Neurotransmitter
PTA-Fortbildung

Das Gehirn und seine Transmitter

Botenstoffe wie Serotonin, Dopamin oder Noradrenalin steuern hochkomplexe Vorgänge im Körper. Organfunktionen, Gedächtnisleistung, Motorik und vieles mehr hängen von den Neurotransmittern ab, die allesamt dem Gehirn als Steuerzentrale unterliegen. Haben Sie den Durchblick?

17 Minuten

Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. Oktober 2023

Histamin – der Allergieauslöser

Allergiker leiden unter erhöhter Ausschüttung von Histamin und deren Folgen. Es ist ein biogenes Amin, das in allen Geweben des Körpers vorkommt, am meisten in den Lungen, der Haut und dem Gastrointestinaltrakt. Es wird an Anionen gebunden gespeichert und erst bei Gewebeverletzungen, in Schocksituationen oder IgE-vermittelten Allergiereaktionen freigesetzt.

Anders als bei den anderen biogenen Aminen gibt es kein spezifisches Wiederaufnahmesystem für überschüssiges Histamin. Das meiste Histamin wird im Gehirn durch abbauende Enzyme inaktiviert. Histamin reguliert im zentralen Nervensystem den Schlaf, den Appetit und ist an kognitiven Prozessen beteiligt. Im vegetativen Nervensystem sorgt Histamin für die Produktion der Magensäure, steuert Immunreaktionen und kann Übelkeit auslösen.

Zielstrukturen sind die vier Histaminrezeptoren H1, H2, H3, und H4. Über den H1-Rezeptor werden Allergien, Juckreiz und Reaktionen des Immunsystems vermittelt. Antihistaminika, die klassischerweise gegen Allergien eingesetzt werden, wirken hier hemmend und unterbrechen die typischen Symptome wie Niesen, Schwellung, Rötung und Ödembildung des Gewebes.

Mittlerweile gibt es zahlreiche Vertreter in der Gruppe der Antihistaminika. Während die Substanzen der ersten Generation zum Beispiel Doxylamin oder Diphenhydramin noch ausgeprägte sedierende und antiemetische Wirkungen haben, sind diese bei neueren Substanzen, zum Beispiel Loratadin oder Bilastin nur noch wenig gegeben, da sie nicht zentralgängig sind. Das ist ein Vorteil, wenn die allergischen Beschwerden spezifisch behandelt werden sollen, aber der Betroffene weiterhin leistungsfähig sein möchte.

Gewisse antihistaminerge Qualitäten haben auch Antidepressiva wie Amitriptylin oder Mirtazapin. Bekannt sind die appetitsteigernden Effekte, die auch die Nebenwirkung der Gewichtszunahme hervorrufen. Bei alten kachektischen, also ausgezehrten Menschen können aber genau diese Begleiteffekte positiv genutzt werden. Auch die Antipsychotika Clozapin und Quetiapin haben eine Affinität zu Histaminrezeptoren im Gehirn und wirken sedierend und appetitsteigernd.

Der H2-Rezeptor ist die Zielstruktur, um durch Histamin vermittelt die Magensäureproduktion in den Belegzellen der Magenschleimhaut auszulösen. Lange Jahre wurden H2-Antihistaminika gegen Sodbrennen und Reflux verordnet, bis sie von den Protonenpumpenhemmer als erste Wahl der Therapie abgelöst wurden.

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