Fußabdrücke im Sand.© IrinaBelokrylova / iStock / Getty Images Plus
Hauttrockenheit, Hornhaut, Schrunden und Risse an den Füßen sind keine Seltenheit.

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IST PH-NEUTRALE FUSSPFLEGE BESSER?

Hartnäckig hält sich die Behauptung, pH-neutrale Fußpflegeprodukte seien besser für die Haut als ihre sauren oder alkalischen Verwandten. Doch stimmt das wirklich? Eine aktuelle Studie im Auftrag des Pflegespezialisten Gerlach bringt diesen Mythos ins Wanken.

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Der natürliche pH-Wert gesunder Haut liegt im Bereich zwischen 4 und 6. Das heißt: Unsere schützende Körperhülle weist von Natur aus ein leicht saures Milieu auf. Und das ist auch gut so, denn dank ihres sogenannten Säureschutzmantels, fachsprachlich als Hydrolipidfilm bezeichnet, kann sie uns allerlei Ungemach vom Hals halten.

Bakterien, Pilze und andere Mikroorganismen, die nicht zum natürlichen Biofilm der Haut gehören und uns von außen attackieren, fühlen sich in der leicht sauren Umgebung nämlich äußerst unwohl. Das erklärt, warum uns ein stabiler Hydrolipidfilm als wesentlicher Bestandteil der schützenden Hautbarriere zuverlässig vor dem Eindringen schädlicher Keime bewahrt und für die Hautgesundheit von zentraler Bedeutung ist.

Starkes Bollwerk

Zur Erinnerung: Die menschliche Haut besteht aus drei Schichten – der Oberhaut (Epidermis), der Lederhaut (Dermis) und der Unterhaut (Subcutis). Direkten Draht zur Umwelt hat die Epidermis. Sie ist ihrerseits aus mehreren ineinandergreifenden Schichten aufgebaut, aber dennoch sehr dünn. An ihren dicksten Stellen, nämlich an den Fußsohlen und Handinnenflächen, misst die Oberhaut gerade mal zwei bis maximal vier Millimeter, an anderen Stellen, etwa im Gesicht, teilweise weniger als 0,1 Millimeter.

Die oberste Schicht der Epidermis, die Hornschicht (Stratum corneum) besteht aus verhornten Zellen, die eine erste Barriere für Schadstoffe bilden. Als sogenannte Hautbarriere muss sie einerseits den hauteigenen Feuchtigkeitshaushalt stabilisieren und die Haut andererseits vor pathogenen Mikroorganismen und Umweltschadstoffen bewahren. Um optimalen Schutz zu gewähren, ist das Stratum corneum ähnlich wie eine Mauer aufgebaut: Die ziegelartig geschichteten Hornzellen bilden das Mauerwerk, das durch Hornfette zusammengehalten wird.

Die Dichte dieses Verbundes ist eine wesentliche Voraussetzung für gesunde und widerstandsfähige Haut. Unterstützt wird die Hornschicht durch den besagten Hydrolipidfilm. Dabei handelt es sich um eine natürliche Emulsion aus Wasser und Lipiden, die unsere Haut als feine, hauchdünne Schutzschicht überzieht.

Gebildet wird der Säureschutzmantel durch die Sekrete der Schweiß- und Talgdrüsen. Seinen von Natur aus leicht sauren pH-Wert stets aufrechtzuerhalten ist enorm wichtig, damit die Haut in Balance bleibt und ihre Schutzfunktionen optimal erfüllen kann.

Sauer ist gesund

Welchen exakten pH-Wert die Haut besitzt, hängt von unterschiedlichen Faktoren – etwa vom Lebensalter und vom Geschlecht – ab, variiert von Mensch zu Mensch und zudem je nach Körperregion. Selbst am Fuß gibt es unterschiedliche pH-Zonen. Typischerweise weist die talgdrüsenfreie, dafür aber reichlich mit Schweißdrüsen ausgestattete Fußsohle (Leistenhaut) ganz andere Verhältnisse auf als der Fußrücken oder die Bereiche zwischen den Zehen.

Als grobe Faustregel gilt jedoch: Gesund ist alles, was im Normbereich zwischen pH 4 und pH 6 liegt. Von selbst versteht sich, dass Pflegeprodukte, die auf die Haut aufgetragen werden, diesen physiologischen Haut-pH-Wert nicht nachhaltig verändern sollten.

Fakt ist gleichzeitig aber auch, dass zahlreiche Cremes, Gele und Co. – entweder aus Gründen der galenischen Stabilität oder bedingt durch die verwendeten Inhaltsstoffe und ihre spezifischen Eigenschaften – abweichende pH-Werte aufweisen, sprich saurer oder basischer (alkalischer) sind als unsere Haut.

