Frau hält Hände an ihre Brust© dragana991 / iStock / Getty Images Plus
Menschen, die einen Herzinfarkt erleiden und im Anschluss depressive Symptome entwickeln, haben ein erhöhtes Risiko für eine Diabetes mellitus Typ-2-Erkrankung.

Herzinfarkt | Studie

WAS INFARKTE, DEPRESSION UND DIABETES VERBINDET

Jede Krankheit für sich ist per se schon schlimm genug. Was aber, wenn aus einer Erkrankung ein erhöhtes Risiko für weitere Erkrankungen entsteht? Forscher des Instituts für Epidemiologie und Medizinische Biometrie der Universität Ulm kommen genau zu diesem Schluss. 

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Entwickeln Menschen nach einem Herzinfarkt möglicherweise depressive Symptome und kann sich dadurch ein erhöhtes Risiko für eine Erkrankung an Diabetes mellitus Typ 2 entstehen? Die Antwort lautet „ja“, wie die Forscher des Instituts für Epidemiologie und Medizinische Biometrie der Universität Ulm nun in einer Studie zeigen konnten. Neben dem erhöhten Risiko, an Diabetes zu erkranken, sind auch Komplikationen wie ein Zweitinfarkt oder ein Schlaganfall nicht ausgeschlossen. 

In Deutschland leiden aktuell rund acht Millionen Menschen an Diabetes. Etwa 95 Prozent von ihnen an Diabetes mellitus Typ 2, dem sogenannten „Altersdiabetes“. Diabetes hat sich in den letzten Jahren zu einer chronischen Volkskrankheit entwickelt, die vorrangig durch zu wenig Bewegung, ungesunde Ernährung und eine familiäre Vorbelastung entsteht. 
 

KAROLA-Studie als Basis

Für die Wissenschaftler stand nun die Frage im Raum, ob sich das Neuerkrankungsrisiko für Diabetes mellitus bei herzkranken Patienten mit depressiver Symptomatik von Patienten ohne Depressionen unterscheidet. Für ihre Untersuchung griffen die Forscher auf die Langzeitbeobachtungen der KAROLA-Studie von 1000 Patienten zurück. Innerhalb dieser Studie wurde gezielt auf eine engmaschige Nachbeobachtung von Herzinfarkt-Patienten geachtet. Der Untersuchungszeitraum betrug 15 Jahre. 

Es ist den Forschern gelungen, herauszustellen, dass bei denjenigen, die im Beobachtungszeitraum Depressionen entwickelten, das Risiko auch an Diabetes mellitus zu erkranken, zweieinhalbfach erhöht war. Dr. Raphael Peter, der Erstautor der Studie, schlussfolgert: „Wir wissen mittlerweile sehr gut, dass depressive Symptome ein Risiko für eine koronare Herzerkrankung darstellen. Neu ist, dass die psychische Erkrankung bei diesen Patienten auch ein Risikofaktor für Diabetes darstellt.“.

Die Ergebnisse ließen eine weitere Erkenntnis zu, nämlich, dass bei den Betroffenen mit Diabetes auch die Gefahr für erneute kardiovaskuläre Komplikationen wie einen Zweitinfarkt oder Schlaganfall bis hin zum frühzeitigen Tod erhöht war – und zwar um den Faktor 6,5. Institutsdirektor Professor Dietrich Rothenbacher kommt zu folgendem Schluss: „Solche Entzündungsprozesse spielen sowohl bei Diabetes mellitus als auch bei depressiven Erkrankungen eine wichtige Rolle und könnten auch diesen Zusammenhang zwischen Diabetes und Depression erklären“. 
 

Neue Herangehensweise gefordert

Was bedeuten diese Erkenntnisse nun konkret für die weitere Behandlung von Herzinfarkt-Patienten? Die Wissenschaftler fordern konkret auch die psychische Verfassung mit zu berücksichtigen. Sinnvolle therapeutische Strategien sowie psychotherapeutische Behandlungen oder Medikamente seien eine wichtige Säule. Nicht zu unterschätzen sei außerdem, sich regelmäßig körperlich zu betätigen, um depressiven Symptomen den Kampf anzusagen und die Erkrankung dadurch zu verbessern. Dies führe letztlich zu einer allgemeinen Verbesserung.

Quellen:

Raphael S. Peter, Andrea Jaensch, Ute Mons, Ben Schöttker, Roman Schmucker, Wolfgang Koenig, Hermann Brenner and Dietrich Rothenbacher: Prognostic value of long-term trajectories of depression for incident diabetes mellitus in patients with stable coronary heart disease. Cardiovascular Diabetology 20, 108 (2021). ). https://doi.org/10.1186/s12933-021-01298-3

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