Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit verläuft zwar meistens harmlos, jedoch sind Infizierte hochansteckend. Um sich vor einer Ansteckung zu schützen, sollte enger körperlicher Kontakt vermieden werden. © Romolo Tavani / 123rf.com

Viruserkrankungen

HAND-FUSS-MUND-KRANKHEIT – EIN GANZJÄHRIGES ÜBEL

Es gibt ein paar Krankheiten, von denen hat man zwar schon einmal gehört, man bekommt sie aber erst dann, wenn man Kinder hat, die Kindergarten oder Schule besuchen. Eine sehr weit verbreitete Infektionskrankheit, die auch gerne scherzhaft Maul-und Klauenseuche genannt wird, obwohl sie nichts mit der Huftiere betreffenden Krankheit zu tun hat, ist die Hand-Fuß-Mund-Krankheit, oder kurz: HFMK.

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Was sind das für kleine Pusteln am und im Mund? Eine allergische Reaktion? Etwa Windpocken? Ein kurzer Blick auf die Hände verrät: nein, nur wieder einmal die Hand-Fuß-Mund-Krankheit. Da es keine bundesweite Meldepflicht für die Viruserkrankung gibt, existieren keine genauen Zahlen über die Infektionsfälle. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts werden pro Jahr etwa 80 000 bis 140 000 Diagnosen in Deutschland gestellt. Auslöser sind vor allem Enteroviren, im Besonderen Coxsackieviren. Es handelt sich um unbehüllte RNA-Viren, die relativ unempfindlich auf Umwelteinflüsse reagieren. Da der Mensch das einzige Reservoir darstellt, sind die Viren an dessen Körperfunktionen angepasst, sie überleben sogar Magensäure (säurestabil bis ca. pH 3). Allerdings liegt hier auch der Vorteil, sodass eine Infektion nur sehr selten mit ernsthaften Komplikationen einhergeht – wer tötet schon freiwillig seinen einzigen Lebensraum?

Ansteckungsgefahr hoch! In den meisten Fällen sind Kinder unter zehn Jahren betroffen, selten Erwachsene, jedoch sind immungeschwächte Personen jedes Alters gefährdet. Eine Übertragung erfolgt von Mensch zu Mensch vor allem auf fäkal-oralem Weg oder durch Schmierinfektionen. Das bedeutet durch Kontakt mit kontaminierten Oberflächen, Stuhl oder Körperflüssigkeiten wie Speichel oder Sekret aus den Bläschen. Gerade in den ersten Tagen nach einer Infektion spielt aber auch die Tröpfcheninfektion in Form von Niesen oder Husten eine Rolle. Hat man sich den Virus dann eingefangen, kann es bis zum Ausbruch der Krankheit unterschiedlich lang dauern. In der Regel liegt die Inkubationszeit zwischen drei und zehn Tagen, erste Symptome können aber auch zwischen 1 und 30 Tage auftreten. Bricht die Krankheit dann aus, besteht vor allem während der ersten Woche eine hohe Ansteckungsgefahr. Insbesondere dann, wenn kontagiöse Bläschen an Händen, Füßen oder im Mundbereich vorliegen. Zu beachten ist außerdem, dass die Viren auch noch wochenlang nach Abklingen der Symptomatik über den Stuhl ausgeschieden werden (besondere Hygienemaßnahmen beim Windelwechseln). Ein generelles Kindergarten- oder Arbeitsverbot kann allerdings nicht ausgesprochen werden, die Einzelentscheidung sollte vom behandelnden Arzt getroffen werden.

Typisches Beschwerdebild?! Bevor die bekannten Bläschen an Mund und Fuß aufblühen, treten eher allgemeine Beschwerden auf: Fieber, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Bindehautentzündung, Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen können viele Auslöser haben. Nach circa ein bis zwei Tagen kommen dann die typischen Hautveränderungen hinzu: gefüllte Bläschen an Zunge, Zahnfleisch und um den Mund (Aphten), rötliche, nicht juckende Flecken und Knötchen an den Handinnenflächen und den Fußsohlen, selten auch an Ellenbogen oder im Genitalbereich. Der Großteil der Infektionen (über 80%) verläuft jedoch asymptomatisch oder nur unter Beteiligung einzelner Punkte. Aber auch der „klassische“ Krankheitsverlauf ist normalerweise mild und heilt innerhalb einer Woche von selbst ab. Dennoch können, wenn auch sehr selten, lebensbedrohliche Komplikationen auftreten. Das Risiko einer Meningitis, Enzephalitis oder einer polioartigen Lähmung ist für Neugeborene in den ersten beiden Lebenswochen am höchsten. Infizieren sich Schwangere mit dem Virus, zeigt sich in den meisten Fällen ebenfalls ein milder Verlauf. Bei einer akuten Infektion während der Geburt, kann das Virus allerdings auf das Baby übertragen werden.

