Augen einer schwarzen Katze© Kech/ iStock / Getty Images Plus
Die Angst vor Freitag, dem 13. wird offiziell als Paraskavedekatriaphobie bezeichnet. Wann Aberglaube zur Angststörung wird.

Paraskavedekatriaphobie

KANN DIE ANGST VOR FREITAG, DEM 13., KRANKHAFT SEIN?

Ein leichtes Unbehagen beim Blick auf die 13 im Kalender ist nicht schlimm. Doch wenn man an dem Tag das Haus nicht mehr verlässt, dann steckt vielleicht mehr dahinter. Eine Fachmann klärt auf.

Seite 1/1 3 Minuten

Seite 1/1 3 Minuten

Es ist einer der meist verbreiteten Aberglauben: Freitag, der 13., sei ein Datum, an dem Unglück droht. Zum womöglichen Ursprung des Aberglaubens ließen sich Bücher füllen. Die praktischen Auswirkungen sind für die meisten: ein zartes Lächeln über diesen Mythos. Für manche aber entstehen daraus echte Ängste.

Der Forscher Lukasz Stasielowicz erklärt im Interview, was dahinterstecken kann – und gibt einen Tipp, um dagegen anzugehen.

Herr Stasielowicz, es gibt einen interessanten Begriff – die Paraskavedekatriaphobie. Das soll die krankhafte Angst vor Freitag, dem 13., beschreiben. Kann dieser in unserer Kultur verbreitete Aberglaube solche Züge annehmen?

Lukasz Stasielowicz: Viele Psychotherapeuten und viele Kliniker würden vermutlich sagen, dass dies keine Kriterien für eine Phobie erfüllt. Denn wenn Sie an Phobien denken, dann ist das zum Beispiel die Angst vor Schlangen oder Blut.

Betroffene wollen das Objekt dann vermeiden, weil sie wirklich Angst davor haben, auch wenn sie nur Bilder davon oder das Wort sehen. Sie fühlen sich schlecht, zeigen körperliche und psychische Reaktionen.

Sie versuchen, das Objekt zu vermeiden. Vor Freitag, dem 13., kann man sich nicht verstecken. Der Tag wird ja kommen.

Die Kriterien einer Phobie erfüllt dieses Phänomen aus ihrer Sicht also nicht?

Stasielowicz: Wir haben in der Psychologie zwei Klassifikationssysteme, das ICD-System der Weltgesundheitsorganisation WHO und das DSM-System der American Psychiatric Association. Und wenn man sich diese Bücher anschaut, in denen wirklich viele Störungen aufgezählt werden, dann stellt man fest: Es gibt dort keine Phobie, die so heißt.

Natürlich könnte es vorkommen, dass Menschen wirklich starke Angst empfinden und zum Beispiel am Freitag, dem 13., das Haus nicht verlassen oder für diesen Tag keine Termine machen wollen. Das könnte dann aber eher ein Hinweis darauf sein, dass es vielleicht andere psychische Störungen gibt. Es wäre zum Beispiel möglich, dass der Betroffene bestimmte Zwangsstörungen hat, die sich auch durch Furcht und Vermeidungsstrategien im Zusammenhang mit diesem Tag zeigen.

Da es hier viele potenziell ursächliche Störungen gibt, müsste man das aber im Rahmen einer professionellen klinischen Diagnostik abklären lassen.

Man könnte also sagen: Eine gewisse Furcht wegen des Aberglaubens, dass Freitag, der 13., ein Unglückstag ist, ist erst mal nicht schlimm. Doch wenn es mit zwanghaften Verhaltensweisen einhergeht, wird es womöglich bedenklich. Was hilft denn, wenn einem die Angst vor diesem Tag tatsächlich Probleme macht?

Stasielowicz: Wenn es extrem ist, sollte man sich professionelle Hilfe suchen. Was aber häufig schon im Alltag hilft und auch von Psychotherapeuten gern genutzt wird, sind Wochenprotokolle. Man schreibt also auf: Was war positiv heute, was negativ? Das führt oft dazu, dass die Leute merken: Ich habe nicht nur negative Sachen erlebt. Das könnte man auch im Kontext von Freitag, dem 13., nutzen.

So würde man vielleicht feststellen: Am Freitag, dem 13., ist nichts Negatives passiert, aber an anderen Tagen schon. Damit kommt man zu der Erkenntnis, dass es kein solches Muster gibt und der 13. nicht schlimmer oder besser ist als jeder andere Tag.

Zur Person

Dr. Lukasz Stasielowicz arbeitet am Institut für Psychologie der Universität Osnabrück. Seine Schwerpunkte sind Forschungsmethodik, Diagnostik und Evaluation. Er hat unter anderem dazu geforscht, warum manche Menschen an Verschwörungstheorien glauben und andere nicht.

Quelle: dpa

×