Darmmikrobiom© Christoph Burgstedt / iStock / Getty Images Plus
Das menschliche Darmmikrobiom spielt bei der Alzheimer-Erkrankung eine bedeutende Rolle.

Mikrobiom

DARMMIKROBIOM SPIELT BEI ALZHEIMER EINE WICHTIGE ROLLE

Immer wieder rückt es in den Mittelpunkt des Interesses: das menschliche Darm-Mikrobiom. Wie auch bei Diabetes und Bluthochdruck mischt es anscheinend bei der Alzheimer-Krankheit kräftig mit, wie Forscher nun herausgefunden haben.

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In Deutschland leiden derzeit rund 1,6 Millionen Menschen an Demenz. Die meisten von ihnen unter der Alzheimer-Demenz. Bei den Betroffenen verschlechtern sich die verschiedenen geistigen Fähigkeiten zunehmend, Nervenzellen im Gehirn sterben ab, Vergesslichkeit, Verwirrtheit und Orientierungslosigkeit sind die Folge. Obwohl immer mehr Menschen erkranken, sind die Ursachen oftmals noch unterforscht. Möglichkeiten auf eine Heilung haben Betroffene bislang nicht. 

Einer Forschungsgemeinschaft um Prof. Dr. Christoph Laske der Sektion für Demenzforschung an der Uniklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Tübingen und um Prof. Dr. Matthias Willmann vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene Tübingen sowie Eurofins Germany ist es nun innerhalb einer Studie gelungen, anhand einer neuen Methode bei Betroffenen Morbus Alzheimer festzustellen.
 

Alzheimer-Signatur im Darm-Mikrobiom

Die Forscherteams untersuchten im Rahmen der AlzBiom-Studie das Darm-Mikrobiom in drei verschiedenen Gruppen mit jeweils 100 Probanden. In der ersten Gruppe waren gesunde älteren Menschen ohne Gedächtnisbeeinträchtigung, in der zweiten Menschen mit leichten Gedächtnisbeeinträchtigungen und in der dritten Gruppe Probanden mit gesicherter leichtgradiger Alzheimer-Demenz. Bei den Untersuchungen kam die Shotgun Metagenomics Sequencing, eine Methode zur Sequenzierung und Messung von langen DNA-Strängen, zum Einsatz. Mit Hilfe dieser Methode ist es Prof. Laske und seinem Team gelungen nachzuweisen, dass sich das Darm-Mikrobiom von Probanden mit Alzheimer sowohl auf der Speziesebene (Zusammensetzung der Bakterien) als auch auf funktioneller Ebene (Stoffwechselprozesse) vom Darm-Mikrobiom gesunder Studienteilnehmender wesentlich unterscheidet. Durch eine Analyse des Darm-Mikrobioms ist es somit nun möglich, eine Alzheimer-Erkrankung eindeutig zu diagnostizieren. Somit kommt dem Darm-Mikrobiom hinsichtlich der Diagnoseerstellung eine wichtige Aufgabe zu. 

„Wir haben eine Alzheimer-Signatur im Darm-Mikrobiom identifiziert, die zur Unterscheidung von Amyloid-positiven Alzheimer-Patienten von gesunden Kontrollpersonen verwendet werden kann“, erklärt Studienleiter Prof. Laske. „Die Untersuchungsergebnisse sprechen dafür, dass eine Beeinflussung des Darm-Mikrobioms ein neuer, innovativer Ansatz zur Behandlung der Alzheimer-Erkrankung darstellen könnte. Die Wirksamkeit eines solchen Behandlungsansatzes muss in zukünftigen Studien noch untersucht werden.“ Nach der Identifizierung einer Alzheimer-Signatur werten die Forscher derzeit die Daten der longitudinalen Untersuchung aus. Diese Arbeit soll über die nächsten vier Jahre weiterlaufen.

Das Darm-Mikrobiom
Das menschliche Darm-Mikrobiom ist eine wahre Schatzkiste genetischer Informationen. Es beinhaltet rund hundertmal mehr Informationen als das menschliche Genom. Aufgrund seiner Regulierung der Stoffwechsel-, Hormon-, Immun- und neurotrophen Funktionen kommt dem Darm-Mikrobiom eine entscheidende Funktion bei der Unterstützung der menschlichen Gesundheit bei. Zudem spielt es auch bei der Kommunikation zwischen Magen-Darm-Trakt und Gehirn eine wichtige Rolle. Allerdings kann die Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms durch menschliche und Umweltfaktoren beeinflusst werden. Ab einem Alter von rund 65 Jahren schwindet die Vielfältigkeit und Widerstandsfähigkeit des Mikrobioms. Dadurch haben Umweltfaktoren leichteres Spiel: Die schützende Funktion vor einer Krankheit ist eingeschränkt und es kann zur Entstehung von beispielsweise Alzheimer kommen. 

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
 

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