Eine Zecke sitzt auf einem Grashalm und schaut auf einen Schuh© Ladislav Kubeš / iStock / Getty Images Plus
Hier lauert eine Zecke im hohen Gras auf ihr Opfer - ob sie Borrelien überträgt?

Zecken

BORRELIOSE-IMPFSTOFF IN KLINISCHER PRÜFUNG

Erfüllen sich bald die Hoffnungen auf einen Impfstoff gegen Borreliose? Pro Jahr stecken sich schätzungsweise 214 000 Menschen mit der durch Zecken übertragenen Lyme-Borreliose an. Der neue Impfstoff-Kandidat geht nun in die dritte klinische Phase.

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Bislang konnte man sich lediglich gegen die ebenfalls durch Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) schützen. Die Impfstoff-Hersteller Valneva und Pfizer könnten mit ihrem neuen Impfstoff gegen Borreliose hunderttausende Infektionen pro Jahr – allein in Deutschland – verhindern.

Und der Klimawandel könnte die Situation bald noch verschärfen. Unentdeckt kann eine Lyme-Borreliose ernsthafte gesundheitliche Folgen mit sich bringen. Vor allem für Bewohner*innen von Risikogebieten wäre die Impfung hilfreich. Ist VLA15 ein passender Kandidat?

Oberfläche der Borrelien wandelt sich

Die wissenschaftlichen Grundlagen, die zur Wirkstoffherstellung führten, kennt man schon länger. Bereits vor einigen Jahren ließ man in den USA einen Impfstoff mit einem vergleichbaren Wirkmechanismus zu. Da dieser nur gegen eine Unterart von Borrelia burgdorferi wirksam ist, die in Europa nicht maßgeblich für Infektionen verantwortlich ist, macht eine europäische Zulassung wenig Sinn. Zudem gilt die Impfstoffentwicklung wegen der Heterogenität der Stämme als schwierig, mindestens sieben OspA-Serotypen sind derzeit bekannt, sie unterscheiden sich in ihren Oberflächen-Lipoproteinen (outer surface protein).

Doch das Prinzip lässt sich übertragen. Während eine Zecke Blut saugt, verändern sich die Oberflächeneiweiße der Bakterienzellen. Lassen sich im Darm der nüchternen Zecke noch hohe Konzentrationen von OspA feststellen, werden nach Blutkontakt OspC-Bestandteile hochreguliert. Die OspC-positive Borrelie wandert dann zum Menschen und löst dort eine Infektion aus. Dieser Prozess dauert ein wenig, weshalb Borrelien erst bei längerem Kontakt übertragen werden.

 

Mit dem Stich kommen die Erreger
Die Lyme Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Infektionskrankheit in Deutschland. Bei einer Blutmahlzeit übertragen die Spinnentiere den Erreger Borrelia burgdorferi. Als klassische Erstsymptomatik bildet sich die sogenannte Wanderröte, Erythema migrans, aus. Sie breitet sich von der Stichstelle aus immer weiter aus. Neben Antikörper-Untersuchungen bildet das Hautphänomen die Grundlage einer sicheren Diagnosestellung.

 

Wirkung in den Erregern selbst

Nun richtet sich VAL15 aber gegen das spezifische Oberflächenprotein OspA – ist das sinnvoll? Eine Impfung soll im menschlichen Körper die Bildung von OspA-Antikörpern trainieren, die bereits in der Zecke selbst zuschlagen sollen. Damit soll während des Zeckenstiches sichergestellt werden, dass Borrelien erst gar nicht übertragen werden.

VAL15 richtet sich gegen sechs der häufigsten OspA-Serotypen in Europa. In der dritten Phase erhalten insgesamt 6000 Teilnehmende ab fünf Jahren drei Dosen VAL15 oder Placebo als Grundimmunisierung. Eine Booster-Impfung alle zwölf Monate ist notwendig, der Kontakt mit einer Zecke genügt nicht für eine Boosterung. Da hohe OspA-Dosen für eine entsprechende Wirkung notwendig sind, erscheinen vor allem die Berichte über auftretende Nebenwirkungen interessant.

Quellen:
MDR wissen
​​​​​​​RKI
​​​​​​​DAZ online

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