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Aufgrund des Fortschritts von Medizin und Technologie rückt die Lebenserwartung der Menschen immer weiter nach hinten.

Hochbetagte | Gesellschaft

ALTERN OHNE GRENZEN?

Mit der Zeit und vor allem durch die Fortschritte in Medizin und Technologie ist es uns Menschen möglich, ein immer höheres Alter zu erreichen. Doch wie weit geht dieser Trend? Wann ist die Grenze des Alterns erreicht? 130 Jahre Lebenszeit wären denkbar.

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Wie alt ein Mensch werden kann, wird wissenschaftlich kontrovers diskutiert. Während manche von einer theoretisch unbegrenzten Lebensspanne ausgehen, vermuten andere, dass es ein maximal erreichbares Alter gibt. Seit Jahrzehnten steigt die Zahl der Über-100-Jährigen. Zurzeit sind fast eine halbe Million Menschen auf der Welt mehr als 100 Jahre alt. Deutlich weniger Menschen sind „Supercentenarians“, also 110 Jahre und älter. Die 1997 verstorbene Französin Jeanne Calment hält den bisherigen Altersrekord mit 122 Jahren. Zurzeit ist die 118-jährige Kane Tanaka aus Japan die älteste Person der Erde.

Michael Pearce und Adrian Raftery, beide Statistiker der University of Washington, haben nun berechnet, wie wahrscheinlich es ist, dass der bisherige Altersrekord bis zum Jahr 2100 geknackt wird. Außerdem, mit welcher Wahrscheinlichkeit Menschen noch deutlich längere Lebensspannen erreichen. Das Verständnis der Langlebigkeit sei nämlich von großer Bedeutung, da es große Auswirkungen auf staatliche Programme, die Wirtschaftspolitik und die individuelle Planung hat, so die Autoren.
 

Viele Faktoren berücksichtigt

Für Ihre Analyse nutzten sie die Internationale Datenbank zur Langlanglebigkeit, in der Personen aus 13 Ländern gelistet sind, die nachweislich mindestens 110 Jahre alt geworden sind. Sie kombinierten die gefundenen Informationen mit statistischen Modellen. Dabei berücksichtigten sie zudem das zukünftige Bevölkerungswachstum. Mit einbezogen wurde auch eine statistische Besonderheit: Ab einem bestimmten Alter flacht die Sterblichkeitskurve wieder ab.

Ab einem Alter von 110 Jahren liegt Beobachtungen zufolge die Wahrscheinlichkeit, noch ein weiteres Jahr zu leben, bei etwa 50 Prozent. Dabei spiele es keine Rolle, ob man 110, 112 oder 114 Jahre alt ist. Raftery erklärt:

„Dies ist eine sehr ausgewählte Gruppe von sehr robusten Menschen. Sie haben all die verschiedenen Dinge, die das Leben mit sich bringt, hinter sich gelassen, wie zum Beispiel Krankheiten. Sie sterben aus Gründen, die einigermaßen unabhängig von dem sind, was jüngere Menschen betrifft.“

 

Altersrekorde werden wohl gebrochen

Mit geschätzt 300 bis 450 Personen gibt es nur sehr wenige Supercentenarians auf der Welt. Dennoch wird es mit zunehmendem Bevölkerungswachstum immer wahrscheinlicher, dass es mehr dieser Menschen gibt. Somit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass bestehende Altersrekorde gebrochen werden.

Die Ergebnisse ihrer Berechnungen:
Die Wahrscheinlichkeit, den aktuellen Altersrekord von 122 Jahren und 164 Tagen in diesem Jahrhundert zu brechen, liegt nahe bei 100 Prozent.
Die Wahrscheinlichkeit, 126 Jahre alt zu werden, ist mit 89 Prozent sehr hoch.
Mit einer Wahrscheinlichkeit von 13 Prozent ist es immer noch realistisch, dass eine Person ein Alter von 130 Jahren erreicht.

 

Wo liegt die Grenze?

Dass ein Mensch hingegen bis zum Jahr 2100 135 oder 140 Jahre alt würde, sei den Berechnungen zufolge zwar möglich, aber extrem unwahrscheinlich.

Während manche Wissenschaftler*innen der Meinung sind, es gäbe keine Altersobergrenze, glauben andere, dass der Verfall der Zellen zu einer natürlichen Begrenzung der Lebenszeit führe – auch wenn es immer mehr medizinische Möglichkeiten gibt. „Unsere Ergebnisse können als ein Weg angesehen werden, den scheinbaren Konflikt zwischen einer Begrenzung der menschlichen Lebensspanne und dem Fehlen einer spezifischen Begrenzung des menschlichen Lebens aufzulösen“, erläutern Pearce und Raftery.

Quelle: www.wissenschaft.de

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