Achtung, Kopfball! Eine amerikanische Studie wies nach, dass kopfballstarke Fußballer häufiger unter Gleichgewichtsproblemen leiden. © Image Source / Image Source / Getty Images

Fußball | Gleichgewichtsorgan

KOPFBÄLLE FÖRDERN SCHWINDELGEFÜHLE

Was wäre der Fußball ohne spektakuläre Kopfballtore. Und wahrscheinlich hat sich schon so mancher Zuschauer gefragt, was so ein schwerer Lederball, der mit 50 Stundenkilometern auf den Schädel des Spielers trifft, alles verursachen kann.

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Die Antwort ist: nichts Gutes, jedenfalls aus medizinischer Sicht. Wie eine amerikanische Studie der Academy of Neurology in Indianapolis jetzt herausfand, haben Amateurfußballer, die viele Kopfbälle durchführen, häufiger Gleichgewichtsprobleme.

Und das ist eigentlich kein Wunder. Denn die Lederkugel hat Geschwindigkeiten zwischen 50 und 100 Stundenkilometern, wenn sie auf den Kopf des Spielers trifft. Ein Großteil der kinetischen Energie wird zwar durch die Verformung des luftgefüllten Balles aufgefangen – sein Impuls kann jedoch ausreichen, um Erschütterungen im Gehirn auszulösen.

Schmerzen und leichte Schwindelgefühle – das gaben die Sporttreibenden an, als sie von den Wissenschaftlern nach den Auswirkungen gefragt wurden. Bei den kopfballstarken unter ihnen wurden sogar Defekte der Nervenfasern nachgewiesen. Die Autoren der Studie erinnerten auch an den britischen Fußballprofi Jeff Astle, bei dem nach seinem Tod mit 59 Jahren eine chronisch-traumatische Enzephalopathie diagnostiziert worden war.

Fernando Santos von der Universität in Delaware untersuchte noch eine andere Folge: die Auswirkungen eines Kopfballs auf das empfindliche Gleichgewichtsorgan im Schädel. Dazu untersuchten die Neurologen 20 Freizeitfußballer im Alter von 22 Jahren, die vorher ihre durchschnittliche Anzahl von Kopfbällen im Training und in den Spielen angegeben hatten. Sie mussten sich auf einer Matte aus Schaumstoff bewegen, während die Ärzte durch schwache elektrische Ströme hinter den Ohren das Gleichgewichtsorgan stimulierten. Diese galvanisch-vestibuläre Stimulation löste einen leichten Schwindel aus. Das erschwerte die Bewegungen auf dem weichen Untergrund zusätzlich.

Das Resultat: Je mehr Kopfballstöße die Spieler absolviert hatten, je schwieriger war es für sie, ihre Füße zu platzieren und ausladende Bewegungen mit der Hüfte zu vermeiden. Pro 500 Kopfbällen verfehlten die Füße das Ziel um neun Millimeter und die Hüftadduktion nahm um etwa 0,2 Grad zu. Die Spieler hatten in der Vorbereitungsbefragung durchschnittlich 451 Kopfbälle pro Jahr angegeben, wobei die Zahl zwischen 16 und 2100 schwankte. Kopfbälle könnten demnach auf Dauer eine der wesentlichen Voraussetzungen für das Fußballspielen einschränken: die schwindelfreie Körperbeherrschung.

Alexandra Regner,
PTA/Redaktion

Quelle: Ärzteblatt

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