Blick vom Kirchturm in Robel auf die Müritz.© 1000seen.de/Christin Drühl

Schon mal da gewesen?

MMMHH WIE MÜRITZ

Dünn besiedelt, dick bewässert – so kann man salopp die Region Mecklenburgische Seenplatte im Süden von Mecklenburg-Vorpommern beschreiben. Mittendrin lockt die Müritz Wasserratten und Landbesuchseier an.

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Hätte man meinen Bruder und mich als Kinder gefragt, was wir mit der Müritz verbinden, hätten wir geantwortet: Waldmeistersirup in rauen Mengen. Verbotene Autorunden im Wartburg auf dem Schoß eines Erwachsenen, hinter einem großen Haus auf dem Dorf. Von Hessen aus fuhren wir einige Male nach Mecklenburg-Vorpommern, in die Nähe von Röbel an der Müritz, damals noch in der DDR gelegen. Die deutsche Teilung spielte für uns Kinder keine große Rolle. Die Müritz allerdings auch nicht.

Von allem was Seitdem hat sich viel geändert. Waldmeistersirup mag ich nicht mehr, die Müritz um so mehr. Ich gehöre zu den Menschen, die im Urlaub gern ein bisschen was von allem haben: Stadt und Land, Natur und Kultur, Wasser und Wald. Die Region um die Müritz bietet von allem etwas, weshalb sie längst ein beliebtes Ausflugs- und Urlaubsziel ist. Müritz – das leitet sich vom slawischen morcze für kleines Meer ab. Mit mehr als 110 Quadratkilometern Fläche ist sie der größte deutsche Binnensee, etwa 30 Kilometer lang und 13 Kilometer breit. Die Müritz liegt inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte, dem größten vernetzten Wassersportrevier Europas.

Wasserratten kommen hier voll auf ihre Kosten, ob beim Schwimmen, Segeln, Kanu- oder Motorboot fahren, Surfen oder Tuckern auf dem Hausboot. Wer viel Zeit hat, kann bis nach Berlin schippern oder auf der Müritz-Elde-Wasserstraße durch zahlreiche Schleusen in die Elbe und ab bis nach Hamburg. In der warmen Jahreszeit kann es im Hafen des beliebten Städtchens Waren ganz schön voll werden, erst recht, wenn im Mai die Müritz Sail angesagt ist. Auch die restaurierte Altstadt und das Naturerlebniszentrum Müritzeum ziehen viele Besucher an.

Natur satt In die „bunte Stadt am kleinen Meer“, wie Röbel heute in Prospekten genannt wird, muss man aber auch fahren. Ein Eis auf die Hand, und dann ein Bummel durch die sanierten Straßen. Oder entlang der Seepromenade, wo sich vielleicht auch ein freier Tisch in einem der Restaurants ergattern lässt. Und das malerische Malchow mit seiner Altstadt auf der Insel im gleichnamigen See ist auch einen Abstecher wert. Außerhalb der Saison ist es ruhiger, aber nicht weniger schön. Zwischen See- und Hafenfesten, Aufführungen der „Müritz Saga“ im Warener Freilichttheater, Besuchen in Museen und Galerien, Cafés und Lädchen lassen sich gut Auszeiten am oder im Wasser einbauen.

Oder man schlägt sich in ruhige Büsche: Die Müritz-Region durchzieht ein Netz von Wanderwegen. Auch Fahrradliebhaber kommen auf ihre Kosten. Natur satt bietet zudem der Müritz-Nationalpark. Wer aus privater Leidenschaft oder von Berufs wegen ein Interesse an Kräutern hat, wird ebenso fündig. Mitten in Waren gedeiht ein Wildpflanzengarten, in dem man auf 650 Quadratmetern die Vielfalt heimischer Kräuter, Sträucher und Gräser erkunden kann. Etwas entfernt von der Müritz, im Ganzliner Ortsteil Wangelin nahe des Plauener Sees, findet sich ein weiterer großer Heilkräutergarten. Verstreut in der Region liegen ehemalige Guts- und Herrenhäuser, schön restauriert.

In deren Zimmern und Ferienwohnungen kann man urlaubsfaul sein und ruhig schlafen. In einem nahe Röbel lebte zu DDR-Zeiten eine Verwandte. Bis ins hohe Alter, obwohl es in ihrer Mietwohnung in dem verfallenden Gebäude immer ungemütlicher wurde. Warum es die Erwachsenen „Schlösschen“ nannten, war uns Kindern ein Rätsel. Heute, nach der umfangreichen Sanierung, ist dieses Rätsel gelöst. Und über unseren Autoübungsplatz von damals ist schönes grünes Gras gewachsen.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 10/2021 auf Seite 139.

Sabine Rieser, freie Journalistin

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