Frau und Hund schlafen entspannt zusammen im Bett© Boris Jovanovic / iStock / Getty Images Plus
Lange Tiefschlafphasen sind lebenswichtig - nicht nur für die geistige Gesundheit.

Neues Medizintechnikprodukt

ENDLICH WIEDER TIEF SCHLAFEN

Gerade ältere Menschen schlafen häufig schlecht. Bei ihnen sind die Tiefschlafphasen beeinträchtigt. Ein neues Gerät, das zum richtigen Zeitpunkt unhörbare Klicktöne abspielt, könnte Abhilfe schaffen.

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Zu wenig oder schlechter Schlaf kann die Lebensqualität erheblich belasten. Von diesem weit verbreiteten Problem sind besonders ältere Menschen betroffen mit der Folge, dass sie schlapp, nervös und unkonzentriert den Tag bewältigen müssen. Denn bei ihnen ist zumeist der Tiefschlaf beeinträchtigt: Dieser wichtige Teil des gesunden Schlummers ist von einem langsamen Wellenverlauf der Hirnaktivität gekennzeichnet. Studien haben gezeigt, dass die entsprechenden Phasen im Alter immer kürzer und weniger tief werden.

Da im Schlaf wichtige Reparaturarbeiten im Körper vonstattengehen – wie die Regeneration des Gehirns, der Gedächtnisleistungen und im Herz-Kreislaufsystem – hat dauerhaft schlechter Schlaf gravierende Folgen. Doch es gibt eine erstaunlich einfach wirkende Methode, den Schlaf zu verbessern: die auditive Hirnstimulation. Dabei werden durch das Abspielen von Klick-Tönen synchron zum Rhythmus der langsamen Hirnwellen schlafender Menschen diese Schwingungen verstärkt. In Schlaflaboren mit den zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten war es für die Wissenschaft bereits möglich, die Qualität des Tiefschlafs für Probanden erfolgreich zu fördern. Nur zuhause, da fand sich noch keine probate Methode, die neusten schlaftechnischen Errungenschaften wirken zu lassen.

Elektroden protokollieren den Schlaf

Doch das könnte sich nun bald ändern: Die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich hat in den vergangenen Jahren ein mobiles Gerät entwickelt, das sich auch im eigenen Bett einsetzen lässt – SleepLoop heißt es. Dabei handelt es sich um eine Art Haube aus Bändern, die beim Zubettgehen aufgesetzt und im Schlaf getragen wird. In ihr sitzen Elektroden, die permanent die Hirnaktivität des Schlafenden messen und die Daten an einen Mikrochip übertragen. Dort werden sie mittels einer Software verarbeitet und geben dann sozusagen den Takt an: Sobald die schlafende Person die für Tiefschlaf charakteristischen Gehirnwellen entwickelt, löst das System ein auditives Signal aus. Das Klicken wird vom Schlafenden nicht bewusst wahrgenommen und soll die Nervenzellen dazu anregen, die Tiefschlafwellen zu verstärken.

Freiwillige zwischen 62 und 78 Jahren wurden nun von der Wissenschaft über einen Monat zum Test auserkoren. Zwei Wochen lang wurden die unhörbaren Klicks ausgesandt und zwei Wochen nicht; weder die Probanden noch die Experimentatoren wussten, an welchen Tagen genau es klickte.

Durch Klicks tiefer schlafen

Danach stand fest: Zum einen kamen die Versuchsteilnehmer prima zurecht mit der selbstständigen Bedienung des SleepLoop-Systems, es gab kaum Probleme. Zum zweiten klappte es tatsächlich mit dem besseren Schlafen, zumindest bei den meisten: „Einige Probanden reagierten generell gut auf die Stimuli und zeigten klar verstärkte Tiefschlafwellen.“ Andere allerdings nicht, „Die Wirkung war individuell stark unterschiedlich“, sagte Caroline Lustenberger von der ETH. Das hinge wohl mit der unterschiedlichen natürlichen Aktivität der langsamen Hirnwellen bei den Testpersonen zusammen.

Diese unterschiedlichen Unterschiede sollen nun dafür genutzt werden, um die Vorhersagen, wie jemand auf die auditiven Stimuli reagiert, zu verbessern. Dies könne das SleepLoop-System optimieren. Die ETH berichtete außerdem, dass die Ergebnisse der Klickerei bereits zur Gründung einer Firma geführt hätten, die das Gerät weiterentwickeln und zur Marktreife führen soll. Seniorautor Walter Karlen betont dabei allerdings, dass das SleepLoop-System nur nach einer ärztlichen Verordnung erhältlich sein wird: „Es wird kein Wellness-Konsumgut sein, das man sich einfach im Internet kaufen kann, wenn man schlecht schläft. Denn es handelt sich um ein spezielles Medizintechnikprodukt, das medizinisch angezeigt sein muss und dessen Verwendung eine ärztliche Begleitung erfordert.“

Quelle: wissenschaft.de

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