Frische Salate und Kräuter sind gesunde und abwechslungsreiche Nahrungsmittel – aber am besten gut abwaschen vor dem Verzehr! © peredniankina / iStock / Getty Images Plus

Bundesinstitut für Risikobewertung | Resistente Erreger

WARNUNG VOR KEIMEN IM SALAT

Auf frischen Produkten wie Salat oder Kräutern finden sich bekanntermaßen Bakterien, zum Beispiel aus Düngemitteln oder dem Boden. Daher sollten sie vor Verzehr auch gewaschen werden. Eine Studie konnte jetzt allerdings zeigen, dass diese Erreger Antibiotikaresistenzen übertragen können.

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Neben der losen Ware finden sich im Supermarkt auch Salate oder zubereitete Rohkost, die bereits fertig geschnitten in Folie verpackt zum Verkauf angeboten wird. Von diesen vermeintlich gesunden Mahlzeiten ist bereits bekannt, dass sie mit hygienerelevanten Keimen kontaminiert sein können. Eine Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Kornelia Smalla vom Julius-Kühn-Institut (JKI) konnte in ihrer Studie darunter auch Keime nachweisen, die Resistenzen gegen Antibiotika tragen.

Dafür erwarb das Team Mix-Salate, Rucola und die Gewürzpflanze Koriander in deutschen Supermärkten, die es auf Resistenzgene von Escherichia coli (E. coli) untersuchte. Diesen typischen Darmkeim findet man häufig auf Lebensmitteln, er kommt in Gülle, Klärschlamm, Gewässern und im Boden vor und wird häufig von Nutztieren ausgeschieden. In der Tierhaltung kommen häufig Tetrazykline zum Einsatz, zur Vorsorge vor bakteriellen Infekten. Im Darm der Tiere können die eingesetzten Antibiotika allerdings die Vermehrung resistenter Keime somit fördern. Diese werden dann ausgeschieden und gelangen so in die Umwelt und schließlich auf Lebensmittel. Auch ein Teil der Tetrazyklinantibiotika gelangen auf diesem Weg in Gülle, Boden oder Gewässer. „Die Ergebnisse aus den umfangreichen Untersuchungen zeigen eindeutig, dass eine beachtliche Vielfalt von übertragbaren Plasmiden, das sind außerhalb der Chromosomen vorkommende Erbträger in Bakterien, mit Resistenzgenen in den E. coli aus Frischeprodukten gefunden wurde. Diese tragen Resistenzen gegen jeweils mehrere Antibiotikaklassen. E. coli-Bakterien mit diesen Eigenschaften waren auf allen drei geprüften Lebensmitteln zu finden“, fasst Dr. Smalla die Ergebnisse der Studie zusammen.

Nun sind diese Bakterien zunächst harmlos. Durch den Verzehr gelangen sie allerdings in unseren Darm, wo sie die Plasmide an dort vielleicht (potenziell) krankmachende Bakterien weitergeben können – dieser Gentransfer dient den Mikroben der Anpassung an sich wechselnde Umweltbedingungen und findet häufig statt. Und durch natürliche Selektion vermehren sich natürlich solche Bakterien, die Resistenzen tragen und damit widerstandsfähiger sind, natürlich mehr als andere. Um die Ergebnisse etwas zu relativieren: E. coli kommt in der Regel nur in geringen Mengen auf Salat und Co. vor. Dementsprechend ist es weder möglich Aussagen über die Häufigkeit dieses Gentransfers zu treffen, noch in welchem Umfang es zu Erkrankungen durch diese resistenten Keime im menschlichen Darm kommt.

Generell empfiehlt es sich, Kräuter, Salate und Rohkost vor dem Verzehr gründlich zu waschen. Schwangeren und immungeschwächten Personen wird vom Verzehr der zubereiteten Salate vorsichtshalber abgeraten, da sich Bakterien möglicherweise durch das Waschen nicht sicher entfernen lassen. In Einzelfällen sollten die Produkte (z.B. frische Kräuter) vor dem Verzehr ausreichend erhitzt werden (mindestens zwei Minuten auf 70 Grad Celsius, gemessen im Inneren des Lebensmittels).

„Dieser besorgniserregende Nachweis auf Pflanzen reiht sich in ähnliche Befunde auf anderen Lebensmitteln ein“, sagt Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung dazu. „Was er für das gesundheitliche Risiko von Verbraucherinnen und Verbrauchern bedeutet, wird jetzt vordringlich bewertet.“

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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