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Anti-Aging-Wirkstoffe

IMMER SCHÖN FEUCHT HALTEN

Trockene Haut erscheint nicht nur müde und fahl, juckt und spannt. Sie ist in diesem Zustand auch nicht mehr in der Lage, ihre Barrierefunktion voll zu erfüllen und reagiert empfindlicher auf Umwelteinflüsse.

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Die meisten assoziieren mit gesunder schöner Haut eine gleichmäßige, schuppenfreie glatte Oberfläche mit kleinen Poren. Sie soll sich weich, geschmeidig und faltenfrei anfühlen. Damit dieser Hautzustand erreicht werden kann, ist eine Substanz ganz wichtig: Wasser. Es wird zwischen den Hornzellen der Haut durch sogenannte natürliche Feuchthaltefaktoren (NMF, natural moisturizing factor) festgehalten. Damit ist die Summe der Stoffe gemeint, die aus Schweiß, Talg und dem Verhornungsprozess der oberflächlichen Hautzellen stammen. Dazu zählen Aminosäuren wie Serin oder Citrullin, Carbonsäuren und deren Salze, Harnstoff, Fettsäuren, Ionen und Ammoniak. Es handelt sich also um niedermolekulare, hydrophile Moleküle. Aufgrund ihrer Hydrophilie bilden sie große Hydrathüllen um sich aus und halten so das Wasser in der Hornschicht fest.

Intakte, gesunde Haut enthält dadurch circa 10 bis 20 Prozent Wasser, sinkt der Gehalt unter zehn Prozent, erscheint die Haut trocken, schuppig und es entstehen kleine Fältchen. Dies kann zum einen durch verschiedene Umwelteinflüsse, eine ungesunde Lebensführung oder Ernährungsweise oder schlicht natürliche Alterungsprozesse geschehen. Zum anderen können NMF durch den falschen Umgang mit Wasch- und Reinigungsmitteln oder Chemikalien herausgelöst werden. Eine geeignete Pflegekosmetik kann die natürlichen Feuchthaltefaktoren zum Teil ersetzen, zu mehr Geschmeidigkeit beitragen und kleine Fältchen mildern. Feuchtigkeitsspendende Substanzen, sogenannte Moisturizer, gehören daher zu den am häufigsten in Kosmetika verwendeten Stoffklassen.

Ein Plus an Feuchtigkeit Zu den Moisturizern zählen sowohl niedermolekulare Stoffe, die den Feuchtigkeitsgehalt der Haut erhöhen und in die Epidermis eindringen können, als auch hochmolekulare Substanzen, die durch Quellung ein Wasserreservoir auf der Haut anlegen, aber selbst nicht in die Haut eindringen. Zur ersten Gruppe gehören demnach die natürlichen Feuchthaltefaktoren. Diese werden in Kosmetika zum Beispiel in Form von Glycin (Aminosäure), Natriumpyrrolidoncarbonat (Carbonsäure) oder Harnstoff eingesetzt. Gerade Harnstoff gehört zu den wichtigsten Moisturizern in der Dermatologie. In gesunder Haut findet er sich zu etwa sieben Prozent, in neueren Untersuchungen hat man zudem herausgefunden, dass Personen mit trockener Haut um ungefähr 50 Prozent weniger Harnstoff verfügen, Neurodermitiker sogar um 70 Prozent.

Mit Hilfe von Dermatika, die zwei bis zehn Prozent Harnstoff enthalten, kann eine deutliche Erhöhung des Feuchtigkeitsgehalts der Haut erreicht werden. Daher können Kunden mit trockener oder chronisch kranker Haut harnstoffhaltige Präparate zur täglichen Pflege empfohlen werden. Die Substanz wirkt zudem juckreizstillend (ab 10 Prozent), entzündungshemmend und antimikrobiell, ist gleichzeitig nicht toxisch oder allergen. Wichtig ist die Form der Darreichung: W/O-Emulsionen wirken nachhaltiger, O/W-Emulsionen erreichen eine schnellere, wenn auch kürzere Wirkung. Ionische Verbindungen von Magnesium, Natrium oder Chlor können der Haut auch gezielt durch die Anwendung von Totes Meer Salz (TMS) zugeführt werden.

