eine Hand voll Gel
Eine Hand voll Gel und schon bekommt der Patient wieder besser Luft? © BogdanV / iStock / Getty Images Plus

Beatmung | Neuer Forschungsansatz

SALBE LÄSST DIE HAUT ATMEN

Der Entwickler nennt es selbst „eine verrückte Idee“: Eine Salbe, die die Sauerstoffaufnahme der Haut erhöht. Das könnte Corona-Kranken in der kritischen Phase helfen, falls nicht genügend Beatmungsgeräte zur Verfügung stehen sollten.

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Manchmal muss man einfach krumm denken. Das dachte sich auch der Biophysiker Lars Kaestner an der Universität des Saarlandes. Also versammelte er ein Team um sich, um der Frage nachzugehen, welches Mittel die Sauerstoffaufnahme der Haut drastisch verbessern könnte. Üblicherweise nimmt diese nur 0,4 Prozent des benötigten O2-Bedarfs auf, den Rest erledigt die Lunge. Gelänge es hingegen, eine Salbe auf Basis von Fluorkohlenwasserstoffen zu entwickeln, könnte die Sauerstoffaufnahme unter Umständen zwanzig Mal höher sein. „Eine Steigerung auf etwa zehn Prozent der üblichen Sauerstoffversorgung könnte intensivmedizinisch zu versorgenden Patienten, wie aktuell zum Beispiel an Covid-19 erkrankten Menschen, helfen, die kritische Phase zu überleben“, erläutert Lars Kaestner. Beatmungsgeräte bleiben sicherlich die erste Wahl, um diese Patienten mit Sauerstoff zu versorgen. „Aber in vielen Ländern dürfte es auch mittelfristig nicht genügend Beatmungsgeräte geben, um alle schwer verlaufenden, beatmungspflichtigen Covid-19-Fälle zu behandeln.“

Zuerst wollen Kaestner und seine Kooperationspartner nun herausfinden, ob die Annahme stimmt: Nämlich, dass ein Gel oder eine Emulsion aus Fluorkohlenwasserstoffen die gewünschten Erfolge bringt. Zu den Fluorkohlenwasserstoffen zählt auch Teflon; in kürzeren Ketten oder Ringen sind die Substanzen flüssig und können auf die Haut aufgebracht werden. Zunächst soll im Tierversuch getestet werden, dann folgen Experimente mit gesunden, freiwilligen Probanden. Schritt drei wäre dann der Test mit Beatmungspatienten. Diese Tests werden natürlich eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Da die beteiligten Substanzen aber allesamt unbedenklich sind, könnten die Testphasen allerdings recht schnell abgeschlossen sein; Ergebnisse erwartet Kaestner in circa einem halben Jahr.

Da er seine Idee selbst für ein wenig verrückt hält, hat er den Projektantrag bei der Volkswagen-Stiftung eingereicht. Es gibt hier eine Förderrichtlinie mit dem Titel „Off the beaten track“, das heißt übersetzt „Abseits ausgetretener Pfade“. Und so etwas brauch es gerade in Krisenzeiten.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Deutsches Gesundheitsportal

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