Das gilt auch für Fußpflegeprodukte. Unklar war bislang jedoch, welche Bedeutung der pH-Wert eines Fußpflegeproduktes für die Aufrechterhaltung des Hydrolipidfilms – und somit nicht zuletzt auch für die Gesundheit der Fußhaut – hat.

Gerlach will Klarheit

Beeinträchtigt Fußpflege, deren pH-Wert von dem der Haut abweicht, das Hautmilieu tatsächlich signifikant? Und spielt es für die gewünschten Pflegeziele – etwa die Erhöhung der Hautfeuchtigkeit (Hydratation) oder die Reduktion von Hautirritationen wie Rötungen und Spannungsgefühlen – überhaupt eine Rolle, welchen pH-Wert eine Fußcreme hat?

Diesen wichtigen, auch für den Beratungsalltag in der Apotheke relevanten Fragen wollte die Eduard Gerlach GmbH, einer der führenden Hersteller von Fußpflegeprodukten mit unterschiedlichsten Formulierungen und bekannt durch die Traditionsmarke GEHWOL®, wissenschaftlich auf den Grund gehen: Mit Blick auf die sehr spezifischen Milieus der ein- zelnen Hautregionen am Fuß wurde in einer von Gerlach in Auftrag gegebenen klinischen Studie erstmals untersucht, ob Fußpflegeprodukte mit differenzierten pH-Werten den Haut-pH-Wert möglicherweise nachhaltig verändern oder den Hautzustand insgesamt auf unterschiedliche Weise beeinflussen.

Die vom proderm Institut für dermatologische Forschung durchgeführte Untersuchung wurde vom International Journal of Cosmetic Science zur Publikation angenommen und im April online veröffentlicht.1

Cremen im Auftrag der Wissenschaft

An der randomisierten Doppelblindstudie nahmen 60 Probanden teil – 30 Testpersonen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes sowie 30 stoffwechselgesunde Teilnehmer. Die Probanden wurden in gleichgroße Gruppen eingeteilt und verwendeten über einen Zeitraum von vier Wochen unterschiedliche Testprodukte – mit identischen Inhaltsstoffen, aber unterschiedlichen pH-Werten: ein pH-neutrales Fußpflegeprodukt (ca. pH 6,9), eines im sauren Milieu (ca. pH 4,5) und eines im alkalischen Bereich (ca. pH 8,5).

Die Probandengruppen benutzten jeweils zwei der drei Testprodukte, das eine am linken, das andere am rechten Fuß, wobei das Eincremen morgens und abends an definierten Testarealen erfolgte: auf der Fußoberseite, der Ferse, dem Ballen sowie zwischen den Zehen.

Die Kontrollgruppe verwendete nur eines der Testprodukte, der zweite Fuß blieb unbehandelt. Der pH-Wert der Haut sowie die Hautfeuchtigkeit wurden bei allen Studienteilnehmern zu drei Zeitpunkten gemessen: vor der ersten Anwendung des Testproduktes (Tag 1), nach 14-tägiger Produktanwendung (Tag 15) sowie nach Abschluss der Anwendungszeit (Tag 29).

Im Rahmen der drei Kontrolltermine wurde zudem der dermatologische Hautstatus bewertetet – objektiv wurden Symptome wie Hauttrockenheit, Hornhaut, Schrunden und Risse sowie verschiedene Toleranzmerkmale (z. B. Rötung, Schuppung, Papeln, Pusteln, Ödeme, Bläschen, Nässen) durch einen Prüfarzt beurteilt. Darüber hinaus gaben die Teilnehmenden Auskunft über ihr Hautgefühl und mögliche Missempfindungen wie Juckreiz, Brennen, Kribbeln und Spannungsgefühle.

Rund um den pH-Wert

Die Abkürzung pH steht für potentia hydrogenii. Der lateinische Begriff bedeutet übersetzt „Stärke des Wasserstoffs“. Und genau darüber gibt uns der pH-Wert Auskunft: Er ist das Maß für die Konzentration von Wasserstoffionen in einer Lösung. Der Zahlenwert gibt die Konzentration als negativen dekadischen Logarithmus an. Die pH-Wert-Skala reicht von 0 bis 14; ein pH-Wert von 7 ist neutral. Reines Wasser weist bei 22 Grad Celsius einen neutralen pH-Wert auf, unser Blut ist mit einem pH-Wert von etwa 7,4 ganz leicht basisch. Stark basisch (alkalisch) ist bekanntlich Seife (pH 8 bis 11); Zitronensaft (pH 2 bis 3) und Cola (pH 2 bis pH 4) sind hingegen sehr saure Lösungen. Bei gesunder Haut liegt der pH-Wert im Bereich zwischen 4 bis 6 (durchschnittlich 5,5), bei Menschen mit sehr trockener Haut, Ekzemen oder Neurodermitis oft bei über 7.

