Wolf auf Wiese.© Pavol Klimek / iStock / Getty Images Plus
Der Wolf hält wieder Einzug in Deutschland.

Artenschutz

DER WOLF IST WIEDER DA

Früher wurden sie bis zur Ausrottung gejagt, doch seit einigen Jahren kehren die Wölfe zurück nach Deutschland. Ein Segen für die Ökosysteme, denn der Wolf ist ein wichtiges Schlüsseltier.

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Fast 100 Jahre lang gab es in Deutschland keine Wölfe mehr. Heute sind sie streng geschützt und dürfen nicht mehr geschossen werden. Seit dem Jahr 2000 breiten sie sich langsam wieder bei uns aus.

Und die Rudeltiere sind sehr wanderfreudig: Sie laufen bis zu 70 Kilometer am Tag und kommen so aus angrenzenden Ländern, wie Polen und Italien, in ehemalige deutsche Verbreitungsgebiete zurück.

Ihre Rückkehr sorgt jedoch nicht nur für Freude, sondern auch für Verunsicherung und Konflikte. Wie gefährdet sind Menschen und Nutztiere?

Wölfe sorgen für ökologisches Gleichgewicht

Im Märchen verspeisen Wölfe gerne hilflose Großmütter. In Wirklichkeit stehen zu 96 Prozent Rehe, Rothirsche und Wildschweine auf der Speisekarte. Zu diesem Ergebnis kamen Forscherinnen und Forscher des Senckenberg-Instituts in Görlitz 2012, nachdem sie über acht Jahre lang Kotproben untersuchten. Sind Nutztiere wie Schafe oder Ziegen nicht ausreichend mit Elektrozäunen geschützt, kann es auch passieren, dass sie zur Beute werden.

Der Studie zufolge machen Nutztiere aber weniger als ein Prozent der Wolfsnahrung aus. Wölfe sorgen dafür, dass die Populationen ihrer Beutetiere nicht zu groß werden und gesund bleiben, indem sie kranke und schwache Tiere fressen. Eine unkontrollierte Verbreitung von Beutetieren wie Rehen kann dazu führen, dass andere Arten, beispielsweise Pflanzen, verdrängt werden. Durch die Ausrottung der Wölfe entstand eine Lücke, die das ökologische Gleichgewicht gestört hat. 

„Als Prädatoren, also Räuber, übernehmen Wölfe eine wichtige Schlüsselrolle in Ökosystemen“.

Sie beeinflussen sogar den Verlauf des Wassers

Wie groß die Wirkung von Wölfen als Schlüsselspezies auf ihr Umfeld ist, zeigt ein Beispiel aus den USA. Im Yellowstone-Nationalpark waren Wölfe über 70 Jahre lang ausgestorben. 1995 wurden sie dort erfolgreich wieder angesiedelt, was eine trophische Kaskade auslöste: Durch die Wölfe begann die Population der Hirsche, die vorher keine natürlichen Feinde hatten, zu schrumpfen. Das Ende der Überweidung sorgte dafür, dass mehr Gräser, Sträucher und Bäume wachsen konnten. Biber und andere Tiere konnten sich ausbreiten.

Durch die Dämme der Biber entstanden wiederum Lebensräume für Vögel, Otter, Fische und Reptilien. Auch Kojoten wurden von Wölfen getötet, wodurch sich Hasen und Mäuse ausbreiten konnten, die wiederum Nahrung für mehr Greifvögel, Wiesel, Füchse und Dachse sind. Im Endeffekt veränderte sich sogar der Verlauf der Flüsse, weil sich die Vegetation stabilisierte und weniger erosionsanfällig wurde – woraufhin die Flüsse sich weniger schlängelten und sich kleinere Seen bildeten, die wiederum Lebensräume für Tiere und Pflanzen boten.

Wie ich mich einem Wolf gegenüber verhalte

Mittlerweile leben in Deutschland nach Angaben der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes für den Wolf (DBBW) 161 Rudel, 43 Paare und 21 Einzeltiere (Stand November 2022). Ein Rudel besteht in der Regel aus Mutter, Vater und drei bis acht Jungtieren. Besonders verbreitet sind sie im Osten Deutschlands. Doch was, wenn sich Mensch und Wolf begegnen? Dann wird es vor allem für die Wölfe gefährlich: Nach Angaben des DBBW wurden im Jahr 2020/2021 allein 102 Tiere durch Verkehrsunfälle getötet. Manchmal kommt es auch zu illegalem Abschuss.

Dass sich Wölfe Menschen gegenüber aggressiv verhalten haben, ist in den über 20 Jahren hingegen nicht vorgekommen. Normalerweise gehen sie Menschen eher aus dem Weg. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) empfiehlt, sich bei einer Begegnung ruhig zu verhalten und nicht wegzulaufen. Wer sich unwohl fühlt, könne sie leicht durch Klatschen oder laute Ansprache vertreiben. Viele Menschen haben aber trotzdem Vorurteile. Wer sich aktiv für den Schutz und die Akzeptanz von Wölfen einsetzen möchte, kann beim NABU zum Beispiel eine Wolf-Patenschaft übernehmen. 

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