Zwei Hände halten die Welt, die einen Mundschutz trägt, auf dem Coronavirus steht
Das Coronavirus hält die Welt in Atem. © nito100 / iStock / Getty Images Plus

Coronavirus | Verhalten

WAS TUN BEI VERDACHT AUF CORONAVIRUS?

Immer neue Fälle und immer neue Nachrichten rund um das neuartige Coronavirus - auch in Deutschland. Was man beachten sollte und wohin man sich wenden kann – und: Was kann die Apotheke vor Ort für Ihre Kunden tun?

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Nach dem Auftreten von Erkrankungen an dem neuartigen Coronavirus in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen mahnt der Freiburger Virologe Hartmut Hengel, Infektionsketten möglichst zu unterbinden oder zumindest zu unterbrechen. „Das gelingt, wenn schnelle Erstdiagnosen gestellt und dann Weitergaben des Virus durch Isolation der Patienten verhindert werden“, sagte der Leiter des Instituts für Virologie der Universität Freiburg der Deutschen Presse-Agentur. Es muss vermieden werden, dass Menschen mit Beschwerden die Kliniken stürmen und das Personal anstecken, das dann wiederum weitere Patienten infizieren könnte. Ein solcher Dominoeffekt sei fatal und könne durch das strikte Befolgen der Hygiene- und Pandemiepläne mit Vorgaben für jede Eskalationsstufe vermieden werden. „Die Kapazitäten der Krankenhäuser sind nicht nur beim Personal endlich, sondern auch bei Medikamenten, Betten und Beatmungsgeräten.“ Das Risiko einer schweren Lungenerkrankung sei für die Mehrheit der Bevölkerung sehr gering, schwere Verläufe bei Menschen ohne Risikomerkmale seien Ausnahmen.

Das Robert Koch-Institut informiert
Anzeichen einer Infektion sind Beschwerden wie Husten und Schnupfen, Halskratzen und Fieber, manchmal auch Durchfall. Damit ist es für Laien unmöglich, die durch den Virus ausgelöste Krankheit Covid-19 von der regulären Grippe oder einem grippalen Infekt zu unterscheiden, erklärt Oliver Witzke, Direktor der Klinik für Infektiologie der Universitätsmedizin Essen.
Doch die Gefahr, sich in Deutschland mit Grippe- und Erkältungsviren anzustecken, ist nach wie vor ungleich höher als eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus. Besondere Verhaltensregeln gelten daher nur bei Menschen, die Kontakt zu einer Person hatten, die mit dem Virus infiziert ist, die sich in einem der vom RKI definierten Risikogebiete aufgehalten haben oder die in einem Gebiet unterwegs waren, in dem Fälle von Covid-19 aufgetreten sind. Wer Kontakt zu Infizierten hatte, sollte sich unabhängig vom Auftreten von Symptomen bei seinem Gesundheitsamt melden – es ist der erste Ansprechpartner.
Gleiches gilt für Reisende aus Risikogebieten, bei denen Symptome auftreten. Alle anderen wenden sich an das Amt oder den Hausarzt, der bei Verdacht auf Sars-CoV-2 eine Laboruntersuchung veranlassen kann. Bitte vor einem Besuch in der Praxis anrufen - wenn möglich - auch bei einem Verdacht auf Grippe. Denn auch da ist die Gefahr groß, andere Patienten im Wartezimmer anzustecken.
Wer einen begründeten Verdacht hat, mit Sars-CoV-2 infiziert zu sein, sollte als Vorbeugemaßnahme unnötige Kontakte meiden und zu Hause bleiben - wie auch bei der Grippe. Wichtig außerdem, und zwar für alle: Gute Handhygiene, also regelmäßiges Waschen mit Seife, ein bis zwei Meter Sicherheitsabstand von kranken Menschen, sowie richtiges Husten und Niesen - in die Armbeuge also. Atemmasken sind für gesunde Menschen nicht nötig. Und auch ständiges Desinfizieren der Hände ist laut Witzke überflüssig. Zurzeit kämpfen die Server des RKI mit den hohen Zugriffszahlen auf ihre Seite www.infektionsschutz.de. An dem Problem wir aber gearbeitet.

Was sagt die Bundesregierung?
Mit der Ausbreitung des Coronavirus in Italien und den neuen Fällen in Deutschland ist nach Einschätzung der Bundesregierung eine „neue Situation“ entstanden. Bisher sei es gelungen, einzelne Infizierte zu isolieren und zu behandeln und somit eine Ausbreitung zu verhindern. Die Regierung bereite sich aber auf eine mögliche Zunahme der Fallzahl vor. Eine Expertengruppe mehrerer Bundesministerien wollte dazu am Mittwoch erneut im Kanzleramt zusammenkommen, wie ein Regierungssprecher mitteilte. Mit den Gesundheitsbehörden vor Ort werde geprüft, welche Maßnahmen nötig seien, um die Viruszirkulation einzudämmen. So würden etwa Risikogruppen identifiziert, sagte eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums. Das RKI werde fortan alle zwei Tage die Öffentlichkeit per Pressebriefing unterrichten. Die in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg wegen der dortigen Fälle eingerichteten Krisenstäbe würden vom Gesundheitsressort und dem RKI unterstützt.

Menschen suchen Rat in der Apotheke
„Wir haben seit Wochen, aber besonders in den letzten Tagen großen Beratungsbedarf festgestellt“, sagte Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein. Besonders die Nachfrage nach Mundschutzmasken sowie Flächen- und Hand-Desinfektionsmitteln sei stark gestiegen. Masken seien bundesweit kaum noch verfügbar, sagte Preis. Eine Maske schütze in den meisten Fällen aber ohnehin nicht vor einer Infektion. Lediglich bei Fachpersonal und Menschen, die selbst erkrankt sind, könne ein Mundschutz sinnvoll sein. Menschen, die vorsorgen wollen, riet Preis zu einer Grippeschutzimpfung. Wenn im schlimmsten Fall Grippe und Coronaviruserkrankung zusammenkämen, sei das eine besonders starke Belastung für den Organismus.
Auch die ABDA informiert: „Atemmasken werden derzeit verstärkt nachgefragt“, sagte ein Sprecher gestern in Berlin. Das sei schon seit Tagen zu beobachten. Für die Menschen in Deutschland sei es aber nicht nötig, im Alltag Atemmasken zu tragen, betonte die Apothekervereinigung. Ein einfacher Mund-Nasen-Schutz, wie ihn Ärzte bei medizinischen Eingriffen nutzen, schütze nicht zuverlässig vor einer Ansteckung mit dem neuen Virus Sars-CoV-2. „Sie sind dafür konzipiert, die Umwelt vor einem infizierten Träger zu schützen“. Atemschutzmasken mit eingebautem Filter seien wirksamer, aber für medizinisches Personal gedacht und unangenehm zu tragen. „Sie sind für den Alltag nicht zu empfehlen“. Wer sich vor Infektionen mit Atemwegserkrankungen schützen wolle, solle auf Handhygiene achten, also häufig und gründlich die Hände waschen. Auch gelte es, einen „Höflichkeitsabstand“ zu anderen Menschen im öffentlichen Raum einhalten.

Quelle: dpa

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