Keine relevanten Unterschiede

Das zentrale und für viele überraschende Ergebnis: Die verschiedenen Hautuntersuchungen ergaben, dass die Integrität der Hautbarriere von allen drei Testprodukten bewahrt wurde, unabhängig davon, welchen pH-Wert sie aufwiesen. Das heißt: Die Fußpflegecremes hatten keinen physiologisch relevanten Einfluss auf den pH-Wert der Fußhaut. Dieser war am Ende des Untersuchungszeitraums weitgehend unverändert, unabhängig davon, ob die Studienteilnehmer das Testprodukt im sauren Milieu, das pH-neutrale oder das Präparat im alkalischen Bereich auf die Haut aufgetragen hatten.

Auch unterschieden sich die mittleren pH-Werte statistisch nicht von denen in der Kontrollgruppe, in der die Haut nicht behandelt worden war. Lediglich am Fußrücken ergab sich bei allen drei Produkten ein sehr geringer Anstieg der mittleren pH-Werte, wobei diese aber immer noch deutlich im physiologischen Normbereich der Haut lagen.

Erfreulich: Alle drei Testprodukte konnten den Hautzustand gleichermaßen verbessern – und den Feuchtigkeitsgehalt der Fußhaut erhöhen; am stärksten und statistisch signifikant war der Anstieg am Fußrücken. Die dermatologische Bewertung der Produktwirksamkeit ergab, dass sich Hornhaut, Schrunden, Risse und trockene Haut ohne Pflege im Laufe der Studie verschlimmerten, während sich der Hautzustand bei Anwendung eines der drei Fußpflegeprodukte verbesserte beziehungsweise im Fall der Hornhaut das Ausgangsniveau gehalten werden konnte.

Auch der Hautstatus verbesserte sich durch die regelmäßige Anwendung der Fußpflegeprodukte sowohl objektiv als auch subjektiv; lediglich in der Kontrollgruppe ohne Behandlung nahmen Schuppung, Hauttrockenheit und Trockenheitsgefühl zu und der Hautstatus verschlechtere sich. Trotz ihrer unterschiedlichen pH-Werte gab es bezüglich ihrer Wirksamkeit und ihres Einflusses auf den Hautzustand keinen Unterschied zwischen den drei Testprodukten.

Hohe Pufferkapazität

Fazit der Forschenden: Die Ergebnisse der Studie bestätigen die Hypothese, dass die Haut dank ihrer hohen Pufferkapazität – also der Fähigkeit, ihren Säureschutzmantel selbst zu regulieren – in der Lage ist, pH-Wert-Schwankungen kurzfristig auszugleichen. Pflegeprodukte mit leicht erhöhtem (alkalischem) pH-Wert stören demnach den sauren pH-Wert der Fußhaut nicht und beeinflussen – eine insgesamt geeignete, hochwertige Formulierung vorausgesetzt – die Hautfeuchtigkeit und den Hautstatus an den Füßen genauso positiv wie pH-neutrale Produkte oder solche mit einem pH-Wert im sauren Milieu. In ihrer Schlussfolgerung betonen die Studienautoren daher, dass der anfängliche pH-Wert einer Fußpflegecreme kein geeigneter Indikator für ihre hautpflegenden Eigenschaften ist.

Gute Empfehlung

Als PTA können Sie diese aktuellen Studienergebnisse ganz praktisch für Ihre Kundengespräche und Beratungsempfehlungen nutzen. Beispielsweise dann, wenn sich ein Apothekenkunde nach einem geeigneten Fußpflegeprodukt und dessen pH-Wert erkundigt. Erläutern Sie, dass wissenschaftlich nachgewiesen wurde, dass bei gesunder Haut, die durch kosmetische Produkte gepflegt werden kann, der pH-Wert einer Fußcreme weder Einfluss auf den natürlichen Säureschutzmantel der Haut nimmt, noch für die Wirksamkeit des Produktes von Belang ist.

Ob neutral, alkalisch oder sauer: Der pH-Wert einer pflegenden Fußcreme sagt nichts über ihre Qualität aus – vielmehr muss er sich in erster Linie an der Formulierung orientieren: am Zusammenspiel der Inhaltsstoffe im Hinblick auf ihre optimale Wirksamkeit, Verträglichkeit und Stabilität. Und da können Sie bei den Fußpflegeprodukten der Marke GEHWOL® sicher sein, eine gute Empfehlung zu geben!

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Quellen:
1
Fitzner A, Knuhr K, Brandt M, Bielfeldt S. Investigating the effect of the pH of foot care product formulations on pedal skin in diabetic and non-diabetic subjects. International Journal of Cosmetic Science. First published: 04 April 2023 (doi:10.1111/ ics.12861)

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