eine große Menge verschiedener Süßigkeiten
Hat man eines genascht, will man sie alle. Denn Zucker stimuliert Neuronen im Nucleus tractus solitarii. © Comstock / iStock / Gett Images Plus

Ernährung | Nervensystem

ZUCKER SCHREIT NACH MEHR

Wer kennt es nicht - man wollte nur ein Stückchen Schokolade essen und plötzlich ist die Tafel weg. Forscher der Columbia University in New York haben herausgefunden, dass Zucker vom Darm aus Hirnneuronen anspricht, die das Verlangen nach Süßem steigern.

Seite 1/1 1 Minute

Seite 1/1 1 Minute

Die Wissenschaftler um Hwei-Ee Tan entdeckten, dass wir nicht nur im Mund Sinneszellen für süßen Geschmack besitzen. Der neu entdeckte Signalweg setzt erst später in der Verdauung ein. Im Darm aktiviert Zucker Vagus-Nervenzellen, die den Hirnstamm darüber informieren, dass Zucker verzehrt wurde. Dort verstärkt das Signal das Verlangen nach Süßem. Besonders interessant für Diabetiker: Weder Süßstoff noch die Geschmacksempfindung der Zunge stimulieren diese Nervenzellen.

Zu dieser Beobachtung haben Labormäuse beigetragen. Die Forscher boten ihnen gesüßtes Wasser an, zum einen mit Glucose, zum anderen mit Acesulfam-K als Süßungsmittel. Zunächst gaben die Nager keinem Getränk den Vorzug, nach zwei Tagen jedoch wollten sie nur noch das Zuckerwasser. Auch Mäuse, denen die süßen Geschmacksrezeptoren im Mund fehlten, bevorzugten die Glucoselösung. Selbst, wenn die Mäuse die Flüssigkeit gar nicht tranken, sondern direkt in den Darm verabreicht bekamen, verlangten sie nach dem Zuckerwasser. Auch die Aktivierung der Neuronen im Nucleus tractus solitarii (NTS) konnten Tan und sein Team nach dem Zuckerverzehr nachweisen, nach dem Trinken der Acesulfam-K-Lösung hingegen nicht. Durchtrennten sie die Nervenbahn, die vom Darm zum NTS führt, reagierten die dortigen Neuronen auch nicht mehr auf das süße Wasser.

Diese Erkenntnisse sollen nun der Diabetesvermeidung und der Entwicklung neuer Süßstoffe dienen, die das Verlangen nach Zucker sogar drosseln sollen.

Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

Quelle: Wissenschaft aktuell

×