Eine Hand hält einen ausgeschnittenen Kopf aus Papier in den Händen.© ThitareeSarmkasat / iStock / Getty Images Plus
Bei der Epilepsie sind das Gehirn oder einzelne Hirnbereiche übermäßig aktiv, was epileptische Anfälle auslösen kann.

Therapeutische Breite

NEUE EPILEPSIE-TESTMETHODE

50 Millionen Menschen weltweit leiden an Epilepsie, etwa 500 000 Menschen in Deutschland. Forschende haben nun eine Testmethode entwickelt, um die Therapieerfolge von Betroffenen zu messen. Die Hoffnung: eine präzisere Reaktionsmöglichkeit bei der Behandlung der Krankheit.

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Die medikamentöse Behandlung von Epilepsie ist eine Gratwanderung. Die Dosis muss sehr genau auf den jeweiligen Patienten eingestellt sein. Professor Dr. Pablo Sinues von der Universität Basel und dem Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB) erklärt: „Ein bisschen zu wenig, und es wirkt nicht, ein bisschen zu viel, und es wird toxisch.“

Gemeinsam mit Kollegen des Universitätsspitals Zürich (USZ) hat er zweieinhalb Jahre lang nach einer Möglichkeit gesucht, wie die Medikamente von Epilepsie-Patienten möglichst genau dosiert werden können. Dazu benutzten sie einen Atemtest.

Atemtest mit Erfolg

Mithilfe der Ergebnisse wollen die Forschenden erkennen, ob die Wirkstoffe in den richtigen Konzentrationen im Körper vorhanden sind und ob sie den gewünschten Einfluss auf die Krankheit haben. Dazu bestimmten die Forscher den Gehalt von Valproinsäure im Atem.

Der Vorteil von einem Atemtest ist, dass die Kontrolle nicht über eine Blutprobe geschieht. Bei Kindern zum Beispiel kann das immer auch ein Stressfaktor sein. Außerdem muss nicht erst eine Probe in ein Labor geschickt werden, sondern die Resultate sind sofort verfügbar. Das ist wichtig, weil sich der Stoffwechsel junger Patienten oft verändert und sie deswegen eine ständige Anpassung ihrer Medikamente benötigen. Sinues beschreibt den Test:

„Sie können es sich vorstellen wie den Alkoholtest, wenn die Polizei Sie beim Autofahren aus dem Verkehr nimmt.“

Der Atemtest war ein Erfolg: Sowohl bei den jungen Patienten am UKBB als auch bei der erwachsenen Referenzgruppe am Universitätsspital Zürich führten die Atemtests zu den gleichen Resultaten wie die konventionellen Blutuntersuchungen. Im Gegensatz zu Blutuntersuchungen gibt die Methode noch weitere Informationen zum Stoffwechsel der Betroffenen, die die Ärzte für die Therapie nutzen können.

Die neue Technologie liefert sofort Informationen darüber, wie erfolgreich die angewendete Therapie verläuft. Entsprechend schnell können Ärzte reagieren, wenn das Medikament anders dosiert werden muss.

Noch kann die Technik nicht flächendeckend angewendet werden, doch das ist das Ziel der Forschenden.

Quellen:
https://www.deutschesgesundheitsportal.de/2021/08/04/mit-atemtest-zur-richtigen-therapie-bei-epi-lepsie/?indication=

Alexandre N. Datta, Pablo Sinues et al.: „Personalised therapeutic management of epileptic patients guided by pathway-driven breath metabolomics“, Communications Medicine, 2. August 2021. www.nature.com/articles/s43856-021-00021-3

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