Apothekenschild mit rotem Pfeil.© Lightspruch / iStock / Getty Images Plus
Wie ist es um die Apothekenlandschaft in Deutschland bestellt? Einzelheiten verrät der aktuelle Jahresbericht „Die Apotheke. Zahlen Daten Fakten 2023“ der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA).

Statistik

DIE APOTHEKEN IN ZAHLEN

Die Apothekenzahl sinkt so stark wie nie, die Bürokratie nimmt zu und die Vergütung könnte besser sein. Vieles im aktuellen Jahresbericht der ABDA klingt unerfreulich.

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Es gibt auch Lichtblicke: die Mehrzahl der deutsche Apothekeninhaber schaut positiv in die Zukunft und erwartet Verbesserungen in den kommenden Jahren. Klar wird allerdings: geschenkt wird den Apotheken nichts, wer nicht in die Zukunft investiert, könnte bald Probleme bekommen.

Werfen wir einen Blick in den Jahresbericht „Die Apotheke. Zahlen Daten Fakten 2023“ der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA).

Apothekensterben trotz zufriedener Kundschaft

Insgesamt gibt es in Deutschland 18 068 Apotheken. Das ist der tiefste Stand seit Jahrzehnten. Damit liegt die Apothekendichte in Deutschland unter dem europäischen Mittel. Derzeit, so die ABDA, sei die Arzneimittelversorgung in Deutschland noch nicht gefährdet.

Deutsche Apotheken versorgen täglich drei Millionen Menschen mit Arzneimitteln, im Jahr eine Milliarde. 92 Prozent der Bürger sind mit ihrer Apotheke zufrieden. Der Anteil des Versandhandels bleibt konstant bei 20 Prozent für freiverkäufliche Arzneimittel und kommt nur auf ein Prozent beim Umsatz zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).

Rabattverträge unterstützen Krankenkassen und belasten Apotheken

39 000 Rabattverträge brachten der GKV Einsparungen von über fünf Milliarden Euro. Eine befristete Erhöhung des Kassenrabattes bedeutet Mehreinnahmen für die Krankenkassen von zwei Milliarden Euro.

Die Preise bei Arzneimitteln zu Lasten der GKV sind seit 15 Jahren rückläufig. Die Personal- und Energiekosten stiegen allerdings, der Gewinn der Apotheken ist gesunken.

Lieferprobleme gefährden Gesundheit der Kunden

Die Apotheken kämpfen seit Jahren gegen Lieferengpässe bei Arzneimitteln. Ein Grund: 60 Prozent der in Europa zugelassenen Medikamente stammt aus Indien oder Asien, aus Deutschland nur fünf Prozent. Im letzten Jahr gingen mehr als 600 Meldungen über Lieferengpässe beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ein, davon die Hälfte bei versorgungsrelevanten Arzneistoffen. Die beispiellose Situation kostet rund zehn Prozent der Arbeitszeit.

Befragungen in öffentlichen und in Krankenhausapotheken erschrecken: In über 60 Prozent der öffentlichen und 55 Prozent der Klinikapotheken traten häufig Fälle auf, bei denen der Lieferengpass für den Patienten gesundheitliche Folgen hatte oder wo dies möglich war. Meist waren in den öffentlichen Apotheken Herz-Kreislauf-Medikamente betroffen, in Kliniken Antiinfektiva. Es wurde auf weniger geeignete Wirkstoffe oder Darreichungsformen ausgewichen.

Die deutlichste Zahl: In Kliniken konnte bei 39 Prozent der Fälle eine lebenswichtige Therapie nicht oder nur verzögert stattfinden! In Offizinapotheken wurde ein Viertel der Therapien abgebrochen, ein Fünftel der Patienten wendete die Ersatzprodukte falsch an. Es bleibt zu hoffen, dass die Lage sich zeitnah bessert.

Impfungen in Apotheken – das haben sie gebracht

Neben den 300 000 Coronaimpfungen fanden 57 000 Grippeschutzimpfungen in Apotheken statt, ein Fünftel dieser Menschen erhielt die erste Grippeimpfung überhaupt. 13 Prozent wären ohne das Angebot ihrer Apotheke gar nicht zur Impfung gekommen. Die meisten zeigten sich zu einer erneuten oder weiteren Impfung in der Apotheke bereit.

Was bringt die Zukunft?

Vom E-Rezept erwarten die meisten Apothekeninhaber mehr Versandhandel und Wettbewerb und weniger Stammkundenbindung. Aber auch positive Erwartungen werden genannt: weniger Retaxationen, Rezeptfälschungen und Arztrücksprachen. 75 Prozent der deutschen Apotheken sind E-Rezept-fähig.

Generell blicken die Apothekeninhaber positiv in die Zukunft. Das mag auch an den pharmazeutischen Dienstleistungen liegen, die im aktuellen Bericht noch keine Rolle spielen, aber bereits geplant wurden.

Über 80 Prozent der Inhaber erwarten für die nächsten Jahre Planungssicherheit und Verbesserung der Bedingungen, die meisten planen die Einstellung von pharmazeutischem Personal. Kaum jemand rechnet mit Entlassungen. Viele wollen den Botendienst erweitern und in digitales Marketing oder Telepharmazie investieren.

Quelle: „Die Apotheke. Zahlen Daten Fakten 2023“, Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände 2023.
https://www.abda.de/fileadmin/user_upload/assets/ZDF/ZDF-2023/ABDA_ZDF_2023_Broschuere.pdf

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