Eine Frau, die sich morgens im Bett streckt
Ausgeschlafen fühlen sich viele nur am Wochenende. © Prostock-Studio / iStock / Getty Images Plus

Alzheimer | Ursachenforschung

SCHLAFMANGEL FÖRDERT PROTEINABLAGERUNGEN IM GEHIRN

Schlaf ist wichtig. Wer dauerhaft zu wenig davon bekommt, erkrankt vielleicht sogar eher an Alzheimer als Menschen mit ausreichend Schlaf. Zu diesem Schluss kamen schwedische Forscher – unter Vorbehalt.

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Im Schlaf wird aufgeräumt – zumindest in unseren Körperzellen. Was kaputt ist, kommt weg. Auch das Gehirn wird mit dem eisernen Besen durchgefegt: Die Wissenschaftler aus Uppsala richteten ihr Augenmerk besonders auf die Eiweiß-Bruchstücke, die als Verursacher von Alzheimer gelten und sich an Gehirnzellen anlagern. Es klingt paradox, dass man sich dafür 15 junge Männer suchte, die im Schnitt 22 Jahre alt waren. Und doch konnte man bei ihnen besonders gut beobachten, was sich bei Schlafmangel in ihrem Gehirn zum schlechteren wendete. Denn ausgeschlafen funktionierte der natürliche Reinigungsmechanismus des Schlafes bei ihnen hervorragend.

In einer ersten Studienphase wurden die Probanden aufgefordert, ihren gewohnten Schlafrhythmus beizubehalten. Im zweiten Abschnitt mussten sie dann auf Schlaf verzichten – jede zweite Nacht blieben sie wach. Ein typischer Biomarker für die Entstehung der Alzheimer-Krankheit sind die Tau-Proteine: Ihre Konzentration nach Schlafmangel war um über 17 Prozent höher als nach einer normalen Nacht. Dadurch kann das Protein funktionslos werden, der Nährstofftransport zu den Nervenzellen ist nicht mehr ausreichend gesichert.

Ein weiterer Biomarker, der untersucht wurde, war das Amyloid beta. Die im Körper natürlich vorkommenden Proteine können im gesunden Gehirn problemlos gespalten und abgebaut werden. Bei Alzheimerkranken ist dieser Stoffwechselvorgang jedoch gestört und die Eiweiße sammeln sich als langkettige, giftige Oligomere an. Ihre Werte blieben auch nach durchwachten Nächten konstant.

Ob Schlafmangel tatsächlich die Entstehung von Alzheimer begünstigt, konnte in der Mini-Studie nicht festgemacht werden – jedoch dass er eine mögliche Schädigung des Gehirns verursacht. Die Wissenschaftler betonen, dass die Ergebnisse in größeren Kohorten geprüft werden müssen, auch hingehend der Bedeutung für einen längerfristigen Schlafmangel und Störungen im zirkadianen Rhythmus, beispielsweise bei Schichtarbeitern. Übrigens: Morbus Alzheimer ist nur eine Form der Demenz, die mit strukturellen Veränderungen im Gehirn einhergeht. Im Sprachgebrauch werden beide Begriffe jedoch häufig synonym verwendet.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: apotheke adhoc

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