Ein Forschteam hat kürzlich die möglichen Langzeitfolgen nach einer Grippe-Erkrankung untersucht. © subbotina / 123rf.com

Grippe | Gehirn

GRIPPE: LANGZEITFOLGEN FÜR GEHIRN MÖGLICH

Bislang sind in diesem Winter etwa 120 000 Deutsche an der Grippe erkrankt. Allein in der letzten Februarwoche wurden 35 000 neue Fälle registriert. Im akuten Stadium leidet dann auch schon mal das Denkvermögen. Aber wie sieht es mit längerfristigen Folgen für das Gehirn aus? Eine neue Studie hat eine Antwort darauf.

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Forscher der Technischen Universität Braunschweig haben gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig und der Tierärztlichen Hochschule Hannover das Lern- und Erinnerungsvermögen und die möglichen Langzeitfolgen nach einer Grippe-Erkrankung untersucht. Hierfür haben sie die Gehirnstruktur von Mäusen unter die Lupe genommen, die zuvor mit diversen Influenza-A-Virentypen infiziert worden waren. Folgende Virentypen wurden injiziert: Der H1N1-Erreger, der dem Verursacher der Spanischen Grippe, die vor 100 Jahren ausgebrochen ist, stark ähnelt, dann der H3N2-Virus, der 1968 die Hongkong-Grippe ausgelöst hat und zu guter Letzt den Subtyp H7N7, der vor allem für Vögel gefährlich ist und als Kandidat für eine mögliche Pandemie gilt.

Die Ergebnisse zeigen, dass bei den Mäusen 30 Tage nach der Infektion mit H7N7- und H3N2-Viren Einschränkungen bei Lern- und Gedächtnisaufgaben sowie strukturelle Veränderungen an den Nervenzellen festgestellt werden konnten. Erst nach vier Monaten konnten keine Veränderungen mehr gemessen werden. „Auf die Lebenserwartung eines Menschen hochgerechnet, würde der Erholungsprozess einige Jahre dauern“, erklärt die Autorin Dr. Kristin Michaelsen-Peusse. Überrascht war das Forscherteam über die Tatsache, dass auch der Stamm H3N2 Folgen hatte, obwohl der Virustyp überhaupt keine Aktivität im Gehirn zeigte. Bei dem H1N1-Virus, das ebenso wie das H3N2-Virus keine Gehirnaktivität zeigte, kam es nicht zu Langzeitfolgen.

Laut Studienleiter Professor Dr. Martin Korte ist bekannt, dass das Gehirn auf Infekte reagiert. Allerdings wurden die möglichen Folgen beziehungsweise Schäden nicht untersucht. Ältere Menschen haben sehr mit der Grippe zu kämpfen und erholen sich in der Regel nur schwer und sind auch eine lange Zeit, nachdem die Grippe ausgeheilt ist, möglicherweise noch desorientiert. Bislang nicht endgültig geklärt ist, ob Virusinfektionen als Auslöser für Krankheiten wie Alzheimer oder Depression gelten. Die Ergebnisse des Forscherteams sprechen dafür, dass sich die Menschen einer Grippeimpfung unterziehen sollten. Ob allerdings diese Impfung letztlich auch vor den möglichen Folgen schützen kann, muss noch untersucht werden.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Technische Universität Braunschweig

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