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HFMK oder nicht? Appetitlosigkeit, Halsschmerzen, Fieber – vor allem zu Beginn der Erkrankung denkt man nicht sofort an HFMK. Treten die charakteristischen Bläschen an Mund, Händen und Füßen auf, kann eine Diagnose dann aber vergleichsweise einfach gestellt werden und bedarf in der Regel keiner Labordiagnostik (Blutabnahme, Anlegen einer Kultur, PCR). Scharlach, Windpocken, Stomatitis aphtosa (Mundfäule), Mandelentzündung, Soor, Pfeiffersches Drüsenfieber oder Herpesinfektionen, die mit einer ähnlichen Symptomatik einhergehen, können spätestens dann ausgeschlossen werden. Das oft scherzhaft verwendete Synonym „Maul- und Klauenseuche“ bezeichnet zwar auch eine Virusinfektion, betrifft aber vor allem Huftiere und wird von einem anderen Virus übertragen. Bei Landwirten, die eng mit Kühen oder Schafen zusammenarbeiten, sollte man dennoch auch an diese Infektionskrankheit denken.

„Weit verbreitet, stark ansteckend, aber harmlos“ Gegen HFMK existiert keine ursächliche Therapie, so kann lediglich eine symptomatische Behandlung zu einer Linderung der Beschwerden beitragen, die Krankheitsdauer aber nicht beeinflussen. Je nach Ausprägung können fiebersenkende Säfte oder Tabletten mit den Wirkstoffen Paracetamol oder Ibuprofen eingesetzt werden. Tinkturen, Pinselungen oder Cremes zur Anwendung in der Mundhöhle helfen bei schmerzhaften Entzündungen. Pflanzliche Inhaltstoffe wie Kamille, Melisse, Rhabarber oder Salbei haben sich als nebenwirkungsarme Alternativen bewährt. Aber auch Lokalanästhetika wie Lidocain oder Polidocanol können in geeigneter Dosierung je nach Alter zum Einsatz kommen. Das Lutschen von Eiswürfeln oder langsames Trinken gut gekühlter Getränke wird von vielen als angenehm empfunden. Scharfe, heiße oder salzige Speisen sollten in dieser Zeit vermieden werden. Gegen juckende oder entzündete Bläschen an den Handinnenflächen und Füßen können Lotionen oder Cremes helfen. Zinkoxid hat austrocknende und kühlende Eigenschaften, Phenolsulfonsäure und Harnstoff helfen bei nässenden Ausschlägen, Polidocanol kann lästigen Juckreiz mildern, Dexpanthenol fördert die Wundheilung.

Erst gar nicht anstecken Wie bei allen anderen Infektionskrankheiten auch, ist eine gute Händehygiene die Basis des Infektionsschutzes. Besonders nach dem Toilettengang beziehungsweise dem Windelwechseln, vor der Zubereitung von Lebensmitteln und nach dem Niesen/Husten sollten sie gründlich mit Wasser und Seife gewaschen werden (mindestens 30 Sekunden). Potenziell verunreinigte Oberflächen (Türgriffe, sanitäre Anlagen, Spielzeug) sollten regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden. Auch wenn es gerade bei den Kleinsten schwerfällt, ein enger Körperkontakt (küssen, schmusen, Besteck/Teller teilen) sollte möglichst vermieden werden.
Tatsächlich gibt es auch für HFMK Risikogebiete, in Südost-Asien tritt die Krankheit zum Beispiel immer wieder epidemisch auf. Hier sollten zusätzliche Maßnahmen getroffen werden: Trinkwasser abkochen, Nahrungsmittel erhitzen, Obst schälen. In diesen Gebieten wird auch seit einigen Jahren ein Impfstoff gegen bestimmte Erreger eingesetzt. Aufgrund der hohen Mutationsrate wird dessen Bedeutung allerdings als gering eingestuft. Ähnliches gilt leider übrigens auch für die Immunität nach einer Infektion: ja, aber nur gegen die entsprechende Erregervariante des jeweiligen Enterovirus.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: www.onmeda.de
   Robert-Koch-Institut

„Hand-Fuß-Mund-Krankheit – ein ganzjähriges Übel”

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