Forschungen ergaben, dass sich die ionische Zusammensetzung des Salzes positiv auf Hautstruktur, Stoffwechsel und Feuchtigkeitsgehalt auswirkt. Zweimal wöchentliche Bäder oder Pflegeprodukte mit TMS können vor allem Psoriatikern oder Neurodermitikern empfohlen werden. Ebenfalls zu den niedermolekularen Moisturizern zählen die sogenannten Humectans, mehrwertige, kurzkettige Alkohole mit ausgeprägtem hydrophilem und hygroskopischem Charakter. Sie dürfen nur zusammen mit ausreichend Wasser und in geringer Konzentration in eine Zubereitung eingearbeitet werden, da sie ansonsten der Haut Wasser entziehen und sie reizen würde. Und man möchte ja genau den gegenteiligen Effekt erreichen. Zum Einsatz kommen zum Beispiel Glycerol, Propylenglycol, kurzkettige Macrogole (PEG), Zucker und Zuckeralkohole.

Auch Alpha-Hydroxysäuren (AHA, Fruchtsäuren) werden als niedermolekulare Moisturizer eingesetzt. Es finden sich vor allem Glycol-, Apfel-, Wein-, Milch- oder Zitronensäure beziehungsweise deren Salze oder Ester in geringer Konzentration in Pflegekosmetika. Sie entfernen lose Hautschüppchen, lockern die Hornschicht auf und erhöhen deren Feuchtigkeitsbindevermögen. Bei der Verwendung sollten Sie Ihre Kunden darauf hinweisen, dass Augen und Schleimhäute großzügig ausgelassen werden sollten und es auf verletzter oder rissiger Haut zu Brennen oder Rötungen kommen kann.

Ein schützender Schirm Hochmolekulare Substanzen wiederum dringen nicht in die Epidermis ein. Sie schaffen durch ihr gutes Quellvermögen aber ein Wasserreservoir auf der Haut, das zwar nicht zu einer nachhaltigen Durchfeuchtung der Haut führt, jedoch für einige Stunden einen hydratisierenden und aufpolsternden Effekt erreicht. Zu den bekanntesten Vertretern zählt Hyaluronsäure. Das Mucopolysaccharid ist natürlicher Teil der Lederhaut und kann extrem viel Wasser aufnehmen – vom 1000 bis zum 4000-Fachen ihrer eigenen Masse. Mit einem Zusatz von weniger als 0,1 Prozent ist es so in der Lage, einen gut wasserbindenden, luftdurchlässigen, durchsichtigen Film auf der Haut zu bilden.

Der transepidermale Wasserverlust wird so verringert und der Feuchtigkeitsgehalt der Haut erhöht. Um eine optisch gut gepflegte, glatte Haut zu erhalten, muss die Anwendung allerdings mehrmals am Tag erfolgen. Ähnlich verhalten sich auch Kollagen und Elastin, Proteine des Bindegewebes, die für die Festigkeit und Elastizität der Haut verantwortlich sind, auch wenn sie „nur“ das ungefähr 15-Fache ihrer Masse an Wasser aufnehmen können. Mit zunehmendem Alter vernetzt sich das Bindegewebe immer weiter, wodurch es an Wasseraufnahmevermögen verliert. Trotz aller Werbeversprechen sind die Proteine aufgrund ihrer Größe dennoch nicht in der Lage, in die tieferen Hautschichten vorzudringen und dort das Bindegewebe zu unterstützen. Aufgrund ihres Wasserbindevermögens wirkt die Haut dennoch glatter und fühlt sich weich und geschmeidig an.

Und sonst? Immer häufiger findet sich der Stoff Ectoin auf der Inhaltsangabe verschiedener Pflegekosmetika. Dabei handelt es sich um eine Tetrahydropyrimidincarbonsäure aus dem Bakterium Halomonas elongata, das mit dem Stoff seine DNA, Proteine und Membranen vor Wasserentzug schützt. Aufgrund dieser Eigenschaft kann es auch als Moisturizer angewendet werden. Aloe vera wird bereits seit längerem wegen seiner entzündungshemmenden Eigenschaften bei problematischen Hautzuständen, etwa bei einem Sonnenbrand eingesetzt. Doch die enthaltenen Heteropolysaccharide haben durchaus feuchtigkeitsbindendes Potenzial, schließlich können sie das Wasser in der Aloe-Pflanze auch während anhaltender Dürre-Zeiten gut speichern. So eignen sie sich auch für die tägliche Pflege trockener Haut.

Den Artikel finden Sie auch in unserem Sonderheft „Kosmetik – Anti-Aging“ 2019 ab Seite 42.

Farina Haase, Apothekerin/Redaktion

Gerade Winterhaut braucht viel Aufmerksamkeit, denn Kälte und Heizungsluft rauben Feuchtigkeit.

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