Screenshot: world-sepsis-day.org

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HEUTE: WELT-SEPSIS-TAG 2012

Sepsis ist eine der häufigsten und zugleich eine der am wenigsten bekannten Krankheiten und stellt eine gewaltige Belastung für überlebende Patienten und deren Angehörige dar.

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Die Erkrankung hat viele Dimensionen: medizinische, soziale, politische, und ökonomische. Sepsis kommt häufig vor und gehtoft tödlich aus und ist nach wie vor und ungeachtet aller Fortschritte bei Impfungen, Antiinfektiva und intensivmedizinischen Verfahren die vorherrschende Todesursache bei Infektionserkrankungen. Landläufig als „Blutvergiftung“ missverstanden, zählt Sepsis heute zu den häufigsten Todesursachen überhaupt.

Die Infektion ist eine komplexe systemische Entzündungsreaktion, die den gesamten Organismus befällt und Gewebe, Organe und damit alle Vitalfunktionen beeinträchtigt. Wird eine Sepsis nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, führt dieses unweigerlich zum septischen Schock, zu multiplem Organversagen und zum Tod. Ein Drittel bis die Hälfte aller Patienten überlebt die Krankheit nicht.

Situation in den Entwicklungsländern
In den Entwicklungsländern gehen 60 bis 80 Prozent aller infektionsbedingten Todesfälle auf eine Sepsis zurück. Jeden Augenblick stirbt irgendwo auf der Welt ein Mensch an Sepsis.

Situation in den entwickelten Ländern
In den entwickelten Ländern verursacht Sepsis mehr Todesfälle als Brustkrebs, Prostatakrebs und AIDS/HIV zusammen. Geschätzte 18 Millionen Menschen erkranken jedes Jahr daran. Die Überlebenden leiden unter einer Vielzahl schwerer physischer, kognitiver und psychischer Probleme. Noch fünf Jahre nach überstandener Erkrankung haben ehemalige Sepsispatienten verglichen mit Kontrollpersonen in der Bevölkerung ein doppelt so hohes Sterberisiko.

Ungeachtet aller medizinischen Fortschritte nehmen die Fallzahlen in besorgniserregendem Ausmaß zu. Die im Krankenhaus behandelten Sepsisfälle haben sich im Laufe der letzten 10 Jahre verdoppelt. Internationale Studien zeigen, dass 20 bis 40 Prozent aller intensivmedizinisch behandelten Sepsis-Patienten die Sepsis außerhalb des Krankenhauses erworben haben. In den Vereinigten Staaten hat sich das Aufkommen einer postoperativer Sepsis von 1997 bis 2006 verdreifacht.

Diagnose kommt oft zu spät
Oft erfolgt die Diagnose zu spät, weil die klinischen Symptome und Laborwerte nicht spezifisch genug sind. Diese Symptome treten auch bei einer Vielzahl von anderen Erkrankungen auf. Insbesondere bei Kindern sind diese Symptome noch weniger aussagekräftig.
Die hohe Rate an fehlerhaften oder zu spät gestellten Diagnosen ist auf bestehende Defizite in der Definition der Erkrankung, unzureichende Diagnosekriterien und vielfach einer unzureichenden Einhaltung klinischer Leitlinien zurückzuführen. Im Gegensatz zu anderen Akuterkrankungen steckt die Diagnose mittels diagnostischer Blutuntersuchungen („Biomarker“) noch in den Kinderschuhen.

Hoher Kostenfaktor
In Deutschland haben sich die durchschnittlichen Fallkosten einer Sepsis allein für die Akutbehandlung im Krankenhaus in zehn Jahren von 25 000 Euro auf 55 000 Euro mehr als verdoppelt. Die immensen Folgekosten jenseits der Akutbehandlung im Krankenhaus sind nicht mit eingerechnet.

Gezielte Behandlung hilft
Leider wird Sepsis heute noch viel zu oft übersehen und zu spät erkannt. Die frühzeitige Einleitung einiger einfacher Maßnahmen wie die Einleitung einer antiinfektiven Therapie mit Antibiotika, Antimykotika und anderen Substanzen sowie die Einleitung einer intravenösen Volumentherapie kann das Sterberisiko halbieren. Patienten mit Sepsisverdacht müssen unmittelbar in geeignete Einrichtungen gebracht werden. Die frühestmögliche Behandlung ist medizinisch geboten und ökonomisch effizient, weil sie den intensivmedizinischen Aufwand ebenso verringert wie die Kosten der Spätfolgen. Quelle und weitere Informationen: www.world-sepsis-day.org

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