Der Hefepilz wurde erstmals bei einem Patienten in Japan als Erreger einer Pilzerkrankung des äußeren Gehörganges nachgewiesen. Mittlerweile findet er sich als humanpathogener Keim in vielen Krankenhäusern. © bacho12345 / 123rf.com

Nosokomiale Infektion | Pilzinfektion

LEBENSGEFÄHRLICHER HEFEPILZ

Candida auris grassiert bereits durch die Krankenhäuser von Großbritannien, den USA und Indien. Die US-Gesundheitsbehörde CDC stufte den Hefepilz vor kurzem als „ernste globale Gesundheitsbedrohung“ ein. Experten in Deutschland mahnen zu erhöhter Aufmerksamkeit, warnen jedoch auch vor unnötiger Panikmache.

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Hefen oder Hefepilze finden sich überall. Wir nutzen sie sogar: In der Herstellung von Lebensmitteln (z.B. Backwaren), Bier, Wein oder Tierfutter haben sie einen festen Platz. Als Bestandteil der gesunden Hautflora sind sie meist nur vorübergehende „Gäste“. Finden sie allerdings günstige Bedingungen vor, vermehren sie sich auch gern und führen beispielsweise zur Ausbildung von Schuppen auf der Kopfhaut. Diese lästigen Ärgernisse sind aber meist harmlos und durch entsprechende Antimykotika schnell und sanft behandelbar. Anders sieht es mit fakultativ humanpathogenen Hefen aus, zu denen auch Candida auris zählt. Eine Besiedelung mit diesem Pilz löst beim gesunden, immunstarken Organismus keine Infektion aus. Bei immungeschwächten Personen beispielsweise unter einer abwehrbeeinträchtigenden Therapie oder nach einer Operation kann eine Infektion allerdings zu schweren Harnwegs- und Wundinfektionen mit Sepsis führen – bis hin zum Tod.

Bei einer Infektion, die sich ein Patient beispielsweise nach einer Operation im Krankenhaus zuzieht, spricht man von einer erworbenen oder nosokomialen Infektion. Solche Krankenhauserreger und -infektionen sind bereits bekannt und gefürchtet: Multiresistente Keime wie MRSA oder auch Infektionen mit Clostridium difficile führten bereits zu Schlagzeilen. Seit letztem Jahr tritt nun auch vermehrt Candida auris auf. Der Hefepilz wurde 2009 erstmals in Asien nachgewiesen, seitdem breitet er sich rasend schnell in den Krankenhäusern aus. Das besonders Tückische dieser Hefe: Mit Standard-Laboruntersuchungen ist er schwer nachweisbar und er ist gegen fast alle antimykotischen Arzneistoffe zur Behandlung gängiger Candida-Infektionen resistent. Die US-Gesundheitsbehörde CDC registrierte bisher eine Sterberate von 40 bis 60 Prozent, wobei man nicht hundertprozentig prüfen kann, ob die schwerkranken Patienten an den Folgen eines Candida auris-Befalls verstorben sind.

Auch deutsche Experten sehen noch kein eindeutiges Risikoprofil, bislang wurden nur Einzelfälle gemeldet. Jedoch ist es wichtig, den Pilz frühzeitig zu erkennen, das Robert-Koch-Institut bittet um Einsendung von Isolaten an das NRZMyk (Nationale Referenzzentrum für invasive Pilzinfektionen).
Seit dem Auftreten des Hefepilzes wird zudem weltweit nach einem Arzneistoff zum Einsatz gegen den resistenten Candida auris geforscht. Das Genom gilt bereits als entschlüsselt, wobei verschiedene Stämme identifiziert werden konnten. Auch wurden bereits erste Studien zur Testung neuer Wirkstoffverbindungen veröffentlicht.

Farina Haase, Volontärin, Apothekerin

Quelle: Ärzteblatt

 

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