Eine Schwangere liegt auf dem Sofa, auf ihrem Bauch hat sie eine Tasse abgestellt.
Koffein gehört für viele Frauen zum Alltag. Inwieweit sollten sie während der Schwangerschaft darauf verzichten? © Eva Blanco / iStock / Getty Images Plus

Koffein | Studie

KEIN KAFFEE IN DER SCHWANGERSCHAFT?

In der Schwangerschaft gelten besondere Regeln, was die Ernährung angeht – schließlich möchten werdende Mütter ihr Kind vor Schadstoffen schützen. Wie steht es dabei um Koffein? Eine neue Studienauswertung hat den Wachmacher untersucht.

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Professor Jack E. James, Psychologe an der Universität Reykjavik, wertete über 1200 Beobachtungsstudien aus, die einen Zusammenhang zwischen dem Koffeinkonsum von werdenden Müttern und Effekten auf die Schwangerschaft untersuchten. Daraus leitet er eine strikte Empfehlung ab: Koffein meiden.

In diesen Studien häuften sich laut James Hinweise darauf, dass der Genuss von koffeinhaltigen Nahrungsmitteln in der Schwangerschaft und auch schon während der aktiven Kinderwunschphase schädliche Auswirkungen auf das ungeborene Kind hätten.

  • Fehl- und Totgeburten,
  • ein geringes Geburtsgewicht oder Fehlentwicklungen des Fetus,
  • Leukämie im Kindesalter sowie
  • Übergewicht oder Adipositas im Kindesalter

gingen laut dieser Beobachtungsstudien eindeutig auf Koffeinkonsum zurück, sogar Dosis-Wirkungs-Effekte seien herausgearbeitet worden. Lediglich für Frühgeburten habe es keine ausreichenden Anhaltspunkte gegeben. Außerdem sei kein Schwellenwert für Koffein erkennbar, unter dem der Genuss unbedenklich sei.

Daraus leitet James die Empfehlung ab, auf Kaffee und andere koffeinhaltige Genussmittel während Schwangerschaft und Kinderwunsch vollständig zu verzichten. Auch hofft er auf eine Überarbeitung der aktuellen Empfehlungen durch Fachgesellschaften wie das American College of Obstetricians and Gynecologists, das Dietary Guidelines Advisory Committee und der European Food Safety Authority.

Namhafte Fachgesellschaften empfehlen derzeit, 200 Milligramm Koffein am Tag während der Schwangerschaft nicht zu überschreiten. Dies entspricht etwa 500 Millilitern (mL) Kaffee, 1,8 Litern (L) schwarzem Tee oder 2,5 L Cola.

Einschränkungen
Die Studien, die James auswertete, sind allesamt Beobachtungsstudien, keine placebokontrollierten klinischen Studien – diese verbieten sich an Schwangeren aus ethischen Gründen. So ist es möglich, dass Faktoren wie Alkoholkonsum oder Rauchen die Ergebnisse verfälschen. Theo Dingermann, Professor für Pharmazie an der Goethe Universität Frankfurt, gibt außerdem zu bedenken, dass man nicht aufgrund einer einzelnen Studie die Empfehlungen für Schwangere ändern solle. „Wenn dies jedoch bei Schwangeren ein schlechtes Gewissen oder gar Angst induziert, ist dieser Rat kontraproduktiv“, kommentiert er.

Diese Publikation könnte Schwangere stark verunsichern. Das sollte jedoch nicht sein.

Hier finden Sie weitere aktuelle Artikel zum Thema Schwangerschaft:
Antiepileptika bei Schwangeren
Das steckt hinter stechenden Schmerzen in der Schwangerschaft 
Herausforderung: Säuglings- und Müttersterblichkeit senken 

Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

×