann extrazellulär mit Chlorid- Ionen zu Salzsäure zusammenlagern und somit die hohe Azidität des Magensafts erzeugen.

Dieser stark saure pH-Wert ist physiologisch erforderlich. Zum einen kann die Magensäure unerwünschte Krankheitserreger, die mit der Nahrung zugeführt werden, abtöten. Zum anderen ist der salzsäurehaltige Saft am Verdauungsprozess beteiligt. Die Magensäure wandelt nicht nur das von den Hauptzellen der Mukosa sezernierte Pepsinogen (inaktive Vorstufe von Pepsin) in das aktive Verdauungsenzym um. Sie stellt auch das saure Milieu zur Verfügung, das das Pepsin braucht, um die Nahrungseiweiße in kleinere Peptide aufzuspalten.

Die Magensaftproduktion und damit gleichzeitig der Salzsäuregehalt werden durch die Nahrungsaufnahme stimuliert. Manchmal reicht sogar schon der Anblick oder Geruch einer leckeren Mahlzeit dafür aus. Dabei spielt das Hormon Gastrin eine Rolle, das beim Essen durch die Magendehnung und durch Nahrungsbestandteile wie beispielsweise Alkohol, Koffein oder Bitterstoffe angeregt wird. Darüber hinaus können Stress und Ärger für vermehrte Magensäurebildung sorgen, da das vegetative Nervensystem an der Steuerung der Magensaftsekretion maßgeblich beteiligt ist.

Säureangriff Obwohl sich im Magen aggressive Stoffe wie Salzsäure und das proteolytische Enzym Pepsin befinden, sind diese Substanzen in der Regel für den Magen nicht problematisch. Die gesamte innere Magenwand ist mit einer gut durchbluteten Magenschleimhaut ausgekleidet, die noch zusätzlich mit einer schützenden Schleimschicht, der Mucin-​Schicht, überzogen ist. Die Nebenzellen der Magenwand liefern diesen zähen, alkalischen Schleim.

Seine Bicarbonat-Ionen wirken als Puffer gegenüber den freien Wasserstoff-Ionen und neutralisieren somit die Magensäure. Andere Verhältnisse liegen in der Speiseröhre vor. Ihre Schleimhaut ist nicht wie die Magenschleimhaut durch eine Schleimschicht geschützt. Daher wird sie leicht vom aggressiven Magensaft angegriffen, was mit Reizungen und im schlimmsten Fall mit ernsthaften Folgeerkrankungen, wie Speiseröhrenkrebs, assoziiert sein kann.

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